Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
mehr gehen lassen.
Das Traurige war, dass einer den anderen brauchte. Ich konnte das Sinsar Dubh spüren und er kannte alle einschlägigen Fakten und hatte zudem noch einige Ideen, wo es sein könnte und wer es sonst noch an sich bringen wollte. Ohne Barrons würde ich niemals auf solche Partys wie die in der Casa Blanc kommen. Und ohne mich würde er nie erfahren, ob das Buch in der Nähe war; er würde es nicht einmal merken, wenn es im selben Raum mit ihm wäre – er könnte sogar direkt danebenstehen.
In der letzten Nacht hatte ich eine Vorstellung davon bekommen, wie wichtig ich für ihn war. Wäre das Buch aus Metall, könnte man mich als Jericho Barrons’ privaten hochsensiblen Metalldetektor bezeichnen. Nachdem Ob und Yrg zu McCabe zurückgekehrt waren, hatte mich Barrons noch einmal durch alle Räume in dem spärlich möblierten Haus geführt. Da ich keinerlei Übelkeit verspürte, gingen wir gemeinsam das gepflegte Grundstück und die Nebengebäude ab. Er bestand darauf, gründlich vorzugehen, so dass ich erst kurz vor Tagesanbruch in mein Zimmer zurückkam und mich schlafen legen konnte. Obwohl es mir widerstrebte, jemals wieder diese grässlichen Empfindungen aushalten zu müssen, war ich fast enttäuscht, weil meine frisch entdeckten Sinne nicht das leiseste Kribbeln »empfangen« hatten.
Dennoch ging es mir überhaupt nicht um das Dunkle Buch. Ich wollte lediglich Einzelheiten über das geheime Leben meiner Schwester erfahren. Das unheimliche Zeug konnte mir gestohlen bleiben. Mich interessierte nur, wer oder was Alina umgebracht hatte, und ich wollte ihn oder es tot sehen. Dann würde ich zurück in meine hübsche provinzielle Kleinstadt im schwülheißen Georgia fahren und alles, was mir in Dublin widerfahren war, vergessen. Die Feen besuchten Ashford nicht? Gut. Ich würde einen Jungen mit einem aufgemotzten Chevy Pick-up heiraten, Toby Keiths »Who’s Your Daddy« im Radio hören und mir den Familienstammbaum meines Mannes mit den acht Generationen rechtschaffener, fleißiger Vorfahren ansehen. Vielleicht würde ich hin und wieder mal nach Atlanta fahren, wenn ich notwendige Einkäufe tätigen musste, ansonsten jedoch würde ich Ashford nie wieder verlassen.
Doch im Moment war die Zusammenarbeit mit Barrons meine einzige Option. Die Menschen, denen ich währendunserer Suche begegnete, könnte Alina auch gekannt haben. Und wenn ich den Weg, den sie durch diese bizarre Filmnoir-Welt beschritten hatte, irgendwie verfolgen konnte, müsste ich eigentlich auf ihren Mörder stoßen.
Es sollte nicht lange dauern, bis ich diesen Entschluss in Frage stellte.
Ich nahm meinen Stift wieder zur Hand. Es war Sonntagnachmittag und B ARRONS B OOKS AND B AUBLES hatte geschlossen. Ich war verwirrt und mit schrecklichem Heimweh nach meiner Mom aufgewacht, aber als ich zu Hause anrief, sagte Dad, dass sie im Bett sei und er sie nicht wecken wolle. Sie schliefe nicht gut, meinte er, obwohl sie Tabletten nahm, die ihr zur Ruhe verhelfen sollten. Ich führte einige Minuten eine ziemlich einseitige Unterhaltung mit Dad, aber seine Bemühungen waren so schmerzlich halbherzig, dass ich bald aufgab. Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, nahm ich schließlich mein Tagebuch und ging damit hinunter in den Laden.
Jetzt lag ich auf dem bequemen Sofa im hinteren Teil des Raumes auf dem Bauch und hatte das Tagebuch vor mir.
Ortswechsel: eine Fortbewegungsart der Feenwesen, schrieb ich.
Ich kaute auf dem Ende meines dünnen, fuchsiaroten Filzstiftes herum und überlegte, wie ich das formulieren sollte. Als Barrons mir davon erzählte, war ich entsetzt gewesen.
Sie meinen, sie müssen nur daran denken, an einem anderen Ort zu sein, dann sind sie es auch schon? Sie wünschen sich einfach irgendwohin – und dann sind sie dort?
Barrons nickte.
Ich könnte also die Straße hinuntergehen und plötzlich taucht so ein Ding vor mir auf und packt mich?
Ja, aber Sie haben einen ungeheuren Vorteil, Miss Lane. Wenn Sie es anfassen, erstarrt es ebenso wie neulich das Ungeheuer. Aber Sie müssen schnell sein, bevor es mit Ihnen an einen Ort wechselt, an dem Sie wirklich nicht sein wollen.
Und was soll ich dann tun? Mit Waffen um mich werfen, um es zu töten, während es erstarrt ist? Egal, wie grässlich die Unseelie waren, der Gedanke, etwas Lebendes aufzuschlitzen, während es sich nicht rühren konnte, war abscheulich.
Ich bezweifle, dass Ihnen das gelingen wird, sagte Barrons. Sowohl die Seelie als auch die Unseelie
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