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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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hob die Schultern und breitete die Arme aus. »Sehr hoch.« Seine Stimme war leise, kaum hörbar und sehr weich.
    Désirée blickte ihn lange an und erwartete, dass es ihm unbehaglich würde. Doch er gab den Blick zurück und lächelte.
    »Was ist es?«
    »Etwas, das nur ein Scheich besitzen kann.«
    Ihr Blick wurde skeptisch. »Und das könnten Sie mir besorgen?«
    Er nickte langsam. »Unter Umständen. Wie gesagt, der Preis ...«
    »Nun, wenn er ein Scheich ist, wieso verlangt er Geld? Hat er nicht genug?«
    Er lachte auf. »Davon kann man nie genug haben. Und er ist ein Araber. Jeder Araber handelt gern, egal ob Bauer oder Scheich.«
    »Was ist das für eine Karawane, die der Scheich besitzt? Was unterscheidet sie von der Karawane des Teppichhändlers?«
    Mit seinem Zögern, bevor er antwortete, genoss er die Spannung. Désirée wurde langsam ungeduldig. Die Situation wiederholte sich. Dieser Mann wollte sich doch nur wichtig machen.
    »Was sie unterscheidet? Alles!«
    »Ach, kommen Sie! Sie wollen nur den Preis hochtreiben. Ich bin nicht mehr gewillt, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Sie glauben mir nicht, nicht wahr?« Seine Stimme blieb leise.
    »Nein, ich glaube Ihnen nicht. Und ich glaube auch nicht, dass es Ihren Freund gibt, diesen sagenhaft reichen Scheich. Was hat er schon zu bieten, was ich nicht habe?«
    Er lehnte sich noch weiter in seine Polster zurück und zog genussvoll an seiner Wasserpfeife. »Ein Automobil!«

VIII
    Sie standen vor dem Palast des Scheichs. Eigentlich sah Désirée nur eine hohe Mauer mit einem doppelflügeligen blauen Holztor. Der Wind wirbelte gelben Staub auf, der sich wie ein Luftgeist tanzend über den leeren Platz bewegte. Kein Mensch war weit und breit zu sehen.
    Der Fremde, der entgegen allen Höflichkeitsregeln nicht seinen Namen genannt hatte, ging zum Tor. Er ergriff einen der beiden schweren Bronzeringe und ließ ihn dröhnend gegen das Holz fallen.
    Désirée war mindestens zehn Schritte davor stehen geblieben, bereit zur Flucht. Aber ihr war klar, dass ihr im Zweifelsfall eine Flucht nicht viel nützen würde. Den ganzen Weg waren sie zu Fuß gegangen. Désirées Vorschlag, eine Droschke zu benutzen, hatte der Fremde abgelehnt. Der Weg war weit und staubig, die Luft heiß. Désirée kam außer Atem und ins Schwitzen. Die Füße in ihren Schnürstiefeletten brannten höllisch und der helle Schirm half kaum gegen die gleißende Sonne. Spätestens jetzt bereute sie, auf das Angebot des Fremden eingegangen zu sein. Wahrscheinlich verlief die ganze Sache genauso in einer Sackgasse wie die vorherige. Vielleicht sollte sie sogar das Angebot des Teppichhändlers annehmen und sich der nächsten Karawane nach Timbuktu anschließen.
    Das Tor öffnete sich knarrend einen Spalt breit, und sie sah den Fremden leise mit einem Mann reden, den sie nicht sehen konnte. Nach kurzer Zeit schloss sich das Tor wieder.
    »Was ist denn?«, rief sie ihm zu. Er blieb reglos wartend vor dem Tor stehen, ohne Désirée zu antworten. Nach einer geraumen Weile wurde das Tor weiter geöffnet, und der Fremde trat ein. Im Torbogen drehte er sich nach Désirée um. »Kommen Sie!«
    Im Augenblick war es Désirée lieber, aus der sengenden Sonne herauszukommen, als ihrer inneren Angst nachzugeben. Sie folgte ihm.
    Ein übermauerter Durchgang führte sie auf einen Innenhof. Dieser war ebenso staubig wie der Platz vor dem Palast. In einer offenen Tür, dem Eingang gegenüber, erkannte sie einen Mann, der reglos dastand und sie erwartete.
    Der Fremde ging voran, umarmte den Mann und küsste ihn auf beide Wangen. Dann trat er einen Schritt zurück und sagte einige Worte zu ihm, die Désirée nicht verstand. Während er sprach, blickte der Mann sie einige Male forschend an.
    Dann drehte sich der Fremde zu ihr um. »Mademoiselle Montespan?« Mit einer Handbewegung forderte er sie auf, näher zu treten.
    Der angebliche Scheich sah nicht anders aus als jeder andere Berber, mit der gegerbten Haut eines Wüstenmenschen und von hoher, schlanker Statur. Er besaß ein schmales Gesicht, das ein schwarzer, kurz geschnittener Bart zierte. Seine Augen blickten durchdringend, als er Désirée wieder musterte.
    »Das ist Scheich Mohammed Al-Mukhtar.«
    Der Scheich deutete ein knappes Nicken an. »Seien Sie in meinem Palast willkommen.« Er sprach arabisch und schien sich nicht darum zu kümmern, ob Désirée ihn verstand. Vielleicht hatte ihm auch der Fremde gesagt, dass sie des Arabischen mächtig war.
    Der Scheich

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