Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
tragen. Eine Woge von Schuldgefühlen vertrieb ihre neue wohlige Ruhe. Sie hätte längst aufstehen und sich darum bemühen müssen, dass Beatrice die bestmögliche Betreuung bekam, die Doktor Gingras ihr zukommen lassen konnte. Rosalind warf die Bettdecke beiseite. Wenn schon sonst nichts, konnte sie zumindest den Schein wahren, indem sie sich kleidete, wie es sich für eine Lady ziemte. Für einen kurzen Moment erschrak sie vor ihren eigenen Gedanken. Warum sollte sich eine alleinstehende Lehrerin wie eine junge Lady kleiden? Alexandre würde es bemerken und gewiss nicht wortlos hinnehmen. Rosalind sah zur Tür und zog eine Grimasse. Sie könnte ihm sagen, es wären abgelegte Kleider von einer wohlhabenden Schwägerin.
Sie öffnete ihre Seetruhe und nahm ein Kleid aus pfirsichgelbem Satin heraus, das sie auf dem Bett auslegte. Es folgten Korsett, Unterröcke, Strümpfe und weiße Ziegenlederschuhe. Was für ein Jammer, dass sie keine Zofe bei sich hatte. Beatrice hätte ihr helfen können, ihr Haar richtig aufzustecken. Andererseits hatte Alexandre sie schon weit schlimmer gesehen – frisch aus dem Meer gepflückt in zerrissenen Resten von Unterkleidern. Er hatte sie in dem widerwärtigen Dirnenkostüm gesehen, in das Vasquez sie nötigte. Sollte Black Angel sie nun ruhig als Miss Rosalind Brooks sehen, eine junge, anständige und eigenständige Frau.
Es war eine Wohltat, wieder richtige Kleidung anzuziehen – noch dazu saubere und trockene. Mit jedem Stück, das sie anlegte, fühlte Rosalind ihr Selbstvertrauen zurückkehren. Die Hitze wurde durch die vielen Schichten Kleidung fast erdrückend, aber der Abend stand bevor und würde ein wenig Abkühlung bringen. Rosalind löste ihren Zopf. Dann tauchte sie tief in ihrer Seetruhe nach dem Elfenbeinkamm, den Thomas ihr von einer seiner Überseereisen mitgebracht hatte. Ein paar verirrte Haarnadeln fielen ihr in die Hände, die sie gut gebrauchen konnte. Sie setzte sich aufs Bett, beugte sich vor und ließ ihr langes Haar offen herab. Dann kämmte sie es sorgfältig und löste geduldig alle Knoten. Der Rhythmus der Kammstriche wirkte beruhigend auf ihre angegriffenen Nerven und ließ sie klarer denken. Als Erstes würde sie nach Beatrice sehen. Dann würde sie Doktor Gingras suchen und sich anhören, was er über Beatrices Zustand sagte. Gewappnet mit diesem Wissen würde sie Alexandre ein weiteres Mal bitten, sie auf schnellstem Weg nach Jamaika zu bringen. Vasquez war eher parallel zu der Insel gesegelt als von ihr weg. Sie könnten also nur einen oder zwei Tage von den Häfen entfernt sein.
Die Kajütentür ging auf. Da stand Alexandre, gekleidet in eines seiner losen weißen Hemden und eine leichte Baumwollhose. Selbst seine Stiefel hatte er aufgrund der Tageshitze ausgezogen. Sein langes Haar war zu einem Zopf streng nach hinten gebunden. Er sah so jung, so sorglos aus. Beschämt merkte Rosalind, dass sie ihn anstarrte, und sprang auf. Aus Gewohnheit warf sie ihr noch offenes langes Haar über ihre Schulter nach hinten. Es fiel ihr in goldenen Wellen über den Rücken, über die Hüften bis hinab zu ihren Schenkeln. Alexandre starrte sie an. Seine dunklen Augen nahmen jeden Millimeter ihrer Erscheinung auf. Und sein normalerweise strenger Gesichtsausdruck wich einem von sanftem Erstaunen und Verzücken.
»Oui, mon Capitaine?« , fragte Rosalind.
Alexandre trat ein paar Schritte näher, bis er vor ihr stand. Seine Fingerspitzen berührten Rosalinds Schläfen, glitten nach hinten in ihr Haar und von dort in ihren Nacken. Die Sanftheit, die Faszination und die Ehrfurcht, die aus Alexandres Berührung sprachen … Rosalind stand ganz still da, unfähig, sich seiner zu erwehren. Sie war viel zu gebannt von dem, was sie in seinen Augen erkannte. Dann waren da wieder seine Hände, die in ihr Haar tauchten und ihr Gesicht umfassten. Er beugte den Kopf und umfing ihre Lippen mit seinen. Sie lehnte sich an ihn, und seine dünne Kleidung ließ sie alle Konturen seines muskulösen Körpers erfühlen.
Alexandre strich mit den Händen durch ihr Haar, streichelte und liebkoste es mit den Lippen. Er berührte sie wie ein Mann, der sie aus tiefstem Herzen würdigte und verehrte. Was für ein Mann, was für ein wunderschöner, leidenschaftlicher, aufregender Mann … Ihre Lippen öffneten sich, ihre Hände hoben sich von allein, ihn zu umarmen. Alexandre seufzte, während er ihre Zunge mit seiner liebkoste und in seinen Mund lockte. Er schmeckte herrlich würzig und
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