Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
Lösegeld abgesehen hatte, aber Alexandre hatte keine Ahnung, wer sie war. Warum lag ihm dann so viel an ihrer Sicherheit?
»Ich muss dich unbedingt behalten!« Vasquez brüllte einen Befehl, worauf Pedro und ein Dutzend weitere Piraten sich mit Entermessern und Pistolen bewehrt um den Mast postierten. Vasquez wollte sie offenbar auf keinen Fall ausliefern. Sie wurde beinahe ohnmächtig vor Angst.
Rosalind beobachtete, wie die Etoile du Matin längsseits kam und Alexandres Männer La Fortuna enterten. Stahlklingen klirrten aneinander, als Vasquez’ Piraten gegen Alexandres kämpften und ein paar von ihnen wieder über Bord warfen. Aber Alexandres Leute hatten die erste Verteidigungslinie schnell durchbrochen und strebten energisch gen Hauptmast. Überall auf dem Schiff wurde gekämpft. Unten am Mast schlugen Pedro und seine Gefährten wie verrückt auf Alexandres Männer ein, um sie auf Abstand zu halten. Die aber umringten die Piraten mit militärischer Präzision, legten ihre Pistolen an und feuerten. Vier von Vasquez’ Leuten fielen, und mit Entermessern und Dolchen drängten Alexandres Männer weiter vor.
Pedro und drei andere Piraten ließen ihre Waffen fallen und rannten das Tauwerk hoch wie Spinnen an einem Netz. Pedro hatte sich seinen Dolch zwischen die Zähne geklemmt. Einer der anderen Piraten hielt Rosalind fest, während Pedro sie vom Mast abschnitt. So abscheulich wie sie es auch fand, von diesen Ungeheuern berührt zu werden, verhielt Rosalind sich dennoch vollkommen still. Wenn sie sich nämlich wehrte und die Männer sie fallen ließen, landete sie geradewegs in den Klingen der Piraten unten am Mast. Wenn sie Glück hatte, würde sie über Bord gehen, aber auch ein Aufprall auf das Wasser aus dieser Höhe könnte tödlich sein.
Die beiden verbliebenen Piraten fertigten ein Geschirr aus Tauen, das sie Rosalind über die Arme legten und hinten zwischen ihren Schultern festzurrten. Dann schlangen sie das Tauende an eines der schweren Seile, die vom Mast hinunter zum Bug führten. Pedro knurrte ihr etwas auf Spanisch zu und machte eine schwingende Bewegung mit seiner freien Hand. Rosalind verstand nicht, ob es eine Anweisung oder eine Warnung sein sollte. Grobe Hände legten ihre Arme um einen dicken Nacken. Die Piraten stritten sich in barschem Spanisch, dann ruckte das Tau schmerzhaft an Rosalinds Schultern. Der Wind rauschte an ihr vorbei, während sie an den Piraten geklammert am Tau nach unten glitt.
Sie landeten unsanft mit den Füßen voran an Deck, und noch ehe Rosalind sich halbwegs gefangen hatte, zerrte der Pirat sie weiter. Rufe, Schreie und Pistolenschüsse hallten überall um sie herum. Die Luft war von Schießpulverqualm und kupferähnlichem Blutgeruch erfüllt. Als die Piraten sie schließlich wieder auf die Beine stellten, öffnete Rosalind die Augen und fand sich auf dem Achterdeck wieder. Vasquez erwartete sie bereits. Sein Hemd war zerrissen und befleckt von Schießpulverruß und Blut. Außerdem lief ihm frisches Blut aus einer Wunde über dem einen Auge.
» L’Ange Noir nimmt vielleicht mein Schiff ein, aber nicht dich. Diesen Schatz werde ich ihm ein für alle Mal rauben!« Vasquez drehte sich zur L’Etoile du Matin . »Hörst du mich, du eitler französischer Hund! Sie gehört mir!« Vasquez entriss sie Pedro. »Diese feine englische Lady ist mein !«
Rosalind war entsetzt. Ohne lange zu überlegen, versetzte sie Vasquez eine Ohrfeige. Der explodierte beinahe vor Wut, packte mit beiden Händen ihren Hals und schrie sie auf Spanisch an. Rosalind wehrte sich gegen ihn, verzweifelt bemüht, ihn wegzustoßen, obwohl er sie so heftig würgte, dass sie fast erstickte. Pedro zog an Vasquez’ Armen und gestikulierte wie wild. Vasquez knurrte ihn an und warf Rosalind zu Boden. Dann holte er ein Messer aus seinem Stiefel, griff Rosalind ins Haar und zerrte sie auf die Knie.
» L’Ange Noir wird nichts als eine Leiche zurückbringen«, zischte er ihr ins Ohr. »Und Vasquez’ Name wird in dein englisches Herz geritzt sein!«
»Alexandre!«, rief Rosalind. »Helft mir! Helft mir!«
Der blutige Tumult war undurchschaubar. Überall an Deck lagen Tote, und über den noch Kämpfenden waberten Rauchschwaden aus den Kanonen und Pistolen. Da die Piraten auf beiden Seiten bunt gekleidet waren, konnte Rosalind nicht erkennen, welche Seite gewinnen würde. Sie schrie und schlug nach Vasquez’ Händen.
»Rosalind!«, hallte Alexandres Stimme über das Schiff. Er stand nahe dem Bug, ein
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