Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
meine Familie zu unterstützen.«
Alexandres Lächeln bekam für einen kurzen Moment etwas Sanftes, Freundliches. »Wie ich sehe, ist Mademoiselle Rosalind nicht die einzige Lady hier, die sich der Couragiertheit rühmen darf.«
Ein eisiger Schauer lief Rosalind über den Rücken. Wieder nannte er sie eine Lady! Sie legte ihre Gabel ab, da ihr schlagartig der Appetit vergangen war. Alexandre konnte es nicht wissen, das war unmöglich. Ein Mann wie er, mit seinem feurigen Temperament, würde sich auch nicht auf Andeutungen beschränken. Nein, Alexandre würde sein Wissen in die Welt hinausposaunen und sich ohne Unterlass über sie lustig machen.
Beatrice sah zu Rosalind. »Keine Courage, Captain. Ich tue lediglich, was getan werden muss.«
Rosalind unterdrückte ein Schmunzeln. Wie hervorragend Beatrice sich vor Alexandre hielt – das gute, mutige, ehrliche Mädchen!
»Vielleicht seid Ihr so freundlich und verratet uns, auf welchem Gebiet Ihr besonders firm seid, Mademoiselle«, wandte Alexandre sich nun an Rosalind.
Sie fand sich erneut im Mittelpunkt von Alexandres Interesse. So wie er sie ansah, konnte Rosalind zunächst nicht klar denken. Nach und nach verstummte das leise Klimpern von Besteck, und alle Offiziere am Tisch warteten auf ihre Antwort. Alexandre lehnte einen Ellbogen auf den Tisch, stützte das Kinn in die Hand und lüpfte eine schwarze Braue. Rosalind kam die Rolle zu, das gespannte Schweigen zu brechen. Also seufzte sie leise und erklärte: »Ich unterrichte Musik, Captain.«
»Welches Instrument spielt Ihr?«
»Das Piano, das Cembalo und ein wenig Harfe.«
»Ich würde Euch gern spielen hören. Singt Ihr auch?«
»Leider nicht gut.«
»Unsinn. Wenn Ihr sprecht, klingt Eure Stimme klar und kräftig, also bin ich gewiss, dass Ihr vorzüglich singt.«
Da war kein ironischer Unterton. Er schien es ernst zu meinen, hörte sich sogar fast ein bisschen wehmütig an. Das verunsicherte Rosalind umso mehr. Sie spürte, wie sie errötete, deshalb spießte sie rasch eine Jakobsmuschel auf und tunkte sie in die cremige Sauce.
»Ihr macht Euch über mich lustig, Captain.«
Alexandre neigte den Kopf. »Ein wenig vielleicht.«
Dann wandte er sich wieder seinem Essen zu, so dass auch alle anderen weiterzuessen wagten. Nach dem Hauptgang kamen die Schiffsjungen, räumten alles ab und trugen eine Auswahl kleinerer Platten mit Käse, Nüssen, Orangen und Limonen herbei.
» Esst, trinkt und seid fröhlich … ist das Euer Motto, mon Capitaine ?«, fragte Rosalind.
Alexandre nickte. »Genau das ist es, Mademoiselle. Wir könnten morgen sterben, fürwahr. Also müssen wir das Heute genießen bis zum letzten Tropfen Freude, den wir ihm entringen können.«
Seine melodische Stimme verwirrte Rosalind und weckte Sehnsüchte in ihr, die sie gerade erst in sich entdeckt hatte. Doch diese Sehnsüchte regten sich hartnäckig und wollten sich partout nicht leugnen lassen. Alexandre hatte recht. Rosalind war nicht mehr die, die sie gewesen war, bevor sie ihre Reise auf der Bird of Paradise angetreten hatte. Vielleicht war die Gesetzlosigkeit der Piraten ansteckend und gab ihr einen Vorwand, all dem Kummer und der Bedrängnis zu entfliehen, die ihr Leben zu Hause bestimmten. Alexandre betrachtete sie mit einem sanften, offenen, sie wollte fast glauben, mitfühlenden Blick. Rosalind wandte sich ab und bemerkte, dass Yves sie beobachtete. Er wirkte verstimmt, was seltsam war.
»Stimmt Ihr dem zu, Monsieur Yves?«, fragte sie ihn.
»Dass wir sterben können? Gewiss, Mademoiselle. Wir fordern den Tod jeden Tag heraus.« Yves sah zu Alexandre. »An jedem Tag, den wir für keinen guten halten.«
Rosalind stutzte. »Ich fürchte, ich verstehe Euch nicht.«
»Nein, Mademoiselle. Könnt Ihr auch nicht.«
»Hört nicht auf ihn.« Alexandre lehnte sich mit einem Glas Brandy in der Hand zurück. »Yves hatte schon in der Wiege ein finsteres Gemüt.«
Rosalind fragte sich, wie viel Yves wusste und was er ihr über Alexandre erzählen könnte, wenn es ihr gelänge, ihn auf die richtige Weise anzusprechen. Sie blickte zum Sonnenuntergang, dessen glühende Farben nun rapide zu einem warmen Zwielicht verblassten. Das gedämpfte Licht machte sie traurig. Eben noch eine solche Pracht, und nun verschwand sie. Die Dunkelheit würde weit länger bleiben. Und mit ihr stieg die Trauer in Rosalind auf, die sie mittels purer Willenskraft unterdrückte. Ihre Augen begannen zu brennen. Sie wollte herunter von diesem Schiff und
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