Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
flickender Kleider.
»Nichts leichter als das.« Madame LeFèvre sagte rasch etwas auf Patois. Celeste bejahte stumm, nahm Beatrices Kleider und eilte hinaus. Dann wandte Madame LeFèvre sich an Rosalind. »Ihr wolltet mich sprechen, Mademoiselle?«
»Oui, Maman. Merci.« Rosalind wählte ihre Worte mit Bedacht. »Habt Ihr Adèle heute gesehen?«
» Non , Mademoiselle.«
»Habt Ihr sie gestern gesehen?«
Madame LeFèvre schüttelte den Kopf. »Sophie kommt immer als Erste. Ich gebe ihr die Arbeit für den Tag, und danach erledigt sie alle Aufgaben mit Adèle gemeinsam.«
»Und wo ist Adèle heute? Als ich läutete, kam Sophie allein. Habt Ihr Adèle einem anderen Teil von Au Jardin zugeteilt?«
» Non. Meine letzten Änderungen im Hausarbeitsplan liegen über einen Monat zurück.«
Rosalind versuchte, sich ihre zunehmende Besorgnis nicht anmerken zu lassen. »Sagt mir, Maman , erinnert Ihr Euch, wann Ihr Adèle zuletzt gesehen habt?«
»In der Nacht nach dem Fest. Sie kam zu mir und beklagte sich über die Schmerzen auf ihrem Rücken. Es war nichts, höchstens ein leichter Kratzer. Aber so wie Adèle sich aufspielte, hätte man glauben können, sie läge im Sterben.«
»Und was habt Ihr getan?«
»Ich gab ihr eine Salbe, die sie sich drauftun konnte, und sagte ihr, sie täte gut daran, sich ruhig zu verhalten und keinen weiteren Ärger mehr zu machen.«
»Wärt Ihr so gut, mir Adèles Zimmer zu zeigen, Maman ? Bitte glaubt mir, wenn ich Euch sage, dass es von äußerster Wichtigkeit ist.«
»Wie Ihr wünscht.«
Rosalind drehte sich zu Beatrice um. »Ich denke, es ist das Beste, wenn du weiterpackst. Es wird nicht lange dauern. Ich komme zurück, sobald ich kann.«
Beatrice schien beunruhigt. »Etwas stimmt nicht, oder? Und Ihr wisst, was es ist.«
»Ich bin mir noch nicht sicher. Aber bald weiß ich Genaueres.«
Rosalind folgte Madame LeFèvre durch Flure in den weniger prächtigen Teil des Herrenhauses. Madame LeFèvre brachte sie zu einer Tür und klopfte an. Niemand antwortete. Sie klopfte noch einmal.
»Sophie? Adèle?«
Madame LeFèvre wartete einen Moment, dann drehte sie seufzend den Türknauf und öffnete. In dem Zimmer befanden sich zwei Betten. Auf der einen Seite war das Bett gemacht, die Kommode aufgeräumt, der Fußboden sauber und überhaupt alles recht ordentlich. Auf der anderen Seite lag ein Durcheinander von Kleidern, gebrauchten Kerzenstummeln, zerknautschten Laken. Es müffelte ein wenig. Madame LeFèvre trat zurück.
»Sie ist nicht hier.«
Rosalind bahnte sich einen Weg durch das Chaos zum Wandschrank. Die beiden Kleider, die darin hingen, waren nur noch Lumpen, übersät von Öl-, Fett- und anderen Flecken. Eine Lücke inmitten des Staubs und Kleinkrams auf der Kommode verriet, dass dort etwas gelegen hatte.
»Sie nahm nur mit, was sie brauchte«, überlegte Rosalind laut. »Ihre besten Kleider, ihren Schmuck und ihre Cremes und Puder.«
»Aber wieso?«, fragte Madame LeFèvre. »Wo sollte sie die denn tragen?«
»Im Haupthafen von Martinique, wo eine Hure und ein Taschendieb reichlich Arbeit finden können.«
Madame LeFèvre riss entsetzt die Augen auf. »Ihr glaubt, sie ist weggelaufen?«
»Ich wüsste nicht, was wir sonst hiervon halten sollen. Alles deutet darauf hin.«
» Mon Dieu! Wir müssen es sofort dem Capitaine sagen!«
Rosalind stimmte ihr zu. »Das müssen wir unbedingt. Wo finden wir ihn zu dieser Stunde?«
»Der Capitaine und Monsieur Yves planten, heute nach den Schiffen zu sehen, ob alles in Ordnung gehalten wird. Ich glaube nicht, dass sie bereits aufgebrochen sind.«
Rosalind rannte zurück zur Küche und sah dabei aus jedem Fenster, an dem sie vorbeikam, bis sie Alexandres schwarze Mähne inmitten der bunten Farben im Garten ausmachte. Er saß mit Yves und Gaston an einem schattigen Plätzchen.
»Mon Capitaine!«
Sie rannte zu ihm, ohne etwas darauf zu geben, dass alle sich neugierig zu ihr umdrehten. Alexandre sprang auf, kam ihr entgegen und fing sie in seinen Armen auf.
»Was ist los, ma belle ? Ist Beatrice wieder krank?«
»Non, non, mon Capitaine . Es ist schlimmer. Ich glaube, Adèle ist weggelaufen.«
»Weggelaufen? Pourquoi? «
»Wie könnt Ihr mich das fragen? Ihr habt sie erniedrigt und dann fortgeschickt, als wäre sie ein Nichts, und alles meinetwegen. Wie konnte sie da noch einen Tag länger hierbleiben, da alle entweder über sie lachen oder sie bemitleiden?«
»Warum schlagt Ihr Euch auf ihre Seite? Sie hat ihre Strafe
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