Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
kaum auf den Beinen halten konnte, um einiges, und dennoch ließ sie sich nicht einschüchtern. Die Armreifen waren genug wert, um ihre neuen Bedingungen akzeptabel zu machen. Vielleicht sollte er jetzt nachgeben. Sie waren noch auf seinem Schiff, mitten in der Karibik. Und er hatte vor, in Martinique an Land zu gehen, ehe er sich auch nur in die Nähe von Kingston wagte. Das hieß, ihm blieben noch viele Tage, so viele Tage wie er wollte. Und gönnte er Rosalind diesen kleinen Sieg, könnte er sie damit milder stimmen, was seinen Plänen entgegenkäme.
»Wie Ihr wünscht.« Alexandre hielt die Hand hin und lächelte verhalten. »Wisset, Mademoiselle, dass ich sie nur mit der größten Enttäuschung annehme.«
»Ihr seid ein Filou, mon Capitaine .«
»Ich wurde schon Schlimmeres genannt, ma belle , und zwar von Euch.«
Alexandre hob die Perlen auf. Bei dem Anblick wurde Rosalind bleich und wandte sich ab. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, um alle Erinnerungen an Vasquez und das, was er ihr angetan hatte, zu vertreiben. Allerdings war auch Alexandre selbst nicht ganz unschuldig. Sein erster Fehler war der gewesen, diese großartige Frau zu unterschätzen.
Wie gern würde er Rosalind einmal in ihrem elegantesten Kleid sehen – vielleicht für einen Ball im Haus seines Vaters. Seine Mutter, die allzeit fröhliche Veronique, wäre begeistert von Rosalinds wachem Verstand und ihrer trotzigen Art. Eine plötzliche Traurigkeit überkam Alexandre bei dem Gedanken daran, was er alles gezwungen gewesen war, hinter sich zu lassen. Er verdrängte die Gedanken, verschloss sein Herz und seinen Geist vor jener Sehnsucht, die ihn doch über kurz oder lang wieder einholen würde. Wenn er sich nicht gleich zu Anfang gegen den Kummer stählte, peinigte er ihn über Tage.
»Und nun, ma belle , habe ich Euch lange genug wach gehalten.« Sein Gespür für Taktik sagte ihm, er sollte sich würdevoll zurückziehen. Er küsste Rosalind sanft auf die Stirn. »Ruht solange Ihr wollt.«
»Aber … ich kann wohl schlecht hierbleiben.«
»Dies ist die beste Unterkunft, welche ich einer Lady anbieten kann, die mich in Gold bezahlt. Es sei denn, Ihr zieht eine Hängematte unter Deck vor.«
Als sie zögerte, hob Alexandre sie in seine Arme und legte sie aufs Bett. »Muss ich wieder anfangen, Euch Befehle zu erteilen, ma belle ? Wo wir doch gerade so gut miteinander auskommen?«
Rosalind klammerte sich für einen Moment an seine Schultern und machte ihm schon Hoffnung, sich zu ihr legen zu dürfen, doch dann fragte sie schmeichelnd: »Darf ich später zu Beatrice?«
»Natürlich. Schlaft jetzt. Alles wird gut.«
Sie lächelte und kuschelte sich unter die Decke. Alexandre stand da und sah sie an, bis ihr Atem tief und regelmäßig ging und er wusste, dass sie fest schlief. Immer noch ging ihm der Gedanke durch den Kopf, was Veronique von Rosalind halten würde, und neckte ihn mit unmöglichen Phantasien. Er schüttelte den Kopf. Es gab andere Pläne, die er verwirklichen musste. In diesen Tagen galt sein Leben allein der Rache.
Kapitel 14
A ls Rosalind erwachte, malte das Sonnenlicht, das durch das Heckfenster hineinfiel, rötlich goldene Streifen auf die Spundwand. Die Tropenhitze wurde ein wenig erträglicher, also musste es später Nachmittag sein. Die erste Schiffswache? Sie hatte einige Stunden geschlafen, warm, sicher und ungestört, und nicht einmal die Schiffsglocke gehört. Sie lag da und klammerte sich an die wenigen Augenblicke des vollkommenen Friedens. Ihre Gedanken wanderten sogleich zu dem Rätsel, das ihr Alexandres plötzliche Veränderung aufgab. Wie verwandelt war er gewesen, hatte sich selbst einen Narren genannt, war vor ihr auf die Knie gefallen und hatte sie nachgerade angefleht, ihm gnädig zu sein. Was für ein auffallender Kontrast zu dem mächtigen Piratenkönig, der sich vor seiner gesamten Crew einen Spaß mit ihr gemacht hatte.
Alexandre hatte die Armreifen angenommen, schien die neue Vereinbarung zu akzeptieren, aber die bitteren Ereignisse der letzten Monate hatten Rosalind gelehrt, realistisch zu bleiben. Sie war nach wie vor an Bord der Etoile du Matin gefangen, meilenweit entfernt von einem Hafen, in dem sie freundlich aufgenommen würde. Alexandre war Black Angel, Feind der Engländer, und an Bord seines Schiffes tat er, was ihm gefiel. Im Moment gefiel es ihm, Rosalind glauben zu machen, er wäre ein Gentleman und gewillt, sein Wort zu halten.
Und sie musste auch für Beatrice Sorge
Weitere Kostenlose Bücher