Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
hereinbrach, machte Amir sich auf die Suche nach Cassie. Die Nervosität, die ihn erfasste, als er sie nicht in ihren Räumen antraf, behagte ihm nicht. Doch dann bemerkte er die offen stehenden Türen – sie war also in den Garten hinausgegangen.
Er sagte sich, dass die Erleichterung, die ihn durchflutete, normal war, als er sie in dem abgeschiedenen Gartenpavillon fand, schlafend auf einer der Liegen. Schließlich war sie sein Gast, und damit trug er die Verantwortung für sie.
Seine Geliebte.
Sein Blick wanderte über ihre Figur. Auf der Seite liegend, eine Hand unter die Wange geschoben, wirkte sie verführerisch und unschuldig zugleich. Er zog die Tür hinter sich ins Schloss und ging zu ihr.
Gleich nach ihrer Ankunft in Tarakhar hatten die Regierungsgeschäfte ihn vollkommen in Anspruch genommen. Er traf sich mit Ministern, debattierte in Sitzungen und musste Entscheidungen fällen. Und dabei hatte er ständig an sie denken müssen. Er beruhigte sich damit, dass es nur am Reiz des Neuen lag. Die frühe Phase des Begehrens konnte einen Mann schon um seine Konzentration bringen.
Doch wie lange war es her, seit er auch nur den Bruchteil einer solchen Faszination für eine Frau verspürt hatte? Sobald seine Gespielinnen ihn mit ihren Ansprüchen und Forderungen langweilten, verlor er das Interesse. In gewisser Hinsicht war er wohl wie sein Vater. Anders als sein Vater jedoch wusste er der Versuchung zu widerstehen.
Er setzte sich zu Cassie auf die Liege und legte zärtlich seine Hand auf ihren Arm. Er erinnerte sich an die unglaubliche Empfindsamkeit, die Cassie gestern Nacht gezeigt hatte, und lächelnd setzte er einen zarten Kuss auf ihre nackte Schulter.
Cassie rührte sich. Langsam hob sie die Lider, die violetten Augen dunkel und voller Verheißung …
Es dauerte einen Moment, bevor sie den Schlaf abgeschüttelt hatte. „Amir!“ Es war also doch kein Traum, und es fühlte sich so gut und richtig an! Dann jedoch ging ihr Blick hektisch zur Tür. „Was machst du denn da? Wenn jetzt jemand kommt …!“
„Niemand wird uns stören, habibti . Dieser Garten ist allein meinem Vergnügen vorbehalten … und deinem.“
Sie runzelte die Stirn. Heute Morgen, als sie eine Zusicherung von ihm dringend gebraucht hätte, war er keineswegs so interessiert gewesen!
„Und was ich hier mache? Ich streichle meine Geliebte.“
Meine Geliebte. Der Zauber seiner tiefen Stimme bahnte sich den Weg bis in ihre Seele. Bis sie sich daran erinnerte, dass er sich den ganzen Tag von ihr ferngehalten hatte. Kein einziges Wort hatte er an sie gerichtet, und trotz ihres Entschlusses, die Nacht als einmaligen Vorfall zu betrachten, hatte sein distanziertes Verhalten sie verletzt. Es erinnerte sie zu sehr an die Galane ihrer Mutter, die alle erwartet hatten, dass die Geliebte auf Abruf zur Verfügung stand, sich aber nie die Mühe gemacht hatten, auch an die Bedürfnisse der Frau zu denken.
Sie rutschte von ihm ab. „Ich bin nicht deine Geliebte.“
Amir stand auf, und Cassies Blick wurde magisch angezogen von seiner Gestalt. Er sah überwältigend aus in der maßgeschneiderten Hose und dem blütenweißen Hemd, das am Hals offen stand und gebräunte Haut freigab.
„Bist du das nicht?“
Hätte sie seine Zärtlichkeit nicht miterlebt, würde sie jetzt sagen, dass er bedrohlich wirkte. Klein beigeben würde sie dennoch nicht. „Wir haben eine Nacht zusammen verbracht, mehr nicht.“ Sie versuchte sich zu überzeugen, dass es das war, was sie wollte. Ein der Zeit gestohlener Moment, um eine berauschende Liebesnacht zu erleben. Mehr wäre gefährlich und würde süchtig machen. Schon jetzt reagierte ihr Körper unter Amirs glühendem Blick mit all den typischen Anzeichen der Erregung.
„Warum sollte es nicht mehr als eine Nacht sein?“ Die Worte hingen wie die pure Versuchung in der Luft.
Weil Amir ihr die Fähigkeit zu klarem Denken raubte. Weil sie befürchtete, dass sie nie von ihm loskommen würde, wenn sie nicht jetzt den Schlussstrich zog. Weil sie einen Vorgeschmack erhalten hatte, wie es war, wenn er sich von ihr distanzierte. „Heute Morgen schienst du nicht mehr an mir interessiert. Kein einziges persönliches Wort, nicht einmal ein Blick. Ich nahm an, ich würde dich nie wiedersehen.“ Und die Vorstellung hatte sie zutiefst erschüttert!
„Cassandra.“ Er zog jede Silbe verführerisch in die Länge. „Es tut mir leid.“ Er hob die Hand, wollte sie an ihre Wange legen, hielt jedoch Zentimeter vor ihrem
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