Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
Bellamy peinigte. Was sollte sie tun, um nicht alles nur noch schlimmer zu machen?
»Meine Schwester hat Fieber, mon Capitaine . Und es könnte sehr wohl Schiffsfieber sein.« Erleichtert sah sie, wie Vasquez deutlich blasser wurde. »Ihr könntet Euch damit anstecken und es unter Eurer Mannschaft verbreiten. Bevor Ihr den nächsten Hafen erreicht, kann es alle an Bord dahingerafft haben.«
Die Angst, dass sie tatsächlich recht haben könnte, verlieh Rosalinds Stimme genügend Festigkeit, um Vasquez zögern zu lassen. Mit Schiffsfieber war nicht zu scherzen. Rosalind bezweifelte, dass Vasquez einen Arzt an Bord hatte, eher wohl einen Schlachter mit einer rostigen Säge und minimalen Kenntnissen der menschlichen Anatomie. Vasquez setzte seinen leeren Krug an, fluchte und schleuderte ihn wieder Rosalind entgegen.
»Hol mir mehr Rum!«
»Oui, mon Capitaine.«
Rosalind nahm den Krug und suchte unter den ausgelassenen Piraten nach dem namens Pedro. Er schien am ehesten gewillt, Vasquez’ treuen Gefolgsmann zu mimen, und Rosalind war es lieber, wenn er sich den Weg durch die Menge zum Rumfass bahnte. Nichts und niemand würde sie dazu bringen, vom Achterdeck hinunterzusteigen.
In dem Augenblick ertönte über ihr eine wildrufende Stimme. Vasquez drängte Rosalind beiseite und richtete sein Fernrohr auf den Horizont. Dann lachte er grölend los, packte Rosalinds Arm und zog sie neben sich.
»Sieh mal, chérie . Da kommt der französische Bastard.« Seine Lippen verzogen sich zu einem widerwärtigen Lächeln. »Er glaubt, dass er mich mit dem englischen Lumpen am Mast täuscht.« Er schüttelte den Kopf. »Dabei kenne ich seine Segel.«
Er zerrte Rosalind an die Reling und beugte sie weit darüber.
»Er kommt deinetwegen, englische Lady. In zwei Stunden hat er uns eingeholt.«
Rosalind klammerte sich mit beiden Händen fest an die Reling. »Ihr klingt, als wolltet Ihr, dass er Euch einholt, mon Capitaine .«
»O ja, das will ich, chérie . Das will ich.« Vasquez grinste, rülpste und lachte. »Ich hab das Pulver und die Kugeln von dem englischen Hund. Ich habe seinen Rum. Ich habe seine Verlobte.« Er schwenkte die Hand in Richtung der Segel. »Der französische Geck hat kein Glück mehr, seit er dich verloren hat, kleine Rosa.« Wieder lachte er und brabbelte auf Spanisch vor sich her. »Jetzt bin ich der König der Karibik! Heute werde ich L’Ange Noir die Flügel ausrupfen!«
Er schubste Rosalind zur Seite und stellte sich oben an die Treppe zum Hauptdeck. Dann formte er einen Trichter mit seinen Händen und brüllte etwas auf Spanisch. Die betrunkenen Piraten antworteten mit lautem Johlen und Beifall. Vasquez schrie Pedro an, der sich ein Tau griff und damit über das Deck rannte, wobei er die Männer links und rechts mit dem Tauende ins Gesicht, auf den Hals und die Arme schlug. Bis er am Bug ankam, waren alle stumm und aufmerksam. Rosalind begriff nicht, wieso die Piraten sich eine solche Behandlung gefallen ließen, statt Pedro kurzerhand über Bord zu werfen.
Vasquez rief etwas und zeigte nach Steuerbord. Es klang eher dringlich als wütend. Die Piraten stolperten kurz durcheinander, bevor sie sich halbwegs ordneten. Einige stellten sich an die Deckskanonen, andere verschwanden unter Deck. Vasquez schien also sicher, dass Alexandre sein Schiff einholen würde. Und wie Rosalind Alexandre kannte, würde er sich nicht zufriedengeben, ehe er La Fortuna nicht ins Jenseits befördert hatte. Das hieß, sie musste Beatrice an Deck bringen. Wenn Alexandre tatsächlich vorhatte, Rosalind zurückzuholen, war der sicherste Platz für Beatrice der an ihrer Seite, denn Alexandres Leute würden nicht auf Rosalind feuern.
Vasquez und Pedro waren damit beschäftigt, Befehle zu brüllen und die Piraten in Gefechtsstellung zu bringen. Vasquez’ Gesicht war genauso rot wie der Reitmantel, den er sich über die Schultern geworfen hatte. Er zog an seiner Zigarre und blies eine Wolke stinkenden Qualms aus.
»Dein Liebster ist schneller als ich dachte. Wirst du ihn willkommen heißen, chérie ? Wirst du froh sein, den Mann wiederzusehen, der dich an ein Freudenhaus verkauft hätte, sobald er deiner überdrüssig wäre?«
Rosalind ging an ihm vorbei zur Reling. Ihr Schweigen und der ihm zugewandte Rücken sollten Antwort genug sein.
Vasquez kicherte. »Lass dich von ihm nicht zum Narren halten, chérie . Er ist ein Pirat, ein übler Schurke, der Kegel eines Adligen mit einer Hafendirne. Am Ende wird er genauso hängen
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