Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
Händen erstarren lassen können. Das Feenwesen ist für einige Minuten bewegungsunfähig und kann auch nicht den Ort wechseln?«
»Den Ort wechseln?«
»Das erkläre ich Ihnen später. Erinnern Sie sich, was Sie tun müssen, Miss Lane?«
Ich beäugte das Haus. Es schien, als wäre dort eine Party im Gange. Leute promenierten über die Terrassen; Gelächter, Musik und das Klimpern von Eiswürfeln in Gläsern wehten zu uns herüber. »Ja. Wenn ich Übelkeit verspüre, muss ich fragen, ob ich eine Toilette benutzen darf. Sie werden mich dorthin begleiten.«
»Sehr gut. Und, Miss Lane?«
Ich sah ihn fragend an.
»Versuchen Sie so zu tun, als würden Sie mich mögen.«
Als er den Arm um meine Schultern legte und mich an sich zog, durchfuhr mich ein Schauer von Kopf bis zu den Zehenspitzen.
Das Haus war nur in Schwarz und Weiß eingerichtet. Die Menschen waren auch entweder schwarz oder weiß gekleidet. Wenn ich hier etwas zu sagen hätte, würde ich mit einem großen Pinsel bewaffnet durch die Räume gehen und überall Farbkleckse verteilen, alles in Pfirsich und Mauve, Lavendel und Pink, Orange und Aquamarin tauchen. DieseTypen hielten es für cool, die Welt aller Farben zu berauben. Ich fand es nur deprimierend.
»Jericho«, gurrte eine mit Diamanten geschmückte schwarzhaarige Frau in einem tief ausgeschnittenen weißen Abendkleid. Mit ihrem Lächeln zeigte sie viele Zähne und Bösartigkeit, die mir, nicht Barrons galt. »Fast hätte ich dich nicht erkannt. Ich bin nicht sicher, ob wir uns jemals bekleidet zu Gesicht bekommen haben.«
»Marilyn.« Er begrüßte sie im vorbeigehen mit einem knappen Nicken, was sie mächtig aufbrachte.
»Wer ist Ihre kleine Freundin, Barrons?«, wollte ein großer, magersüchtiger Mann mit üppiger weißer Mähne wissen. Ich hätte diesen Typen gern zur Seite genommen und behutsam darauf aufmerksam gemacht, dass man in Schwarz noch dünner und kränker aussieht, aber der Zeitpunkt war wohl nicht günstig.
»Das geht Sie einen feuchten Kehricht an«, erwiderte Barrons.
»Ah, wir sind wieder in der gewohnt guten Form, wie?«, höhnte der Mann.
»Dieses ›Wir‹ impliziert, dass wir vom selben Genpool abstammen, Ellis. Das trifft jedoch nicht zu.«
»Arroganter Scheißkerl«, knurrte der Mann, als wir ihm längst den Rücken gekehrt hatten.
»Wie ich sehe, haben Sie hier eine Menge Freunde«, bemerkte ich trocken.
»Niemand hat Freunde in diesem Haus, Miss Lane. In der Casa Blanc gibt es nur solche, die andere benutzen, und solche, die benutzt werden.«
»Ich bin die Ausnahme«, sagte ich. Casa Blanc – ein seltsamer Name für ein noch seltsameres Haus.
Er sah mich flüchtig an. »Sie werden’s noch lernen. Wenn Sie lange genug leben.«
Selbst wenn ich neunzig werden sollte, ich würde nie so werden wie die Menschen in diesem Haus. Die gemurmelten Begrüßungen nahmen kein Ende, während wir von einem Raum in den anderen schlenderten – die meisten Frauen warfen Barrons begehrliche Blicke zu, die meisten Männer vernichtende. Es waren schreckliche Leute. Mit einem Mal überkam mich Heimweh – ich vermisste meine Mom und meinen Dad schmerzlich.
Ich entdeckte nichts, was nicht menschlich war, bis wir zum letzten Raum in der vierten Etage kamen. Vorher hatten wir drei von bewaffneten Sicherheitsmännern bewachte Durchgänge passiert.
Eine kurze Zusammenfassung: Ich befand mich auf einer Party mit bewaffneten Sicherheitsleuten und war ganz in Schwarz gekleidet. Das konnte nicht meine Realität sein. Ich gehörte nicht zu dieser Sorte Menschen. Und leider sah ich trotz des kurzen Rocks, der viel von meinen gebräunten Beinen zeigte, und des enganliegenden, Kurven betonenden Tops, verglichen mit den anderen Frauen in der Casa Blanc, wie fünfzehn aus. Ich hatte mir eingebildet, mein knapp schulterlanges dunkles Haar zu einer wilden, sexy Frisur hochgesteckt zu haben, aber wie es schien, kannte ich nicht einmal die Bedeutung dieser Worte. Und ich verstand auch nicht das Geringste von der Kunst, Make-up aufzutragen.
»Hören Sie auf, so herumzuzappeln«, rügte Barrons.
Ich holte tief Luft, hielt sie an und zählte bis drei. »Das nächste Mal wären ein paar mehr Informationen über unsere Gastgeber und ihre Gäste ganz angebracht.«
»Sehen Sie sich aufmerksam um, Miss Lane, dann brauchen Sie das nächste Mal keine weiteren Informationen.«
Wir traten durch eine riesige weiße Doppeltür in einen schneeweißen Raum: weiße Wände, weißer Teppichboden,
Weitere Kostenlose Bücher