Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
nachdem Barrons heraufgekommen war, um mich durch die geschlossene Tür anzuschreien, weil ich das Haus verlassen und seinen persönlichen Feenobjekt-Detektor unkalkulierbaren Gefahren ausgesetzt hatte – ja, Fiona hatte mich verpetzt –, stand ich am Fenster und starrte in die Nacht. Meine Gedanken wirbelten wild durcheinander, wie Herbstlaub bei Sturm.
Wo war Alinas Tagebuch? Es war undenkbar, dass sie hier in Dublin keins geführt hatte. Wenn sie geglaubt hatte, sich verliebt zu haben, dann hatte sie jeden Abend Seite um Seite über ihren neuen Freund geschrieben, gerade weil sie weder mir noch sonst jemandem von ihm erzählt hatte. Noch am Nachmittag hatte ich in Erwägung gezogen, Barrons um Hilfe bei der Suche zu bitten, aber jetzt, nach dem Gespräch, das ich belauscht hatte, kam das gewiss nicht mehr in Frage. Und ich würde ihm auch nicht von meiner Begegnung mit dem Tod-durch-Sex-Feenwesen erzählen.
War V’lane tatsächlich ein Seelie-Prinz? Der Junge mit den lauteren Absichten? Diesen Eindruck hatte ich nicht gehabt. Aber würde irgendein Feenwesen eine Sidhe -Seherin gut behandeln? Damit will ich bestimmt nicht eingestehen, dass ich eine wäre. Ich hielt nach wie vor an der Hoffnung fest, dass irgendetwas anderes im Gange war. Zum Beispiel, dass ich eigentlich schlief und in einem langen, fürchterlichen Alptraum gefangen war, der enden würde, wenn ich nur aufwachen könnte. Oder vielleicht war ich von einem Auto angefahren worden, lag zu Hause in Ashford in einem Krankenhausbett und hatte komatöse Halluzinationen.
Alles wäre besser, als mich selbst als Sidhe -Seherin zu bezeichnen. Es würde mir das Gefühl vermitteln, eine Niederlage eingestanden und das mysteriöse Fieber willkommen geheißen zu haben, das mich befallen hatte, als ich meinen Fuß auf irischen Boden setzte. Der Wahnsinn hatte nocham selben Abend mit dem Feenwesen an der Bar und der verrückten Alten begonnen. Im Nachhinein war mir klar, dass die alte Frau nicht verrückt gewesen war. Sie war eine Sidhe -Seherin und hatte mir das Leben gerettet. Weiß der Himmel, wie sich alles entwickelt hätte, wenn sie mich nicht davor bewahrt hätte, mich zu verraten. Sie hatte davon gesprochen, dass ich meiner Blutlinie Ehre machen soll.
Was für einer Blutlinie? Der Blutlinie der Sidhe -Seher? Jede Frage, die mir einfiel, zog jede Menge anderer nach sich. Hieß das, dass Mom auch eine Sidhe -Seherin war? Dieser Gedanke war einfach lächerlich. Dass Rainey Lane, mit dem Kochlöffel in der einen, einem Küchentuch in der anderen Hand, einem Feenwesen gegenüberstand und so tat, als würde sie es nicht sehen, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Genauso unwahrscheinlich war, dass mir Mallucé jemals den Diebstahl des wertvollen Steines verzieh und mich zu einem Einkaufsbummel einlud, um mir die neuesten schäbig-schicken Gothic-Klamotten zu kaufen. Und ebenso undenkbar war, dass mein Vater, der korrekte Steueranwalt, Feen-Blindheit vortäuschte.
Meine Gedanken schweiften zurück zu V’lane. Was, wenn der angebliche Prinz in Wahrheit ein Unseelie war, der daran arbeitete, mehr seiner Artgenossen zu befreien, damit sie in meine Welt einfallen konnten? Und falls er die Wahrheit gesagt hatte, warum wollte die Seelie-Königin das Buch, das die »tödlichste Magie« enthielt, an sich bringen? Was hatte Aoibheal damit vor, und wie ist dieses heiß begehrte Buch überhaupt verlorengegangen?
Wem konnte ich trauen? An wen konnte ich mich wenden?
Hatte Alina etwas über die Dinge gewusst, die ich nach und nach erfuhr? War sie jemals in McCabes oder Mallucés Haus gewesen? Was hatte sie in der Anfangszeit inDublin erlebt? Was immer es auch gewesen sein mochte, zu Beginn hatte sie es aufregend gefunden. Hatte sie wie ich einen Mann kennengelernt, der sie in die finstere Unterwelt gezerrt hatte? Oder war sie einem Feenwesen begegnet, das sie dorthin gelockt hatte? Er hat mich die ganze Zeit belogen, hatte sie gesagt. Er ist einer von denen. Von den Feen? »O Gott«, flüsterte ich verblüfft über diesen Gedanken. Hatte Alina geglaubt, in ein Feenwesen verliebt zu sein? Hatte es sie umworben und benutzt? War sie auch ein Feenobjekt-Detektor? Und eine Lun wie ich?
War ich unwissentlich in ihre Fußstapfen getreten und demselben Weg gefolgt, der letztendlich zum Tod führte?
Ich stellte im Geiste eine Liste all derer zusammen, die nach dem Sinsar Dubh suchten: Barrons, McCabe, Mallucé, V’lane, angeblich die Seelie-Königin und,
Weitere Kostenlose Bücher