Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
Noir wäre groß genug, um Gnade zu zeigen, wo Gnade angebracht war. Nun denn. Sollte Rosalind sehen, dass L’Ange Noir seinem Ruf gerecht wurde.
»Monsieur Gingras«, sagte er. »Seid so gut und sagt den Männern auf dem Flachboot, dass ich zu meinem Wort stehe. Wenn sie mir das Mädchen unverzüglich aushändigen, werde ich Gnade walten lassen. Das ist ihre letzte Chance.«
Gingras übersetzte. Einige Männer von Vasquez wirkten unsicher und blickten finster zum Achterdeck. Alexandre ließ sich seinen Triumph nicht anmerken. Wenn er die Hunde zur Meuterei anstacheln konnte, würde er Rosalind zurückbekommen, ohne dass ein einziger Schuss abgefeuert werden musste.
Vasquez bellte in aufgeregtem Spanisch und fuchtelte mit seiner Pistole.
»Er erzählt ihnen, dass Ihr der Teufel seid«, erklärte Monsieur Gingras, »und Franzose noch dazu. Ihr würdet ihnen die Herzen herausschneiden, ganz gleich was sie tun.«
Alexandre lachte.
La Fortunas Heckkanonen feuerten, allerdings flogen die Kugeln heulend über den Bug der Etoile du Matin hinweg ins Wasser. Hätte Vasquez gewartet, bis die Wellen ihre Schiffe auf gleiche Höhe brachten, wären wenigstens ein paar Segel zerfetzt worden. Und nun, da er das Feuer eröffnet hatte, durfte Alexandre sich verteidigen.
»Versenkt seine Kanonen, schießt ihm die Masten weg, bis er hilflos im Meer treibt!«
Die Befehle wurden von Mann zu Mann weitergegeben, und die Kanonenmannschaft jubelte. Zuerst feuerten die Kanonen im Unterdeck auf Vasquez’ Wasserlinie. Salzwasserfontänen stoben auf, fluteten die Kanonenluken und die Rohre der schussbereiten Waffen, die damit außer Gefecht gesetzt waren. Die Diabolique könnte von der anderen Seite feuern, aber L’Etoile du Matin war nicht mehr in unmittelbarer Gefahr. Sie mussten nur noch längsseits gehen und das Enterkommando hinüberschicken.
»Mon Capitaine!« , rief Monsieur Gingras. »Seht!«
Er zeigte auf den Hauptmast der Fortuna . Alexandre hob sein Fernglas. Sechs von Vasquez’ Männern standen jeweils zu zweit an den Querholmen und reichten sich Rosalind nach oben zu. Sie hatten ihr Taue um Hände und Füße geschnürt, an denen sie sie hielten.
Alexandre fluchte. »Feuer einstellen! Jetzt, verdammt!«
Auf der Diabolique luden sie ihre leichteren Kartätschen, die den Hauptmast zerstören sollten. Alexandre musste sie aufhalten, bevor sie Rosalind ebenfalls in Stücke rissen. Er rannte zum Achterdeck und griff nach den Signalflaggen, aber es war zwecklos, denn die Segel seines Schiffes versperrten der Schaluppe die Sicht.
L’Etoile du Matin ging längsseits zur La Fortuna , auf der Vasquez’ Mannschaft sie bereits mit Pistolen und Entermessern erwartete. Sie wussten, dass es ein Kampf würde, den sie schon jetzt verloren hatten, und so versteinert wie ihre Gesichter aussahen, machte es keinen Unterschied mehr, ob das Schiff unter ihnen bereits in Flammen stand oder nicht.
»Enterkommando!«, rief Alexandre. »Ich will das Mädchen! Fünfzig Dukaten für den Mann, der sie mir lebend bringt!«
Seine eigenen Leute reihten sich entlang der Reling auf, bewaffnet und gefechtsbereit. Alexandre nahm sich einen kurzen Augenblick, jedem von ihnen ins Gesicht zu sehen. Und wie immer fragte er sich, wer wohl nicht zurückkehren würde.
»Bonne chance, mes amis« , murmelte er. Es war Zeit, den Befehl zu geben, der einige von ihnen in den Tod schicken würde. »Enterkommando, los!«
*
Rosalinds Arme schmerzten. Das grobe Tau stach ihr in die Haut, und ihr eigenes Körpergewicht zerrte an ihren Schultern. Der Mast schwankte mit jeder Bewegung des Schiffes beängstigend weit hin und her, so dass ihr zu allem Überfluss auch noch übel wurde. Nun, da Alexandres Kanonen feuerten, konnte sie nur noch abwarten, bis eine den Hauptmast fällte. Sie erinnerte sich zu gut, wie sicher Alexandres Leute zielten.
Doch plötzlich stellte L’Etoile du Matin das Feuer ein.
»Chérie!« Vasquez stand unten am Mast und sah lachend zu ihr nach oben. »Du bist der beste Glücksbringer, den ich je hatte! Siehst du wie L’Ange Noir bei dem Gedanken zittert, er könnte dich verletzen?«
Bei aller Übelkeit und Angst konzentrierte Rosalind sich einzig auf Alexandre und sah nur ihn. Er wirkte verbittert, nicht mehr so selbstsicher wie eben noch, als er seine Bedingungen nannte. Ja, Black Angel schien nachgerade verzweifelt. Konnte das sein? Sorgte Alexandre sich wirklich so sehr um sie? Das würde Sinn ergeben, wenn er es wie Vasquez auf ein
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