Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
Tabakgestank trübten den Eindruck des kostbaren Materials. Eine lange Kette aus dicken Perlen, in die zwei schwere goldene Armreifen verschlungen waren, fiel aus dem Bündel. Rosalind starrte sprachlos auf das Dirnenkostüm und fragte sich, wie viele Frauen es wohl schon getragen hatten und was mit ihnen geschehen war. Angewidert ließ sie den Stoff los und wischte sich die Hand an ihrem Rock ab.
Vasquez setzte sich an den Tisch in der Ecke und griff nach einer halbleeren Flasche darauf. Mit den Zähnen zog er den Korken aus der Flasche und spuckte ihn beiseite. Dann schenkte er sich einen Krug voll ein. »Mach dich hübsch für mich, chérie .«
Rosalind zwang sich, ihn anzusehen. Im helleren Licht war seine Narbe noch widerlicher. Seine Augen waren schmierig braun, sein schwarzes Haar fettig, die Hände schmutzig mit kurzen, dicken Fingern und abgebrochenen Nägeln, unter denen Dreck und Schlimmeres klebten. Sie erschauderte.
» S’il vous plaît, mon Capitaine. Meine Schwester ist krank. Ich glaube, sie hat Fieber. Man sollte sich um sie kümmern.«
»Um mich auch, chérie. Mach mich glücklich, dann sehen wir nach deiner Schwester.«
Rosalind hatte das Gefühl, ein Déjà-vu zu erleben. Sie befand sich zum zweiten Mal in derselben Situation, nur dass sie diesmal weit grausamer behandelt wurde. Mit zitternden Fingern löste sie die letzten Haken, die ihr Kleid noch zusammenhielten, und ließ es fallen.
»Und den Rest auch«, befahl Vasquez.
Rosalind gehorchte und legte das Korsett und die Pumphosen ab. Ihre Wangen glühten, und nur noch ihr langes Haar schützte sie vor den Blicken des Piraten.
Vasquez stieß einen leisen Pfiff aus. »Was für ein schöner Anblick. Eine Engländerin in nichts als ihren Schuhen und Strümpfen. Sieh mich an, chérie .«
Rosalind rührte sich nicht. Wenn sie den Kopf hob, würde ihr Haar nach hinten fallen. Sie fragte sich, ob man tatsächlich vor Scham sterben könnte.
Ungeduldig hackte Vasquez sein Messer in die Tischplatte. »Ich sagte, sieh mich an!«
Rosalind richtete sich auf. Ihr Haar glitt über ihre Schultern nach hinten. Nur wenige goldene Strähnen hingen noch wie eine Girlande über ihren Brüsten.
Vasquez nickte. »Gefällt mir. Gefällt mir sehr gut.«
Die Zeit kroch in vollkommener Stille dahin. Rosalind fühlte buchstäblich, wie die schlammig braunen Augen ihren ganzen Körper abwanderten.
»Und jetzt zieh das Kleid an.«
Unsicher stieg sie in das fremde Kleid. Sie ekelte sich vor den vielen Flecken, von denen sie sich nicht einmal ausmalen mochte, woher sie stammten. Der Seidenstoff schmiegte sich eng an ihre Brüste und Hüften, so eng, dass sie sich darin fast noch ungeschützter fühlte als nackt. Der Rock war hoch geschlitzt und klaffte bei jedem Schritt bis zu ihrem Oberschenkel auf. Rosalind errötete noch mehr, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Hilflos zupfte sie an dem Kleid, um sich wenigstens so weit zu bedecken, wie es ging. Vasquez lachte.
»Du wirst eine feine Hure abgeben, ma fille . Reif und süß und pflückbereit.« Er rülpste und hielt sich die Hand vor den Mund. »Jetzt den Schmuck.«
Rosalind legte einen Armreif an jedem Handgelenk an. Ihre Haut wärmte das kalte Gold. Um wie viel lieber wären ihr die rostigen Eisenringe gewesen, die man ihr auf Alexandres Brigantine umgelegt hatte. Als Letztes kam die Perlenkette, die schwer in das Tal zwischen ihren seidenbedeckten Brüsten sank und den Stoff noch zusätzlich straffte.
»Gut. Sehr gut. Komm her.« Vasquez klopfte sich auf den Schenkel.
Rosalind senkte den Blick und konnte vor lauter Tränen kaum mehr etwas erkennen. Alexandre hatte sie gewollt, aber er behauptete voller Stolz, stets dafür zu sorgen, dass die Damen es genossen. Hätte sie sich nicht von ihm abgewandt, vielleicht wäre sie von ihm in noch größere Genüsse eingeführt worden … Sie schüttelte den Kopf, um das seltsame Verlangen zu vertreiben, ein Verlangen, das jeder Vernunft spottete.
Vasquez musste es als Ablehnung gedeutet haben, denn er packte ihre Hand und riss Rosalind grob auf seinen Schoß. Im Licht der Laterne sah er erst recht wie ein Unhold aus, als er seine tabakfleckigen Zähne zu einem Grinsen bleckte. Vor Angst und Erschöpfung stand Rosalind kurz vor einer Ohnmacht. Als sie schwankte, schlang Vasquez einen Arm um ihre Taille und drückte sie an seine Brust.
»Dem eitlen Gecken eine Frau aus dem Bett zu rauben, sie hier bei mir zu haben, während der große Ange Noir über ihren
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