Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
deiner Welt einiges aus den Fugen geraten ist. Nach einer Ewigkeit in Gefangenschaft ist es einigen Unseelie aus niedrigen Kasten gelungen, ihrem Gefängnis zu entfliehen. Trotz unserer Anstrengungen, die Schwachstellen in dem Gewebe unserer Bereiche zu isolieren, ist es uns nicht gelungen herauszufinden, wie sie entkommen konnten.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Und, was soll ich dagegen tun?«
»Königin Aoibheal möchte das Sinsar Dubh in ihren Besitz bringen, Sidhe -Seherin.«
Allmählich glaubte ich, es wäre einfacher aufzuzählen, wer von den Leuten, die ich in Dublin kannte, nicht scharf auf das Sinsar Dubh war. Liebe Güte – das wäre niemand! »Und was hält sie davon ab, es sich zu holen? Ist sie nicht das mächtigste aller Feenwesen?« Ich war einigermaßen sicher, dass mir Barrons das erzählt hatte. Abgesehen vom Unseelie-König, den manche für höherstehend, andere für eine reine Galionsfigur hielten, waren die »Kinder der Göttin Danu« ein Geschlecht mit matriarchalischer Ordnung. Laut Barrons kannte niemand die Wahrheit über den Unseelie-König.
»Wir haben ein kleines Problem. Wir können unsere eigenen heiligen Objekte nicht erspüren. Es gibt nur ganz wenige Sidhe -Seher, die dazu imstande sind. Wir wissen nicht, wo sich das Sinsar Dubh befindet.« Es war nicht zu übersehen, wie viel Überwindung es das Feenwesen gekostet hatte, dieses Geständnis auszusprechen. Wie konnte es die Welt wagen, sich nicht vor ihm in den Staub zu werfen? Wie konnte es das Universum wagen, nicht alles nach seinem Geschmack zu arrangieren? Und wie konnte es ein einfaches Menschenkind wagen, Fähigkeiten zu besitzen, die die ihren übertrafen? »Andere Dinge, die wir gern wiedererlangen würden, sind ebenfalls verlorengegangen.«
»Und was erwartet die Königin von mir?« Mir gefiel nicht, worauf das hinauslief. Und ich war keineswegs sicher, ob ich es überleben würde.
»Sie wünscht lediglich, dass du deine Suche fortsetzt, und von Zeit zu Zeit werden wir deine Fortschritte überprüfen. Solltest du etwas – und sei es auch nur eine winzigeKleinigkeit – über unsere heiligen Reliquien, insbesondere über das Sinsar Dubh, in Erfahrung bringen, benachrichtigst du mich unverzüglich.«
Ich atmete erleichtert auf. Ich hatte befürchtet, es würde immer in meiner Nähe bleiben, während ich suchte. Gott sei Dank war davon nicht die Rede. »Und wie sollte ich das anstellen?«
Wieder hielt er mir den Reif des Cruce hin. »Hiermit. Ich werde dir zeigen, wie du ihn benutzen kannst.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich nehme ihn nicht an.«
»Sei keine Närrin. Auch deine Welt leidet.«
»Ich habe nur dein Wort«, erwiderte ich. »Woher soll ich wissen, dass nicht alles nur Lüge ist und dass mich der Reif nicht sofort tötet, wenn ich ihn anlege?«
»Mit der Zeit wirst du die Beweise finden, die dich zufriedenstellen, Sidhe -Seherin«, gab es kühl zurück. »Aber dann könnte es zu spät für deine Artgenossen sein.«
»Das ist nicht mein Problem«, konterte ich. »Ich wollte nie eine Sidhe -Seherin sein und ich gebe nicht mal zu, dass ich eine bin.« Ich hatte ein paar Leute mit Superheld-Ambitionen im College kennengelernt, Menschen, die Großes bewirken, dem Friedenskorps beitreten oder Ärzte werden wollten, um Menschen aufzuschneiden, sie gesund zu machen und wieder zuzunähen, aber ich persönlich hatte nie den Wunsch verspürt, die Welt zu retten. Sie schmücken? Ja. Sie retten? Nein. Bis vor kurzem war ich ein Kleinstadtmädchen mit Kleinstadtträumen und vollkommen zufrieden mit meinem Dasein gewesen. Dann hatte jemand in mein Leben gepfuscht und mich gezwungen, mein kleines Paradies zu verlassen. Ich war mit einem einzigen Ziel nach Dublin gekommen – ich wollte den Tod meiner Schwester rächen. Dann und nur dann könnte ich nach Ashford zurückkehren und Mom und Dad sagen, dass diese Sache aufgewisse Art abgeschlossen war. Vielleicht konnten wir uns danach von dem Schicksalsschlag erholen und versuchen, wieder eine Familie zu werden. Das war die einzige Welt, die mir etwas bedeutete und die ich retten wollte – meine kleine Welt in Ashford, Georgia.
»Du wirst deine Ansicht noch ändern«, sagte es.
Dann war das Feenwesen weg.
Ich starrte eine Weile verdutzt dorthin, wo es gewesen war, ehe es sich in Luft aufgelöst hatte. Die Grauen, die ich in letzter Zeit gesehen hatte, hatten mich nicht abgehärtet, und zu beobachten, wie etwas direkt vor meinen Augen verschwindet, war zutiefst
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