Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
wirkliche Intimität kannte er nicht. Und für einen Moment überkam ihn die alte Sehnsucht aus Kindheitstagen, dass er zu jemandem gehören wollte. Dass er jemand Besonderes für einen anderen Menschen sein wollte und dieser Mensch ihm etwas Besonderes bedeuten sollte. Als Junge hatte er diese Sehnsucht geheim gehalten, als Mann besaßen solche Sentimentalitäten keinen Platz in seiner Welt.
Dennoch fragte er sich, ob es nicht mehr in seinem Leben geben könnte.
Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Natürlich würde er heiraten, die Vorbereitungen liefen ja bereits. Seine Frau würde ihm Beständigkeit und Wohlbehagen schenken, aber eine Liebesheirat war es mit Sicherheit nicht. Schon als Kind hatte er miterleben können, dass Gefühle und Anziehungskraft nicht von Dauer waren. Er heiratete, um den Fortbestand seiner Linie zu sichern und seinem Land Stabilität zu garantieren. Zudem lag ihm viel daran, den Ruf der Dynastie nach all der Unruhe und Disharmonie wieder zu festigen.
Seine Braut war sorgfältig ausgewählt worden, sie stammte aus einer der reichsten und mächtigsten Familien Tarakhars, war bekannt für ihre Schönheit und ihre Demut – also keine Frau wie seine skandalumwitterte Mutter. Seine Kinder würden nicht mit dem Makel verantwortungsloser Eltern leben müssen, sondern im Schutz einer schönen, sanftmütigen und respektablen Mutter aufwachsen und sich der bedingungslosen Unterstützung des Vaters sicher sein können. Seine Kinder würden keine schiefen Seitenblicke von einer misstrauischen Nation ertragen müssen, die nur darauf wartete, dass sie jeden Moment den gleichen Weg wie die skandalösen Eltern einschlagen würden.
Die Hochzeit war notwendig. Doch das milderte sein Verlangen für Cassie nicht.
Sacht strich er ihr über das Haar. Etwas war an dieser fremden Frau, etwas so ganz anderes als das Beispiel weiblicher Tugend, das er zu heiraten gedachte.
Lächelnd zog Amir Cassie näher an sich heran. Sie würde mit ihm nach Tarakhar kommen, als sein Gast und seine Geliebte.
Bis die Leidenschaft zwischen ihnen ausgebrannt war. Eine letzte Affäre vor der Ehe.
Es würde Zeit beanspruchen, um alles für die Hochzeit zu arrangieren. Zeit, die er nutzen würde, um Cassies Sinnlichkeit auszukosten.
Ja, es würde ein wunderbar aufregendes Intermezzo für sie beide werden.
7. KAPITEL
„Das reicht jetzt wirklich.“ Cassie starrte auf die vielen Kleider auf dem Bett und schüttelte den Kopf. „Vielen Dank, aber das kann ich unmöglich alles annehmen.“ Die edlen Roben waren in einem Kaleidoskop von Farben und edlen Stoffen sorgfältig ausgebreitet worden, um Cassies Zustimmung zu finden. Der wahr gewordene Traum einer jeden Fashionista!
Die Palastzofe runzelte die Stirn. „Sind Sie sicher? Da ist nämlich noch mehr …“
„Ganz sicher.“ Cassie milderte ihre Worte mit einem Lächeln ab. Amirs Dienerschaft sollte nicht denken, sie wäre undankbar. „Die Sachen sind wunderschön, aber das ist viel zu viel. So viel brauche ich doch gar nicht.“
Die Roben waren auch viel zu edel für eine junge Frau, die in Jeans und mit dem Rucksack auf dem Rücken nach Tarakhar gekommen war. Und wer hätte je von einer ehrenamtlichen Lehrerin in Seidenroben gehört, die in allen Farben des Regenbogens schimmerten und mit Edelsteinen bestickt waren?
„Ich brauche wirklich nur wenige Sachen“, versuchte sie der Frau klarzumachen. „Und so viel Schick … das bin einfach nicht ich.“
Auch nach einem duftenden Bad in der marmornen Wanne inmitten schwimmender Rosenblätter, würdig einer Prinzessin aus Tausendundeiner Nacht, und in einem weiten Kaftan aus feinster Seide war Cassie bewusst, dass sie nicht in diesen prächtigen Palast gehörte.
In einem abgeschiedenen Lager in den Bergen gefangen gehalten zu werden und zu hören, dass sie einen echten Scheich kennengelernt hatte, war eine Sache. Natürlich war ihr bereits in dem Lager aufgefallen, dass jede von Amirs Anweisungen befolgt wurde, dennoch war es etwas ganz anderes, hier in Tarakhar die Ehrerbietung mitzuerleben, die ihm überall entgegengebracht wurde. Es begann bei den tiefen Verbeugungen der Dienerschaft und ging bis zum Jubel der Leute auf den Straßen, wenn er in seinem Geländewagen an ihnen vorbeifuhr.
Ein Team von Ärzten hatte sie in Empfang genommen, sobald sie die Grenze überquerten. Mehr als ein Anruf von Amir war nicht nötig gewesen, um das Team herbeizuordern.
Und alles für sie. Amirs Fürsorge berührte Cassie
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