Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
Gesicht inne.
Trotzdem meinte sie, die Berührung zu spüren.
„Ich wollte dir den Klatsch und die Verlegenheit ersparen. Die gesamte Dienerschaft weiß, dass du mir als Sexsklavin angeboten wurdest, das ist schlimm genug. Von gestern Nacht weiß Faruq natürlich nichts, aber er weiß, dass zwischen uns die ganze Zeit nichts passiert ist, und er hat Anweisung von mir, das auch so unter der Dienerschaft zu verbreiten. Mein Verhalten heute sollte diesen Eindruck untermauern. Damit man dich mit Respekt behandelt.“
„Wirklich?“ Der Gedanke war ihr überhaupt nicht gekommen. Sie war so in ihrem Kummer und einem Gefühl von Scham gefangen, dass es sie Mühe kostete umzudenken.
„Die Menschen von Tarakhar sind gute Menschen, aber wenn es um den Ruf einer Person geht, können sie sehr unnachgiebig sein. Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede.“ Sein Ton war stahlhart geworden. „Außerdem geht das zwischen uns niemanden etwas an.“
Das Leuchten in seinen Augen war unwiderstehlich, Cassie merkte, wie ihr Herz nachgab. „Du hättest etwas sagen können. Irgendeinen Hinweis …“
Er nickte, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu nehmen. „Ich hatte einfach Angst davor, was passieren würde, wenn ich es täte. Der Zwang, dich zu berühren, dich zu halten, dich zu küssen … es hat mich den ganzen Tag verrückt gemacht.“
Eine Welle unsäglicher Freude breitete sich in ihr aus, als sie die Wahrheit aus seinen Worten heraushörte. Der Verstand riet ihr, diese Beziehung zu beenden, solange es ihr noch möglich war, doch die Gefühle gewannen die Oberhand – Erleichterung und Erregung. Amir wollte mehr, genau wie sie. Sie war also nicht die Einzige, die diese alles verzehrende Sehnsucht spürte. „Du und Angst … das kann ich mir nicht vorstellen.“
Er verzog die Lippen. „Kein Mann verliert gern die Kontrolle. Und du, habibti , bist eine ernsthafte Bedrohung für meine Selbstbeherrschung.“
Cassie schaute auf seine Hand, die noch immer vor ihrer Wange in der Luft verharrte. Seine Finger zitterten. So wie sie am ganzen Körper zitterte.
Und mit einem Schlag lösten sich Anspannung und Zweifel in ihr auf. Diese Beziehung beruhte auf Gegenseitigkeit. Amir wollte sie nicht nur genauso sehr wie sie ihn, er gab es sogar offen zu. Für ihn war sie gleichgestellt, und aus echter Sorge um sie hatte er Klatsch verhindern wollen.
„Ich will dich, Cassie“, sagte er wie zur Bestätigung. „Und du? Willst du mich auch?“
Stumm nickte sie.
„Warum also teilen wir die Leidenschaft nicht noch länger?“
Seine glühenden Augen erinnerten sie an das Fieber der gestrigen Nacht, und ein Prickeln überlief sie von Kopf bis Fuß. Oh, wie sehr sie es sich wünschte! Aber war das klug?
Die jähe Erkenntnis überkam sie, dass sie all die Jahre, die sie sich für stark gehalten hatte, lediglich in Angst verbracht hatte. Sie hatte sich von der Vergangenheit ihr Leben diktieren lassen, aus Furcht, die Fehler ihrer Mutter zu wiederholen. War ihre Mutter von ihr als Vorwand benutzt worden, um sich vor der eigenen Sexualität zu verstecken?
Was Amir ihr anbot, hatte nichts mit Manipulation zu tun, sondern mit geteilten Freuden und gegenseitigem Respekt. Und was könnte schlecht daran sein?
„Ich bin aus einem bestimmten Grund nach Tarakhar gekommen. Das darf ich nicht vergessen.“
Amir kniff argwöhnisch die Augen zusammen, dann zuckte er mit den Schultern. „Ich bin sicher, das wird kein Problem sein. Du brauchst ja auch Zeit, um deine Reisedokumente wieder in Ordnung zu bringen. Es besteht kein Grund, so schnell wieder abzureisen. Du bist als mein Gast herzlich willkommen und kannst bleiben, solange du es wünschst.“
Selbst das Abendkonzert der Vögel schien auszusetzen, während Cassie versuchte, sein Angebot vernünftig abzuwägen. Doch Vernunft hatte letztendlich mit ihrer Entscheidung wenig zu tun. „Ich bleibe gern.“ Mit der Zunge fuhr sie sich über die plötzlich trocken gewordenen Lippen.
Und dann lag seine Hand endlich an ihrer Wange, sein Daumen streichelte über ihren Mund. Amir zog sie an sich und küsste sie mit einer Gier, die jeden klaren Gedanken aus ihrem Kopf vertrieb.
Sehr viel später lag Cassie zufrieden und verträumt in Amirs Umarmung. Ihre Kleider waren über den Boden verstreut, achtlos weggeschleudert in der Hast, die Haut des anderen zu fühlen. Trotz verbleibender Bedenken, dass sie sich hier vielleicht zu schnell und unüberlegt auf etwas einließ, sagte ihr das Gefühl, dass sie
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