Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
sich drehen.« Alexandre zog das Messer aus seinem Stiefel, wandte sich um und hielt es in den Sturm. » Vive la France , verdammt! Für Frankreich! Für den Ruhm, der uns gebührt hätte!«
Yves legte ihm eine Hand auf die Schulter. » Mon ami , geht hinein. Ich sage Euch Bescheid, sowie es Neuigkeiten gibt.«
Alexandre sah wütend in den Himmel, über den der Wind die dunklen Wolken jagte. »Ich kann sie hören, Yves.«
»Ich weiß.« Umgeben von alten Geistern standen sie da. »Geht jetzt, mon ami . Denkt daran, wie Ihr La Fortuna versenken werdet. Vasquez ist ein Tier, aber selbst Ratten können manchmal schlau sein.«
Die Stimme der Vernunft sagte Alexandre, dass Yves recht hatte – wie immer. Wenn er darauf bestand, solche Risiken für eine kleine Milchmagd einzugehen, sollte er zumindest eine richtige Strategie erarbeiten. Mit einem Kopfnicken wandte er sich ab und ging durch den strömenden Regen in seine Kajüte. Drinnen zog er die Stiefel aus, streifte die nassen Kleider ab und wollte sich frische nehmen. Plötzlich hielt er inne und dachte an das lächerliche englische Kleid, das Rosalind angehabt hatte. Ob sie es noch trug? Oder hatte Vasquez es bereits vernichtet, zusammen mit Rosalinds Unschuld, ihrem Geist und vielleicht sogar ihrem Leben? Nicht einmal sie wäre klug genug, Vasquez seine niederen Absichten auszureden.
Alexandre warf sich auf sein Bett. Er wünschte, Rosalind würde neben ihm liegen. Und er bereute, morgens gezögert zu haben, statt sie zu nehmen und dazu zu bringen, dass sie für alle Stimmen taub war außer für ihre eigene, die in vollkommener Ekstase seinen Namen rief. Narr! Sie hatte ihn abgewiesen, ihn ausgelacht, ihn beinahe geschlagen, ihn tatsächlich an den Haaren gezogen und alles zur Verteidigung dieser dünnen kleinen Maus, die gewiss in Ohnmacht gefallen wäre, hätte er sie noch etwas länger geküsst. Nein, Schwester Beatrice hätte ihm gewiss kein echtes Vergnügen bereitet. Erleichterung, ja, aber keine Befriedigung. Die hätte er erst, wenn Rosalind wieder in seiner Gewalt war.
Und dennoch … Und dennoch … Trotz aller Wut konnte Alexandre nicht leugnen, dass er sie bewunderte. Seine kleine Milchmagd hatte eine unglaubliche Courage. Zu ihrem Pech war Courage allerdings keine Tugend, die Vasquez an einer Frau schätzte. Wie lange würde sie es schaffen, sich die stinkenden, versoffenen Ratten vom Leib zu halten, die er seine Mannschaft nannte? Abschaum wie die sahen eine so goldene Vollkommenheit bestenfalls einmal in ihrem jämmerlichen Leben. Und sie alle würden sie haben wollen, von dem, was die arme kleine Beatrice erwartete, ganz zu schweigen. Rosalinds einzige Hoffnung bestand darin, dass sie Vasquez zwischen sich und seine Mannschaft brachte.
Alexandre zog sich eine saubere Hose an, setzte sich mit einer Flasche Rum hin und versuchte nachzudenken. La Fortuna besaß mehr Kanonen und mehr Segel, aber Vasquez war ein langsamer, ungeschickter Taktiker. Seine Männer waren undiszipliniert und zu faul, sich mit der Geschwindigkeit zu bewegen, die nötig war, wenn sie ihr Leben retten wollten. Bei Tagesanbruch wäre L’Etoile du Matin zu sehen, und von da ab hatte Vasquez alle Zeit, die er brauchte, um sich bereit zu machen. Alexandre überlegte mögliche Strategien. Es gab zweierlei zu tun, und zwar in der richtigen Reihenfolge: Er musste Rosalind von Vasquez’ Schiff holen und es anschließend versenken. Er stand auf und ging in der Kajüte herum, doch seine Gedanken kehrten ständig zu Rosalind zurück. Er dachte daran, wie sie Henri angegriffen und entwaffnet hatte, mit welcher Freude sie Alexandre provozierte und an die schneidende Kälte in ihrer Stimme, als sie ihm Feigheit vorwarf, weil er sich an einem Mädchen wie Beatrice vergriff. Wer war sie? Keine gewöhnliche Lehrerin konnte so furchtlos und kämpferisch auftreten.
Alexandre nahm die Flasche mit an seinen Sekretär und drehte die Flamme in seiner Öllampe höher. In der obersten Schublade lagen die Schiffspapiere von der Bird of Paradise . Er blätterte die Dokumente durch und sichtete die Aufzeichnungen von Captain Harris, ob irgendwo Miss Rosalind Brooks erwähnt wurde. Ein Bogen edlen Briefpapiers fiel heraus und flatterte zu Boden. Alexandre hob ihn auf und las den Brief.
»Mein lieber William,
Sorgt bitte dafür, dass Lady Rosalind Hanshaw sicher und wohlbehalten in Jamaika ankommt. Ich weise Euch darauf hin, dass sie meine Verlobte ist und ich höchst unerfreut wäre, sollte ihr
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