Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
genügte mir nicht als Gesellschaft.
»Er baut auf natürliche Barrieren als Schutz«, rief er über die Schulter. »Ich bin ein guter Schwimmer.«
Ich sah zu, wie der Strahl seiner Taschenlampe tanzte, als er in einen Tunnel zu meiner Linken lief, und dann verschwand. Jetzt umgab mich komplette Finsternis und ich war allein. Nur zwei kleine Batterien bewahrten mich vor einem hysterischen Anfall. Ich hasste die Dunkelheit. Früher war das anders, aber jetzt hasste ich sie.
Es kam mir vor wie Stunden, aber wenn ich meiner Uhr glauben konnte, waren erst siebeneinhalb Minuten vergangen, als ein triefnasser Barrons die dicke Tür von der anderen Seite öffnete.
»O Gott, was ist das hier?« Ich drehte mich langsam um die eigene Achse. Wir befanden uns in einer steinernen Kammer, die vollgestopft mit religiösen Artefakten war, Seite an Seite mit alten Waffen. An den Hochwassermarken an den Steinen konnte man sehen, dass diese Kammer gelegentlich überflutet wurde, aber rundum waren Gestelle über der obersten Wassermarke in die Wand gedübelt und sowohl dort wie auch auf hohen Steinpodesten lagerten O’Bannions Schätze.
Ich sah vor mir, wie der dunkle, gutaussehende, psychopathische Ex-Boxer hier unten stand und verzückt seineKostbarkeiten bewunderte, das beängstigende Glitzern des religiösen Fanatikers in den dunklen Augen. Nasse Fußspuren führten von einem Eisengitter, das relativ weit unten in die Wand eingelassen war – dahinter rauschte der Fluss – bis zur Tür. Barrons hatte sich offenbar nicht einmal umgesehen, als er sich Zugang zu der Kammer verschafft hatte.
»Finden, nehmen und verschwinden«, blaffte Barrons.
Ich hatte vergessen, dass er das Objekt nicht erkannte. Nur ich konnte das. Ich zog langsam meine Kreise und schärfte meine neu entdeckten Sinne.
Ich würgte. Trocken. Gott sei Dank konnte ich mich mittlerweile besser beherrschen. Das Abendessen blieb im Magen. Plötzlich hatte ich eine Vision von O’Bannion, der hier herunterkam und feststellte, dass etwas fehlte und jemand auf den Boden gekotzt hatte. Was er sich wohl denken würde? Ich kicherte – ein Hinweis, wie aufgedreht ich war. »Das ist es.« Ich deutete auf einen unscheinbaren Gegenstand direkt über meinem Kopf. Drumherum lagen Sachen, die ganz ähnlich aussahen. Ich drehte mich zu Barrons um, der hinter mir jenseits der Tür stand und in den Tunnel spähte. Jetzt wandte er sich mir zu.
»Mist!«, explodierte er und schlug gegen die Tür. »Ich hab es nicht einmal gesehen.« Dann lauter: »Mist!« Er kehrte mir wieder den Rücken zu und fragte: »Sind Sie sicher, dass es das ist?«
»Absolut.«
»Dann nehmen Sie’s an sich, Miss Lane. Stehen Sie nicht nur da.«
Ich zwinkerte. »Ich?«
»Sie stehen direkt daneben.«
»Aber es bereitet mir Übelkeit«, protestierte ich.
»Jetzt ist der perfekte Moment, an Ihrem kleinen Problem zu arbeiten. Nehmen Sie es.«
Mein Magen rebellierte heftig, als ich das Ding von der Wand nahm. Die Metallhalterung, in der es gelegen hatte, schnappte mit einem lauten Klicken nach oben, als sie nicht mehr beschwert wurde. »Und jetzt?«, fragte ich.
Barrons lachte – der Laut hallte hohl von den Wänden wider. »Und jetzt, Miss Lane, rennen wir, so schnell wir können, weil Sie gerade ein Dutzend Alarmsysteme in Gang gesetzt haben.«
Ich erschrak. »Wovon reden Sie? Ich höre nichts.«
»Stiller Alarm. Er ist in allen Häusern, die er besitzt, zu hören. Je nachdem, wo er sich gerade aufhält, haben wir wenig oder noch weniger Zeit.«
Wie sich herausstellte, übte Barrons keinen guten Einfluss auf mich aus. In einer einzigen Nacht hatte er mich dazu gebracht, mich wie ein Flittchen herzurichten, wie ein gemeiner Dieb einzubrechen und zu fluchen wie ein Kesselflicker. »Mist!«, rief ich.
Als ich mit einem Speer, der länger als ich selbst war, unter dem Arm durch die frühmorgendlichen Straßen von Dublin rannte, wurde mir bewusst, dass ich gar nicht damit rechnete, noch sehr viel länger am Leben zu bleiben.
»Legen Sie Ihren Pessimismus ab, Miss Lane«, sagte Barrons, nachdem ich ihm meine Gedanken mitgeteilt hatte. »Es ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.«
»Was?«, keuchte ich. Ich versuchte, mich in den Wagen zu werfen, aber der Speer verkeilte sich in der Tür und ich mit ihm.
»Schieben Sie ihn über die Sitzlehne nach hinten«, schrie Barrons.
Ich hatte erst mal zu tun, mich selbst zu befreien, dann befolgte ich seine Anweisung. Ich musste das Fenster
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