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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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muß sichergehen.«
    »Also gut«, resignierte Carodyne. »Gönnen Sie mir eine Verschnaufpause.« Das Schiff, in dem er saß, ähnelte einem der Spezialsegler. Es hatte ein winziges Cockpit, und er war zwischen der Steuerung und einer Menge Instrumente eingezwängt. Weitere hingen an der Hülle – Chaloms Spielzeug, mit dem er das Geheimnis des Omphalos zu lüften hoffte.
    Mark spürte, daß er sich allmählich entspannte. Er zog die Schutzbrille wieder herunter und studierte den Feind, denn als solchen sah er das Omphalos. Es hatte Leben verschlungen und ihn selbst bedroht, das machte es automatisch zum Feind. Die Größe spielte keine Rolle, genausowenig wie sein Rätsel und seine atemberaubende Schönheit. Es vermochte zu töten und war deshalb gefährlich, also mußte mit Vorsicht dagegen vorgegangen werden.
    Wie ein Lebewesen hatte das Omphalos eine Haut, eine etwa eineinhalb Kilometer dicke Schicht, ein Gebiet, in dem der normale Raum auf etwas völlig Fremdartiges zu stoßen schien, sich mit ihm vermischte und umgewandelt wurde. Dahinter verschwand, soviel man wußte, jegliche Art von Materie. Chalom wollte seine an Marks Schiff angebrachten Instrumente darin ausprobieren.
    »Mark?«
    »Ist gut. Ich fliege jetzt hinein.«
    Er hätte eigentlich den Sprechkontakt aufrechterhalten müssen, aber gleich bei seinem ersten Flug hatte er sich geweigert. Sprechen störte die Konzentration, das konnte er sich nicht leisten. Dicht über das Omphalos zu streifen, bedurfte seiner uneingeschränkten Aufmerksamkeit.
    Behutsam bediente er die Kontrollen und fiel langsam auf die Oberfläche des leuchtenden Meeres hinunter.
    Und wie immer schoben sich Bilder vor seine Augen: Ein reifes Weizenfeld, eine Frau, ein Häuschen, Kinder. Ein Fluß, in dem sich Fische tummelten. Eine leuchtende Kristallkugel, tanzende Worte, Stränge von Noten, ein düsterer Schatten, der schnell von einer sich öffnenden Tür verdrängt wurde, durch die eine sonnige Landschaft mit üppigen Blumen zu sehen war.
    Er ignorierte sie, konzentrierte sich auf die Steuerung und spürte wieder die Anspannung der Muskeln und Nerven. Tiefer sank er, auf einen azurblauen Flecken zu, den Smaragdgrün umringte. Dann schnell hoch, um einer Rubinlanze zu entgehen, noch höher, als eine purpurne Rauchschwade nach ihm greifen wollte; und wieder tiefer, um den Wogen zu folgen. Ein winziger Falter war er, auf der dünnen Schicht zwischen Wind und Wasser einer stürmischen See.
    Eine Hand streckte sich ihm entgegen und fiel zurück. Ein Auge ohne Iris oder Pupille blinzelte ihm lüstern zu. Ein blaues Gesicht mit gefletschten roten Zähnen verkohlte vor seinen Augen. Bruchstücke Tausender verzerrter Szenen bildeten sich aus dem Zwischenspiel von Licht und unsichtbarer Energie. Hunger begleitete sie, die tierische Gier, sich den Magen vollzuschlagen. Das Omphalos schrie danach, gefüttert zu werden.
    Der Feind war sprungbereit.
    Diese Vorstellung rettete Mark. Mit brennenden Augen warf er einen Blick auf die Kontrollen und riß das zerbrechliche Schiff hoch über die wirbelnde Masse mit ihrer hypnotischen Anziehungskraft. Seine Hände zitterten, als er es in den freien Raum steuerte und ins Funkgerät sprach. »Chalom, ich komme zurück!«
    »Aber, Mark. Das war zu kurz. Ich brauche weitere Meßwerte …«
    »Zur Hölle mit Ihren Meßwerten!« knurrte Carodyne. »Ich komme zurück!«
    Shara erwartete ihn an der Luftschleuse. Als er auf sie zukam, weiteten sich ihre Augen. »Mark! Du siehst ja entsetzlich aus! Wie fühlst du dich?«
    »Ich werde es schon überleben!«
    »Das will ich auch hoffen.« Sie hakte sich bei ihm unter, als sie durch den Raumer gingen, dessen Laderaum umgebaut worden war, um das kleine Forschungsschiff und die Monitoren zu beherbergen. Carodyne hörte die Stimme des Kapitäns, als sie sich der Tür näherten.
    »Bei allem Respekt, mein Lord, wir halten uns genau an die Charterbedingungen und treiben in sicherer Entfernung neben dem Omphalos.«
    »Und wer, Kapitän, bestimmt, was eine sichere Entfernung ist?« fragte die scharfe Stimme des Ekals.
    »Ich, mein Lord.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung. Sie dürfen gehen.«
    Die Tür schwang auf, der Kapitän trat heraus. Er war untersetzt und hatte ein ungewöhnlich langes Gesicht und einen Schädel, der über den Ohren spitz zulief. Er stammte aus dem Sonnensystem Tern und war gewöhnlich phlegmatisch und gleichmütig. Als er Carodyne sah, schüttelte er den Kopf. »Mann, Sie sehen ja furchtbar

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