Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
lachte auf. „Du lenkst mich absichtlich ab, damit du leichter gewinnst.“
„Und? Funktioniert es?“
Jedes Mal, wenn er sie neckte, musste sie gegen die Welle überwältigender Zärtlichkeit kämpfen. „Natürlich nicht.“ Sie zog ihre Finger aus seinen, setzte sich auf und studierte das Brett. „Ich habe heute bei der Austauschorganisation angerufen und ihnen gesagt, dass ich noch nicht so weit bin, um den Unterricht zu übernehmen.“
„Gut.“
Er hatte darauf beharrt, dass sie die Stadt noch nicht verlassen sollte, und sie hatte zugestimmt – nicht wegen der traumatischen Erlebnisse, sondern weil sie einfach noch nicht bereit war, Amir zu verlassen.
„Aber es gibt eine kleine Schule hier in der Stadt. Morgen fange ich dort mit dem Englischunterricht an.“
„Morgen? Unmöglich!“
Verdutzt blickte sie in seine unnachgiebige aristokratische Miene. „Wieso?“
„Du hast die Folgen der Entführung noch nicht verarbeitet.“
Lächelnd strich Cassie über die strengen Linien um seinen Mund, die sie immer so unglaublich sexy fand. „Du hast mir geholfen, darüber hinwegzukommen.“ Noch immer lächelte er nicht. „Mir geht es bestens, Amir, und das weißt du auch.“
„Du kannst unmöglich dort anfangen wollen.“
Mit schief gelegtem Kopf musterte sie ihn. „Doch, natürlich will ich dort anfangen.“
„Reiche ich dir etwa nicht?“
Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb. Er meinte es ernst. Nur mit Mühe zügelte sie ihr aufbegehrendes Temperament. „Ich sehe dich nur spät abends und nachts. Hier habe ich den ganzen Tag über nichts zu tun. Dein Personal ist wirklich sehr nett und hilfsbereit, aber sie können keine Freunde ersetzen.“ Angestrengt hielt sie ihren Ton ruhig. Es half ihr nicht gerade, wenn eine kleine Stimme in ihrem Kopf sie daran erinnerte, dass ihre Mutter immer nur dafür gelebt hatte, den Männern zu gefallen. „Du gibst deine Arbeit ja auch nicht auf, um mehr Zeit mit mir zu verbringen.“
„Natürlich nicht.“ Seine Miene entspannte sich ein wenig, dennoch sah er keineswegs glücklich aus.
„Natürlich nicht“, wiederholte sie. „Ich würde es auch gar nicht erwarten.“
Noch immer lagen ihre Finger an seiner Wange, und er legte seine Hand über ihre. Es tat so gut, sie in seiner Nähe zu haben, sie dort zu haben, wo er sie brauchte.
Brauchte? Amir ibn Masud Al Jaber brauchte niemanden. Hatte noch nie jemanden gebraucht.
Doch das vehemente Abstreiten klang nicht echt. Denn genau in diesem Moment brauchte er Cassies Berührung, brauchte ihre Wärme und Nähe, wie er noch nie etwas gebraucht hatte.
Die Erkenntnis überfiel ihn wie ein Schock und wollte ihn erdrücken. Das, was er in diesem Moment fühlte, war ein so ursprünglicher, so primitiver Wunsch sie zu besitzen, dass es das Bild, das er von sich als zivilisiertem Mann hatte, zu einer Karikatur verzerrte. „Ist es dir so wichtig?“
Das angriffslustige Funkeln in ihrem Blick erlosch, und Amir konnte spüren, wie sie sich entspannte. Wie oft hatte er sich nicht in den Tiefen dieser violetten Augen verloren, hypnotisiert von ihrer Lebenslust und Leidenschaft?
„Natürlich ist es mir wichtig. Deshalb kam ich doch nach Tarakhar. Ich möchte etwas Nützliches tun. Ich liebe die Schauspielerei, aber das reicht mir nicht mehr. Ich suche etwas Greifbares, zumindest für eine Weile.“
Amir dachte kurz an all die Frauen, die nur allzu bereit gewesen waren, von seiner Großzügigkeit zu leben. „Du willst also der Nachwelt etwas von dir hinterlassen?“
Sie zuckte mit einer Schulter. „Wenn du es so ausdrücken willst. Es scheint mir einfach nur eine solche Zeitverschwendung, wenn man nicht wenigstens einen kleinen Teil zum Wohle der Gesellschaft beiträgt. Mir gefällt die Vorstellung, dass ich zu etwas gehöre, das größer ist als ich.“
Amir dachte an das, was sie ihm von ihrer Kindheit erzählt hatte – dass keiner ihrer beiden Eltern sie gewollt hatte. Von Freunden redeten sie oft und mit großer Wärme, er war sicher, dass sie mit ihrer offenen und lebendigen Art viele Freunde hatte, aber von einem besonderen Menschen sprach sie nie. War das Bedürfnis, irgendwohin zu gehören und gebraucht zu werden, der Grund, weshalb sie sich für die ehrenamtliche Tätigkeit gemeldet hatte?
Warum wollte er ihren Charakter ergründen und versuchte, jedes Detail zu entziffern?
Weil Cassie ihm wichtig war, deshalb.
Ein Schauer überlief ihn. Eine Ahnung? Oder eine Warnung? Während der letzten Tage
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