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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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mit Karren, Eseln und Abfällen voll gestopften engen Gassen verlassen konnten. Südlich von Djelfa schloss sich die Gebirgskette des Sahara-Atlas an und trennte das Große Plateau von der Wüste.
    Nachdem sie den Kamm überquert hatten, ging es in halsbrecherischer Fahrt abwärts in den Westlichen Großen Erg.
    Hatten sie die unangenehme Begegnung mit den Bewohnern von Djelfa glücklich hinter sich gelassen, so zeigte sich nun ein neues Problem. Auch wenn der Untergrund fest genug war, den Wagenrädern Halt zu bieten, so wirbelten sie doch enormen Staub auf. Er setzte sich überall hin, auf die Menschen, ihr Gepäck, den Wagen, verstopfte die Luftschlitze der Motorhaube und knirschte zwischen Désirées Zähnen. Zwar besaßen beide Automobile baldachinähnliche Dächer, die gut gegen die sengende Sonne schützten, aber Wind und Staub konnten ungehindert darunter hindurchblasen.
    »Halten Sie an«, forderte sie Abdullah auf. »Wir müssen versuchen, Decken und Planen vor die Fenster zu hängen.«
    »Aber doch nicht hier«, empörte sich der Araber. »Sehen Sie nicht, wie abschüssig die Strecke ist?«
    »Natürlich sehe ich das, ich bin schließlich nicht blind«, gab Désirée zurück. »Aber ich spüre auch den Staub, und der stört mich.«
    »Besser staubig als abgestürzt. Das können wir immer noch machen, wenn wir abends an unserem Rastplatz angekommen sind. Und den müssen wir finden, bevor es dunkel wird.«
    »Hören Sie, wir müssen die Wagen verkleiden. So halten Sie doch!«
    Abdullah machte jedoch keinerlei Anstalten. Das versetzte Désirée in nicht unerhebliche Rage.
    »Ich protestiere in aller Form gegen Ihre Eigenwilligkeit«, fuhr sie ihn an. »Und ich werde es dem Scheich bei unserer Rückkehr melden. Sie sollten es sich überlegen.«
    »Und Sie sollten lieber den Mund halten«, fauchte er zurück. »Sonst gibt es keine Rückkehr.«
    Désirée schnappte nach Luft und verschluckte sich am Staub. »Sie sind ja nur so verstockt, weil ich eine Frau bin und Sie sich in Ihrem dummen Stolz nichts von einer Frau sagen lassen wollen. Aber auch hier werden Sie in Zukunft umdenken müssen. Wir Französinnen sind nun mal emanzipiert. Ich trage nicht einmal ein Korsett!«
    Sie bemerkte, wie Abdullah die Lippen zu einem üblen Lächeln verzog. Vergnatzt zog sie es vor, zu schweigen. Sie würde am Abend, wenn sie eine Stelle zum Rasten erreicht hatten, noch einmal die Fronten klarstellen.
    Sie folgten einem Pfad, der sich in einem ausgewaschenen Bachbett entlangzog. Zu Füßen dieser imposanten Gebirgskette erstreckte sich die unendliche Sahara. Dieser Pfad war zwar keine gepflasterte Straße wie in Paris, aber das Wasser, das periodisch diese Trockentäler hinabrauschte, hatte alle größeren Gesteine fortgeschwemmt. Zu beiden Seiten erhoben sich die Felsmassive, und von unten verspürten sie den heißen Atem der Wüste.
    Sie rasteten nur zweimal kurz, während beide Fahrer Kanister unter die Motorhauben entleerten. Es dampfte und zischte dabei gefährlich.
    Désirée packte einen der Kanister, von denen sie wusste, dass sie mit Wasser gefüllt waren, und wusch sich Gesicht, Hals und Arme. Sie beschloss, ihr Kleid gegen die bequemeren Baumwollhosen und das weite Hemd zu tauschen.
    Abdullah hatte sein Versprechen wahr gemacht und die beiden Wagenschläge mit Decken verhängt. Das hatte den Vorteil, dass nicht ganz so viel Staub zu ihnen hineinwirbelte. Andererseits war die Sicht stark eingeschränkt. Sie konnten nur noch nach vorn blicken. Abdullah murmelte wüste Verwünschungen auf die weiße Frau, die nicht nur halsstarrig und eigensinnig wie ein Kamel war, sondern zu allem Übel auch noch Männerkleider trug. So ein Unternehmen musste ja einfach schief gehen.
    Ihr Weg führte immer weiter nach Süden. Sie ließen den Sahara-Atlas hinter sich, folgten einer alten Karawanenstraße durch das lang gestreckte Tal zwischen dem Westlichen und dem Östlichen Großen Erg. Ausgewaschene Rinnen, die wohl im Winter auch Wasser führten, durchfurchten die Wände des Tals. Jetzt lag das Tal trocken, übersät mit Steinen und Felsbrocken.
    Sie kamen nur langsam vorwärts. Zweimal musste Abdelaziz das Automobil reparieren, weil ein großer Stein gegen den Boden geschlagen hatte. Neugierig schauten ihnen wilde Ziegen zu, die die Hänge nach Gräsern absuchten. Ab und zu sahen sie vereinzelte Beduinen, die mit ihren Herden durch das ausgetrocknete Flussbett zogen.
    Sie übernachteten zwischen zwei großen Felsblöcken. Abdullah

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