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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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tun. Niemand würde es wagen, sie zu reizen. Und niemand würde es wagen, bis zum Hoggar-Gebirge vorzudringen. Darf ich mir erlauben zu fragen, was Sie dahin treibt?«
    »Mein Vater hat es gewagt, zum Hoggar-Gebirge vorzudringen. Und ich will ihn suchen.«
    Abwehrend hob er die Hände. »Niemand, der sich dort hingewagt hat, ist bislang lebend zurückgekommen. Nicht einmal tot ist er zurückgekommen. Niemand, der auch nur ein bisschen Verstand besitzt, käme auf die Idee, überhaupt dort hinzugehen. Nein, nein, es ist unmöglich!«
    Désirée hatte damit gerechnet, dass der Teppichhändler zunächst Widerstand bot. Aber alles war nur eine Frage des Geldes. Araber handelten und feilschten für ihr Leben gern.
    »Natürlich würde ich es Ihnen gut bezahlen.« Sie beugte sich vertraulich zu ihm vor. »Sehr gut sogar!« Sie ließ das Wort im Raum stehen. Der Händler wand sich wie unter großen Qualen.
    »Das Geld allein ist es nicht«, klagte er und hob die Hände empor. »Allah ist mein Zeuge, dass es mir in diesem Falle überhaupt nicht um Geld geht. Aber es wird sich wohl kaum ein Führer finden, der Sie zum Hoggar-Gebirge führt.«
    Désirée glaubte ihm natürlich kein Wort. Er würde jammern, klagen, dass es ihn das letzte Hemd kosten würde ...
    »Es würde mich nicht nur das letzte Hemd kosten, sondern auch noch eine große Menge Überredungskunst, Leute zu finden, die den gefährlichen Weg wagen würden. Immerhin ist es das Gebiet der Tuareg. Darin kennen sich wirklich nur die Tuareg aus. Allerdings ...«, jetzt ließ er das Wort im Raum schweben und verdrehte die Augen, als müsse er angestrengt nachdenken.
    »Allerdings?«, hakte Désirée nach.
    »Unter den Karawanenführern sind auch einige Tuareg. Sie haben ihren kriegerischen Brüdern den Rücken gekehrt und verdienen sich ihr Geld auf anständige Weise. Immerhin kennen sie sich aber im betreffenden Gebiet gut aus.«
    »Wunderbar!« Désirée fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt war es wirklich nur noch eine Frage des Geldes. Sie griff unter ihr Schultertuch und zog ein Bündel Geldscheine hervor. »Das ist eine kleine Anzahlung. Ich hoffe, Sie können diese Männer überreden, mich zu führen.«
    Seine Augen blickten gebannt auf das Bündel Scheine.
    »Allerdings ...«, murmelte er. Dann schaute er sie an, und sein Lächeln war so falsch wie seine Freundlichkeit. »Allerdings kann das nur eine Anzahlung sein. Der Weg ist gefährlich, extrem gefährlich, und die Führer sind sehr abergläubische Leute. Es bedarf da einiger Anstrengungen meinerseits, um sie zu überzeugen ...«
    Désirée legte noch ein Bündel dazu. »Das ist die Anzahlung für Sie, damit Sie die Leute überzeugen. Die gleiche Summe lege ich drauf, wenn Sie sie überzeugt haben. Und die Führer bekommen die gleiche Summe, wenn sie mich zum Hoggar-Gebirge geführt haben.«
    »Allah sei mein Zeuge, dass ich mein Möglichstes tun werde«, versicherte ihr der Teppichhändler. Und Désirée hoffte, dass Allah ein besonderes Auge auf ihn werfen möge. Sie erhob sich.
    »Ich bedanke mich für Ihre Gastfreundschaft. Und ich freue mich, mit Ihnen ein Geschäft abgeschlossen zu haben. Wir sehen uns wieder, wenn die Karawane aufbricht. Ich kenne die Karawanserei am Stadtrand.«
    Das war glatt gelogen, aber sie würde sie finden, jede Karawanserei befand sich am Stadtrand, und diese würde im Süden von Algier liegen. Es war Stadtgespräch, wenn eine Karawane nach Timbuktu aufbrach.
    Der Teppichhändler verbeugte sich. »Es war mir eine große Ehre und eine Freude. Ich werde Sie nicht enttäuschen, Mademoiselle.«
    »Das will ich hoffen«, erwiderte sie und verabschiedete sich auf Arabisch.
    Draußen blickte sie sich suchend um, doch von Muammar war weit und breit nichts zu sehen.

VII
    Es war ein Instinkt, den Désirée schon von frühester Kindheit an besaß. Später dann sollte er ihr von großem Nutzen sein, als sie ihren Vater auf seinen Expeditionen begleitete. Egal, ob sie sich durch enge Katakomben zwängte, in Gänge der Pyramiden oder halb zerfallene Tempel, sie prägte sich stets auffällige Besonderheiten auf ihrem Weg ein, um wieder zurückzufinden. Das war ihr schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie sich dazu nicht einmal sonderlich konzentrieren musste.
    Auch jetzt erschien ihr diese Gabe als Rettung. Da war der Gewürzhändler mit dem besonders verlockenden Angebot an Safran, dort der Tuchhändler mit dem kleinen Berberaffen an der Kette, zwei Gassen weiter der Kupferschmied

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