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Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)

Titel: Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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einem Abwässer und Gestank anhaben, wenn man dagegen an das Schicksal dachte, das man in den Händen des vielmündigen Monsters erleiden würde? Welche Bedeutung hatten ruinierte Schuhe und abgebrochene Fingernägel angesichts des waghalsigen Diebstahls, den ich in Kürze begehen würde? Immerhin war ich drauf und dran, bei einem Mann einzubrechen, der in einer einzigen Nacht siebenundzwanzig Menschen das Leben genommen hatte, nur weil sie seiner strahlenden Zukunft im Wege standen.
    Wir bogen erst in die eine, dann in eine andere Richtung ab, marschierten durch leere Tunnel mit freien Laufgängen oder wateten durch stinkenden Schlamm. Wir rutschten tiefer in den Bauch der Stadt, stiegen bergauf und wieder herunter.
    »Was ist das?« Ich deutete auf einen breiten Strom schnellfließenden Wassers, der jenseits eines Eisengitters zu sehen war. Wir waren an vielen solcher Gitter vorbeigekommen, wenn auch an wesentlich kleineren, die nicht so hoch oben in die Tunnelwand eingelassen waren. Vor den meisten war eine dunkle Wasserpfütze, aber etwas Ähnliches wie das hier hatte ich bisher nicht gesehen. Es sah aus wie ein unterirdischer Fluss.
    Ich hatte recht. »Der Poddle«, sagte Barrons. »Er fließt unterirdisch. Durch ein solches Gitter an der Millennium Brücke kann man sehen, wie er in den Liffey mündet. Im späten achtzehnten Jahrhundert entkamen zwei Rebellenanführer durch das Kanalsystem aus der Burg; sie folgten dem Lauf des Poddle. Wenn man sich auskennt, kann man durch diese Tunnel fast jeden Punkt der Stadt erreichen.«
    »Und Sie kennen sich aus«, sagte ich.
    »Ja«, bestätigte er.
    »Gibt es irgendetwas, was Sie nicht wissen?« Antike Artefakte, das Einfrieren von obszön prall gefüllten Bankkonten, die schäbige Subkultur der Stadt, der Verlauf der dunklen schmutzigen Eingeweide von Dublin – Barrons wusste in allem Bescheid.
    »Nicht viel.« Ich konnte in dieser Antwort keine Arroganz erkennen; es war eine simple Tatsache.
    »Wie haben Sie das alles gelernt?«
    »Seit wann sind Sie so eine Plaudertasche, Miss Lane?«
    Ich klappte den Mund zu. Wie bereits erwähnt, ist Stolz eines meiner Probleme. Er wollte meine Stimme nicht hören? Prima, und ich wollte meinen Atem nicht an ihn verschwenden. »Wo sind Sie geboren?«, fragte ich.
    Barrons blieb abrupt stehen, drehte sich zu mir um und sah mich an, als stürzte ihn meine plötzliche Redseligkeit in Verwirrung.
    Ich sah ebenfalls verwirrt auf. »Keine Ahnung, warumich das gefragt habe. Ich hatte wirklich ganz fest vor, den Mund zu halten, aber dann fiel mir ein, dass ich überhaupt nichts über Sie weiß. Nicht einmal, wo Sie geboren sind, ob Sie Eltern, Geschwister, eine Frau, Kinder haben und was genau Sie beruflich machen.«
    »Sie wissen alles über mich, was nötig ist, Miss Lane. Genau wie ich über Sie. Und jetzt setzen Sie sich in Bewegung. Wir haben wenig Zeit.«
    Nach etwa zehn, fünfzehn Metern dirigierte er mich eine Stahlleiter hoch. Als ich die letzte Sprosse erreichte, wurde mir sofort richtig schlecht.
    Hier oben befand sich ein extrem potentes Feenobjekt.
    »Hinter dem hier, Barrons«, sagte ich kleinlaut. »Ich schätze, wir kommen nicht ran.«
    »Das« sah aus wie eine massive Schutztür, wie man sie von Banktresoren kennt, mindestens einen halben Meter dick und aus einer undurchdringlichen Metalllegierung. Öffnen konnte man sie mittels eines großen Rades, das an U-Boot-Luken erinnerte. Nur zu schade, dass dieses Rad nicht hier, sondern auf der anderen Seite angebracht war.
    »Ich nehme an, Sie haben hier nicht irgendwo einen kleinen Vorrat an Sprengstoff?«, witzelte ich. Ich war müde und verängstigt – der beste Nährboden für Übermut und Scherze. Vielleicht fiel es mir auch nur immer schwerer, in meinem stetig absurder werdenden Leben irgendetwas ernst zu nehmen.
    Barrons betrachtete die massive Tür, dann machte er die Augen zu.
    Ich konnte richtig beobachten, wie er die Lage analysierte. Seine Augen bewegten sich schnell unter den geschlossenen Lidern, als könne er im Geiste die Lagepläne von Dublins Kanalsystem vor sich sehen und unseren genauenStandort bestimmen. Plötzlich riss er die Augen wieder auf. »Sind Sie sicher, dass es hinter dieser Tür ist?«
    Ich nickte. »Absolut. Ich könnte mich auf der Stelle übergeben.«
    »Versuchen Sie, sich zusammenzureißen, Miss Lane.« Er machte kehrt und ging weg. »Sie bleiben hier«, sagte er noch.
    Ich erstarrte. »Wohin wollen Sie?« Eine kümmerliche Taschenlampe

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