Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Schatten saugten Leben in sich ein. Das vielmündige Monster verschlang höchstwahrscheinlich Fleisch.
    Dieses hier brachte den Tod durch Sex. Meucheln durch Orgasmen. Das Schlimmste daran war, dass sich sein Opfer im Grunde bewusst war, dass ihm der Tod bevorstand, trotzdem flehte und bettelte es um das, was es letzten Endes umbringen würde. Ich hatte plötzlich eine grauenvolle Vision von mir selbst, wie ich mich gleich hier auf der Straße nackt und erbärmlich vor den Füßen des Wesens, das niemand außer mir sehen konnte, vor Verlangen wand und schließlich starb.
    Niemals.
    Ich hatte eine Hoffnung: Wenn ich nahe genug herankäme, könnte ich das Wesen lähmen und fliehen. Ich stählte meine Willenskraft mit der furchtbaren Erinnerung an denAnblick meiner Schwester, als ich ihre Leiche identifiziert hatte, straffte die Schultern und trat vor.
    Das Feenwesen wich zurück.
    Ich blinzelte verständnislos. »Hä?«
    »Kein Rückzug, Mensch«, sagte es kalt. »Verärgerung. Ich weiß, was du bist, Sidhe -Seherin. Wir müssen kein albernes Versteckspiel veranstalten.«
    »Oh, gut«, gab ich zurück, »aber bestimmt schwebt dir vor, dein albernes Spiel Tod-durch-Sex zu spielen, hab ich recht?«
    Es zuckte mit den Schultern. »Ich müsste dich nicht töten. Du bist wertvoll für uns.« Als es mich anlächelte, gab es für einen kurzen Augenblick nichts anderes für mich – es war, als wäre die Sonne hinter den Wolken vorgekommen und würde nur für mich scheinen, aber sie war so heiß, dass sie all mein Denken versengte. »Ich würde dir nur die Freuden meiner Herrlichkeit geben«, erklärte es, »nicht den Schmerz. Wir können das.«
    Ich zitterte bei der Vorstellung – all die Hitze, aber kein Eis; Sex ohne Tod. Auf einmal fühlte sich die Abendluft kalt auf der brennenden Haut meiner Brüste an, kühlte das Feuer in den Brustspitzen. Ich sah an mir herunter. Das Hemd und der BH lagen zu meinen Füßen zusammen mit dem Abfall und dem Dreck der Stadt im Rinnstein.
    Ich biss die Zähne zusammen, bückte mich, um mit zitternden Händen meine Sachen aufzuheben. Mein Gesicht nahm in rascher Abfolge alle Nuancen von Rot an, während ich den BH anzog und das Hemd über den Kopf streifte. Dann nahm ich die Papiertüte und meinen iPod an mich, die ebenfalls auf der Straße lagen, setzte wieder meine Kappe auf. Die Brille ließ ich liegen – ich wollte das Wesen nicht größer sehen, als es ohnehin schon war. Dann richtete ich mich ohne Zögern auf und stürzte mich auf das Feenwesen.Ich musste es außer Gefecht setzen – das war meine einzige Chance. Gott allein wusste, was ich sonst tun würde.
    Noch ehe ich es erreichen konnte, war es verschwunden. In einer Sekunde stand es noch vor mir, in der nächsten war es weg. Ich war ziemlich sicher, dass ich gerade mit eigenen Augen den »Ortswechsel« eines Feenwesen erlebt hatte. Aber wo war es abgeblieben?
    »Hinter dir, Mensch«, sagte es.
    Ich wirbelte herum und tatsächlich, es stand zu meiner Linken. Fußgänger teilten sich wie das Rote Meer vor Moses, als sie an ihm vorbeigingen und ihm immer weiträumiger auswichen. Überhaupt schien sich das Treiben auf der Straße merklich zu beruhigen. Da und dort fielen die Türen von Pubs zu, weil es plötzlich ziemlich kühl geworden war.
    »Wir haben keine Zeit für Tricks, MacKayla Lane.«
    Ich zuckte zusammen. »Wieso kennst du meinen Namen?«
    »Wir wissen viel über dich, Lun«, sagte es. »Du bist eine der mächtigsten Sidhe -Seherinnen, die uns bisher untergekommen sind. Und wir glauben, dass du dein Potenzial gerade erst entdeckst.«
    »Wer ist ›wir‹?«, wollte ich wissen.
    »Diejenigen von uns, die sich um die Zukunft unserer beider Welten sorgen.«
    »Und wer sollten diese ›diejenigen‹ sein?«
    »Ich bin V’lane, Prinz der Tuatha De Danaan, und auf Geheiß von Aoibheal, der erhabenen Königin unseres Volkes, hierher gekommen. Sie hat eine Aufgabe für dich, Sidhe -Seherin.«
    Es fiel mir richtig schwer, dem Drang, in schallendes Gelächter auszubrechen, zu widerstehen. Das Letzte, was ich aus dem Munde eines Feenwesen zu hören erwartet hätte,war etwas in der Art wie: Deine Mission, solltest du dich entscheiden, unserer Bitte Folge zu leisten, wäre  … »Oh, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass du es vergessen hast – natürlich bin ich weit davon entfernt, dich daran zu erinnern oder zu belehren –, aber neigen Feenwesen nicht viel eher dazu, Sidhe -Seher umzubringen, statt ihnen kleine