Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
da sie von den übergroßen Freuden der Sinnlichkeit gekostet hatte. Ihr ungezähmtes Herz wäre nicht imstande, ihn ein drittes Mal abzuweisen.
Plötzlich überkam Alexandre eine tiefe Bitterkeit. Es war Murdocks Schuld, dass Alexandre gezwungen war, diese großartige Frau als ein bloßes Pfand in seinem endlosen Rachefeldzug gegen die Engländer zu nutzen. Wäre er Rosalind unter anderen Umständen begegnet, auf einem von Veroniques eleganten Gartenfesten vielleicht, dann hätten sie bon mots austauschen können anstelle von Zynismus. Er wäre mit Rosalind durch den Blumengarten geschlendert, zur kleinen blumenumrankten Laube, die dort fast verborgen lag und in der süßlicher Blütenduft die Luft schwer und berauschend machte. Das war ein idealer Ort für unschuldige Umarmungen.
»Was führt Euch nach Jamaika?«, fragte er.
»Familiäre Angelegenheiten.« Ihre knappe Antwort warnte ihn davor, mehr zu fragen.
»Ich bin schon erstaunt, auch nur eine allein reisende Engländerin zu sehen, und nun finde ich derer gleich zwei an Bord desselben Schiffes. Was für Narren leben dieser Tage in England, dass sie zwei unschuldige Mädchen allein und ungeschützt in die Karibik schicken.«
»Captain Harris und seine Männer waren unser Schutz.«
»Ihr saht ja selbst, wie viel er Euch nutzte.«
Rosalind funkelte ihn verärgert an. » Pardonnez-moi, mon Capitaine. Wir rechneten nicht damit, von L’Ange Noir überfallen und verschleppt zu werden. Hätten wir das befürchten müssen, versichere ich Euch, dass wir mit einem Kriegsschiff und mindestens drei Fregatten gesegelt wären!«
Alexandre schob seinen Stuhl zurück, marschierte um den Tisch herum, packte Rosalind bei den Armen und zog sie hoch. »Hört mich an Rosalind. Ich habe mich bemüht, für Euch den Gentleman zu spielen. Ich habe versucht, höfliche Konversation zu machen und Euch wie Eurer kleinen Freundin alle Freundlichkeit zukommen zu lassen, die mein Leben zulässt. Das ist es doch, was Ihr von mir verlangt, oder nicht?«
Rosalind hob an, etwas zu sagen, blieb jedoch stumm. Dann sah sie zur Seite und nickte.
»Antwortet mir, Mademoiselle. Ging ich nicht auf Eure Bedingungen ein?«
»Oui, mon Capitaine.«
Er war so wütend und enttäuscht, dass er sie am liebsten geschüttelt hätte. »Warum besteht Ihr dann darauf, die schüchterne kleine Lehrerin zu mimen? Wir beide wissen, dass Ihr weit mehr seid als das.«
Ihre Arme verkrampften sich spürbar. Ihm war auch nicht entgangen, dass sie jedes Mal ein wenig blasser wurde, wenn er sie als eine Lady bezeichnete. Sie musste sich fragen, ob er Bescheid wusste, wer sie war, und wenn ja, woher. Kein Wunder, dass sie bisweilen so abwesend und so nervös war. Dann blickte Rosalind ihm in die Augen.
»Und was bin ich, mon Capitaine ?« Ihre Stimme bebte leicht. »Was genau, glaubt Ihr, bin ich?«
War dies der Moment, ihre Scharade zu beenden?, fragte sich Alexandre. Nein. Sie erst ins Bett zu locken, sie vollkommen zu erobern und dann seinen absoluten Sieg zu erklären, das wäre der größte Triumph.
»Ich glaube, Ihr tragt Eure Selbstgerechtheit wie eine Maske, hinter der sich Euer ungezähmtes Wesen verbirgt. Ich glaube, in Eurem anständigen kleinen englischen Leben ist kein Platz für all die Dinge, die Ihr in diesen letzten Tagen zu tun gezwungen wart. Das Schicksal hat Euch eine Seite Eurer selbst gezeigt, von deren Existenz Ihr nicht einmal geträumt habt. Und jetzt versucht Ihr zu bleiben, was Ihr wart!?«
Rosalind atmete langsam aus. »Trefflich formuliert, mon Capitaine . In meinem Leben ist kein Raum für Schiffbruch, Piraten oder schlau eingefädelte Verführung. Ich bin eine schlichte, gewöhnliche Engländerin mit einem schlichten, gewöhnlichen Leben.«
Die Trauer, die in ihren Worten mitschwang, deutete auf einen tiefen Kummer hin. Alexandre mochte zwar die Ursache nicht kennen, die Symptome jedoch waren ihm nur zu vertraut. Was hatte Rosalind das Herz gebrochen? Was zerstörte sie so, dass sie sich nicht gegen die Kräfte zu wehren vermochte, die ihr Leben bestimmten? Nachdem Alexandre gesehen hatte, mit welcher Entschlossenheit Rosalind kämpfte, um Beatrice zu schützen, konnte er sich kaum vorstellen, dass irgendetwas Rosalinds Willen zu brechen vermochte. Er strich mit den Händen über ihre Arme und legte sie an ihre Taille.
»Sagt mir, ma belle , ist es das, was Ihr wollt?«
Rosalind schloss die Augen. Eine Träne kullerte ihr über die Wange, dann noch eine und noch eine.
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