Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
der Wand und steckte ihn in seinen Gürtel. Dann steckte er seine beiden Pistolen in den Stoffbund und stopfte zwei Messer in seine Stiefel. Sein Puls beschleunigte sich. Was gab es Schöneres im Leben als die feierliche Vorbereitung auf die Schlacht? Er vermisste die Förmlichkeit der französischen Marine, die Befehle, die festen Abläufe und die Ehre, der Krone zu dienen. Eigentlich diente er ihr immer noch, auch wenn er in den Augen der meisten Leute nichts als ein Pirat war. Dabei würde er heute sogar einen Dienst an der Menschheit leisten, nicht bloß an einer Krone. Wenn das Schiff da vorn La Fortuna war, würde Alexandre dem widerlichen Treiben von Vasquez ein für allemal ein Ende setzen.
Einen Augenblick lang blieb er in der offenen Tür seiner Kajüte stehen und beobachtete seine Mannschaft, die hinauf in die Masten schwärmte, um die Segel zu setzen und L’Etoile du Matin so nah wie möglich an den Wind zu bringen. Das waren seine Männer. Viele von ihnen waren früher schon mit ihm gesegelt, alle waren seine Kameraden. Sie folgten ihm, und er führte sie stets dorthin, wo es für sie am lohnenswertesten war. Eines Tages würde er sie zurückführen nach Frankreich, als Helden, nicht als Verbrecher, die man bespuckte und anschließend aufhängte.
»Mon Capitaine!« , rief André. » La Fortuna zwei Meilen steuerbords! Ihr Hauptsegel hat zwei Kugeln abbekommen, und der Kreuzmast liegt zerfetzt an Deck! Sie liegt tief im Wasser und kann jederzeit kentern.«
Alexandre grinste vor Erleichterung und Freude auf die Jagd. Er sprang aufs Achterdeck. Als er sah, wie André vor Schadenfreude strahlte, musste er lachen – und sein Lachen hallte wie ein Kanonenfeuer übers Wasser. Die gesamte Mannschaft schien von einer wilden Begeisterung erfasst.
»Auf zu La Fortuna !«, rief Alexandre. »Möge Gott der Seele des spanischen Bastards gnädig sein!«
*
Rosalind stand auf dem Achterdeck, eingekeilt zwischen Tauwerk und Reling. Sie hatte sich ganz in eine Ecke im Schatten des Achterdecks zurückgezogen und versuchte, einen festen Stand zu behalten. Vasquez bestand darauf, dass sie bei ihm an Deck blieb, und behauptete, er bräuchte »seine kleine Glücksbringerin«. Nun stürmte er mit einer Zigarre in der einen und einem Krug in der anderen Hand vor und zurück. Dabei schrie er lallend Befehle an seine Leute auf Spanisch. Sie johlten. Dank des Rums, den sie von Captain Bellamys Schiff geholt hatten, klangen ihre Stimmen zusehends lauter, gröber und unzusammenhängender.
Rosalind beobachtete das Trinkgelage mit wachsender Furcht. Vasquez war genau der Narr, als den Alexandre ihn beschrieben hatte und ließ seine Männer völlig außer Kontrolle geraten. Aber trotz allen Ekels blieb Rosalind in Vasquez’ Nähe. Solange er dachte, er könnte den größten Gewinn einstreichen, wenn er sie unversehrt ließ, würde er sie wenigstens gegen die anderen Männer an Bord verteidigen. Und sie musste dafür sorgen, dass er das nicht vergaß. Vasquez wirbelte herum, torkelte auf sie zu und schwankte, als das Schiff sich zur Seite neigte. Rum schwappte aus seinem Krug und über seine Hose. Erst fluchte er, um dann in lautes Lachen auszubrechen.
»Wo das hier herkommt, gibt’s noch mehr, hä, chérie ?« Er nahm einen großen Schluck. »Ah, gut. Guter Rum. Kein schäbiger Grog für meine Mannschaft.« Er schleuderte ihr den Krug entgegen. »Trink auf unser Glück, englische Lady. Ich hätte dich als Hure verkaufen können, aber jetzt werde ich das Lösegeld für eine Königin kassieren!«
Er entblößte die fleckigen Zähne zu einem bösen Grinsen. »Aber deine Schwester ist keine Lady, oder, chérie ?« Er nickte so heftig, dass er das Gleichgewicht verlor und gegen die Reling torkelte. »Ich kann es mir leisten, ein bisschen weniger für sie zu kriegen.« Er leckte sich die Lippen, stürzte den restlichen Inhalt seines Krugs herunter und machte sich auf den Weg zu seiner Kajüte.
Rosalind rannte ihm nach, packte seinen Arm und wollte ihn zurückziehen. Er holte nach ihr aus, wobei er wieder die Balance verlor und sich einmal um die eigene Achse drehte. Rosalind duckte sich unter seinem Arm und wich zurück, während Vasquez in ein Gewirr von Tauen hineinstolperte. Er war ganz dicht an der Reling – ein kleiner Stoß würde ihn über Bord befördern. Lautere Rufe vom Hauptdeck erinnerten sie an die lauernde Meute ungewaschener, betrunkener, gesetzesloser Tiere, die so lüstern zugesehen hatte, als Vasquez Captain
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