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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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kein Wissenschaftler.« Carodyne erhob sich. »Aber etwas weiß ich: ein Wissenschaftler ist kein Gott, und nur Gott ist unfehlbar.«
    Er verließ das Zimmer und lehnte sich gegen ein Schott. Das Metall fühlte sich angenehm kühl an. Schwäche übermannte ihn, als die belebende Wirkung des Weinbrands nachließ. Er stapfte zu seiner Kabine. Noch ehe er sie erreicht hatte, kam der Kapitän auf ihn zu.
    »Etwas Ungewöhnliches hat sich ergeben«, sagte er. »Ich hätte gern Ihre Meinung, was wir tun sollten.«
    »Es ist Ihr Schiff, Kapitän.«
    »Damit hat es nichts zu tun. Das Omphalos … Aber kommen Sie am besten gleich mit in die Beobachtungskuppel.«
    Das Omphalos hatte sich unglaublich verändert. Die wirbelnde Leuchtmasse wies einen pechschwarzen Klecks mit scharfen Zacken auf, der sich drohend aus den glühenden Farben abhob.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte der Kapitän. »Nach dem Vertrag liegt die Bestimmung der Sicherheitsgrenze in meinem Ermessen, aber glauben Sie, daß ich das Recht habe, das Schiff weiter zurückzuziehen? Der Ekal hat große Macht und bedeutenden Einfluß. Ich möchte nicht gern ein Opfer seiner Ungnade werden.«
    »Schnell, rufen Sie die anderen! Beeilen Sie sich!«
    Er hörte sie in die Kuppel kommen, spürte Sharas Finger um seinen Arm. »Mark, was ist passiert?« fragte sie.
    »Etwas, auf das wir ein Leben lang warten könnten und kein zweitesmal erleben würden!« rief Chalom aufgeregt. »Dieser Klecks kann nur ein Bruch irgendeiner Art sein. Wir müssen ihn untersuchen, Messungen vornehmen, Informationen sammeln. Mark!«
    Carodyne schwieg. Er dachte an die Turbulenzen, die dort herrschen mußten, und an seine Erschöpfung.
    Die Stimme des Ekals klang wie das Rascheln trockener Blätter. »Ich bitte um meiner Welt willen, Mark. Ich bezahle Ihnen das Doppelte von allem, was Sie bisher zu bekommen haben, wenn Sie noch diesen einen Flug machen.«
    »Es ist eine einmalige Chance, mehr über das Omphalos zu erfahren, ja vielleicht alles, was wir wissen müssen!« Chaloms Stimme zitterte fast. »Bei Gott! Stehen Sie doch nicht einfach herum, Mann! Machen Sie sich fertig!«
    Sharas Hand um seinen Arm bebte. »Bitte, Mark! Bitte!«
    Ich bin ein Idiot, dachte Mark, als er sein kleines Schiff aus dem umgebauten Laderaum steuerte. Es war verrückt, etwas zu tun, das über seine momentane Kraft ging. Was trieb ihn dazu? Nicht Geld, nicht Chaloms Drängen, nicht einmal das Flehen des Mädchens, sondern Neugier, der Wunsch, mehr zu wissen. Und in gewisser Weise das Bedürfnis, den Feind, zu dem das Omphalos geworden war, zu besiegen.
    Er wollte sein Geheimnis aufdecken, es zähmen, wie der Mensch einst das Feuer, den Blitz und das All zähmte, wollte es verstehen lernen, und, wenn er es verstand, beherrschen.
    Sie blickten ihm nach, Chalom an seinen Instrumenten, die anderen am Monitorschirm, wo das winzige Schiff gerade über den schwarzen Klecks flog.
    »So nahe!« flüsterte Shara. »So nahe!«
    »Die Messungen!« rief Chalom begeistert. »Was wir alles erfahren werden!«
    Der Ekal blickte stumm auf den Schirm. Seine Augen wirkten weicher als sonst. Er dachte an seinen Sohn, an seine Welt, und auch an den Mann in dem fernen winzigen Schiff. Er beobachtete, wie der schwarze Klecks sich zu einem gierigen Mund verzerrte und sich schnappend schloß.
    »Er ist verschwunden!« sagte Chalom stumpf. »Die Instrumente zeigen nichts mehr an!«
    »Er ist tot!« flüsterte Shara tränenschwer. »Wir zwangen ihn zu diesem Flug. Wir töteten ihn! O Mark!«
    Der Ekal legte sanft eine Hand auf ihre Schulter. »Gehen Sie in Ihre Kabine, meine Liebe«, sagte er gütig. »Sie auch, Chalom.«
    »Aber, mein Lord«, protestierte der Wissenschaftler. »Ich habe zu tun!«
    »Das können Sie morgen auch noch. Gehen Sie!«
    Als der Ekal allein war, starrte er auf sein Schachbrett. Die Figuren schienen ihm zuzuzwinkern. Er nahm eine hoch und blickte sie lange an. Dann warf er sie mit plötzlicher Wut gegen die Wand.
     

 
5.
     
    Carodyne war nicht tot, er träumte auch nicht, er war wahnsinnig, wahnsinnig insoweit, als er sich in eine Welt der Täuschungen, der absoluten Unwirklichkeit, verirrt hatte. Ein Teil seines Ichs wußte, daß er in einem Schiff saß und damit in das Omphalos eingedrungen war, aber dieses Bewußtsein schwand immer mehr. Der Rest war ein Alptraum.
    Wirklichkeit ist das, was die Sinnesorgane aufnehmen und an das Gehirn weiterleiten, das es interpretiert. Aber das beruht auf

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