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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Forderungen. Verdammt noch mal, ihr lebt ja alle noch hinter dem Mond!«
    Ihre Worte verhallten, und der Wind raschelte in den schweren Wedeln der Palmen.

XI
    Sie hatten das Plateau du Tedemait und den Plain du Tidikelt unter unsäglichen Mühen überquert. Zwei Tage verloren sie wegen einer Reparatur, einen Tag rasteten sie wegen totaler Erschöpfung, und mehrmals gingen die Männer auf die Jagd, um ihre Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Désirées Zeitplan geriet vollständig ins Wanken. Ungeduld bemächtigte sich ihrer, und sie wurde den Verdacht nicht los, dass die beiden Männer, je weiter sie fuhren, die Reise immer mehr verzögerten. Sie kannte den Grund nicht, und wenn sie danach fragte, erhielt sie keine Antwort.
    Die Staubsäule stand unbeweglich in der flirrenden Luft. Désirée hustete und wischte sich die feinen Sandkörner aus den brennenden Augen.
    »Was ist los?«, fragte sie Abdelaziz, der angestrengt nach vorn starrte und schwieg.
    Sie riss die Tür des Verschlags auf und sprang heraus. Keine zehn Meter vor ihr stand der erste Wagen. Sie lief zu ihm hin. »Warum fährst du nicht weiter? Wir können in der Hitze nicht stehen bleiben.«
    Mit verbissenem Gesicht stieg Abdullah aus und schaute sich suchend um. Désirée folgte seinem Blick, konnte jedoch nichts entdecken. Ihr stockte der Atem. Er hatte sich doch hoffentlich nicht verirrt? Sie wagte den Gedanken nicht zu Ende zu führen.
    »Nun sag doch was!«, forderte sie ihn auf. »Haben wir uns verfahren?«
    »Nein«, erwiderte Abdullah. »Wir haben kein Wasser mehr.«
    Sie starrte ihn an. »Wieso kein Wasser mehr? Ich habe doch ausdrücklich angeordnet, ausreichend Wasser mitzunehmen.«
    »Es hätte gereicht, wenn Sie sich nicht jeden Tag zweimal gewaschen hätten«, gab Abdullah zurück.
    »Ja, soll ich denn nach Schweiß stinken?«, fragte sie pikiert.
    »Das stört hier keinen«, erwiderte er stoisch und ging nach hinten zum zweiten Wagen. Er unterhielt sich gestikulierend mit Abdelaziz. Désirée verstand kein Wort. Dabei war ihr das Arabische doch ganz gut geläufig.
    »Was ist nun?«, wollte sie wissen.
    »Wir müssen einen Brunnen suchen«, sagte Abdullah und wies mit einer energischen Kopfbewegung zum Wagen. »Steigen Sie ein, Mademoiselle.«
    »Wenn wir jetzt nach einem Brunnen suchen, vergeuden wir zu viel Benzin. Wir müssen uns in Richtung Südost bewegen.«
    Abdullah wies nach Osten. »Die Wasserstelle befindet sich dort. Sie können ja den Kraftstoff trinken, wenn das Wasser alle ist.«
    Sie schluckte den Ärger über Abdullahs Benehmen herunter. »Wie weit ist es bis zu diesem Brunnen?«, wollte sie wissen.
    »Zwei Tagesreisen.«
    »Zwei Tage?« Sie hob entsetzt die Hände. »Das heißt, wir verlieren noch zwei Tage Zeit! In der Zwischenzeit ist mein Vater vielleicht tot!«
    »Ich denke, er ist schon längst tot und im Sand der Wüste vertrocknet. Ich denke, Sie laufen einem Phantom nach, Mademoiselle. Ich denke, Sie sind total verrückt.«
    »Und ich denke, wir fahren zu diesem Brunnen. Dann füllen wir unsere Vorräte auf und setzen unseren alten Weg fort. Es ist nur noch eine Woche Fahrt, bis wir an diesem Gebirge sind.«
    Abdullah starrte sie aller arabischen Höflichkeit zum Trotz an. Aus seinen schwarzen Augen war nicht abzulesen, was er dachte, und auch sein faltiges, sonnenverbranntes Gesicht ließ keine Regung erkennen.
    Als wäre ich eine ihrer Huren , dachte Désirée wütend. Doch ihr erschien es im Augenblick klüger, nicht darauf einzugehen.
    Sie ging zum Wagen und setzte sich auf den staubbedeckten Ledersitz.
    »Worauf wartest du noch?«
    »Dieser Brunnen gehört den Tuareg.«
    Désirée schüttelte verwundert den Kopf. »Ist das Gastrecht nicht oberstes Gebot eines jeden Wüstenbewohners? Teilt nicht jeder sein Wasser mit einem Dürstenden?«
    Abdullah starrte sie immer noch an. »Die Tuareg sind Krieger.«
    »Auch Krieger kennen das Gastrecht. Ich habe bei den Türken gelebt, bei den Syrern und den Griechen, bei den Beduinen Karthagos und den Sizilianern. Glaub mir, Abdullah, ich wäre jetzt nicht hier, hätte ich mich vor ihnen gefürchtet. Und ich fürchte mich auch vor diesen Tuareg nicht.«
    Wortlos drehte Abdullah sich um und ging zum vorderen Wagen. Zufrieden schloss Désirée die Wagentür.
    Die kleine Wagenkarawane setzte sich wieder in Bewegung. Abdullah änderte die Richtung, fuhr jetzt genau nach Osten. Im Stillen fragte sich Désirée, wie diese Männer sich in der Wüste orientierten. Klar gab es den

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