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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos
Autoren: E. C. Tubb
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Der Rest diente nur dazu, sein Gesicht zu wahren. Ich verstehe nur nicht, weshalb, Mark? Ich glaube ja, daß Sie diplomatisch und rücksichtsvoll sein können, aber auf den hohen Einsatz zu verzichten! Verlassen Sie sich auf die Dankbarkeit eines Potentaten?«
    »Ich bin ein Spieler, Shara, kein Narr!«
    »Natürlich nicht«, murmelte sie. »Ein Mann aus dem Nirgendwo, der es mit den Besten in einem Wahnsinnssport aufnimmt. Der in einem winzigen Schiff einen Berghang hinabsegelt, wo der geringste Fehler in den Tod führt. Ja, ich weiß, Sie haben sich diese Chance in den Ausscheidungswettkämpfen gewonnen. Und es scheint Ihnen nichts auszumachen, daß fünfzig Prozent der Teilnehmer nicht lebend das Ziel erreichen. Aber warum tun Sie das, Mark? Geht es Ihnen um den Ruhm?«
    »Um das Geld«, sagte er. »Den Preis. Wer kann schon Ruhm ausgeben?«
    »Ich glaube nicht, daß Sie es so meinen, wie es klingt. Sie sind nicht geldgierig, nicht im üblichen Sinn, denn sonst hätten Sie den Ekal nicht gewinnen lassen, sondern den Einsatz genommen, und zum Teufel mit seinem Stolz. Also, warum tun Sie es? Zum Spaß? Um Erfahrung zu sammeln?«
    »Ich habe genug Erfahrung mit der Bedienung von Schiffen«, erwiderte er trocken.
    »Was erhoffen Sie sich dann davon?«
    Er ignorierte ihre Frage und blickte auf das Omphalos. Es schien sich zu winden und von innen heraus aufzulodern.
    »Es ist wunderschön«, flüsterte das Mädchen neben ihm. »Aber gleichzeitig auch irgendwie schrecklich – beängstigend und gefährlich. Ich unterhielt mich mit Nev Chalom, kennen Sie ihn?«
    »Nein.«
    »Er ist ein sehr gescheiter Mann, ein Astrophysiker und Mathematiker von Ulate. Nach seiner Theorie ist das Omphalos nicht so stabil, wie man glaubt. Er behauptet, es pulsiert und breitet sich aus, dann verschlingt es alles in seiner Reichweite. Er ist der Meinung, daß es früher viel kleiner war und über die Äonen hinweg zu seiner jetzigen Größe angewachsen ist. Ergibt das einen Sinn, Mark?«
    »Das tut jede Theorie, bis die Tatsachen ihr widersprechen.«
    »Sie weichen mir aus«, sagte sie. »Aber stellen Sie sich vor, das Omphalos breitet sich jetzt aus und verschlingt diese Welt. Was würde dann mit allen Menschen darauf geschehen? Würden sie sterben?«
    Er zuckte stumm die Schultern.
    »Und die Schiffe, Mark. Sie haben gehört, was der Führer sagte. Was ist aus ihnen und ihrer Besatzung geworden? Befinden sie sich dort irgendwo in ihm und warten darauf, daß jemand kommt und sie befreit? Manchmal …« Sie unterbrach sich, holte laut Luft. »Mark!«
    »Was haben Sie denn?«
    »Ein Gesicht!« murmelte sie. »Ich sah ein Gesicht!« Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Reine Einbildung«, brummte er. »Ich sagte Ihnen doch, wenn Sie lange genug darauf schauen, werden Sie alles sehen, was Sie nur wollen: ein Gesicht, einen Traum, Schrecken aus der Kindheit.«
    »Es war so echt«, wisperte sie. »Und so – nein, nicht böse, sondern spöttisch.«
    Als sie in den Gesellschaftsraum zurückkehrten, tanzten auf der kleinen Bühne drei grazile Mädchen, begleitet von Flöten und Trommeln.
    »Der Frühlingstanz«, erklärte ihnen ein Kellner, als sie sich zu den Zuschauern gesellten. »In früherer Zeit hätten sie getanzt, bis nur noch eine übrigblieb, und sie wäre dann als Frühlingskönigin gefeiert worden.«
    »Um schließlich im Herbst in einem Ritual getötet zu werden«, sagte Carodyne, »damit ihr Fleisch und Blut der Scholle Kraft für den langen Winter gebe.«
    »Sie kennen unsere alten Bräuche, Sir.« Der Kellner blickte ihn voll Hochachtung an. »Nur wenige, die Krait besuchen, wissen soviel.«
    »Gibt es diese alten Bräuche immer noch?« fragte Shara. »Ich meine, genauso wie früher?«
    Die Augenschlitze verschleierten sich. »Ich verstehe Sie nicht, Madame. Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
    »Später, nach dem Tanz.«
    Tschinellenklirren beendeten die Darbietung. Die Tänzerinnen bückten sich, um die Münzen aufzuheben, die man ihnen zuwarf. Ihre Haut glitzerte von Schweiß und Öl. Ein alter Mann löste die Mädchen ab. Seine Haut war stumpf, seine Augen waren mit einer trüben Schicht überzogen. Er kauerte sich auf den Boden und schlug auf einen Flaschenkürbis. Seine Stimme, als er sprach, klang erstaunlich klar.
    »Hört die Geschichte vom Anfang, von der Finsternis, die endete, als das Große Ei brach. Hört von den Heimsuchungen jener, deren Stolz ihr Fluch war, und von ihrem schrecklichen Geschick jenseits der
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