Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
gewonnen, wenn ihr euch irgendwann doch mit ihnen abgebt, und sich noch mehr anstrengen, um euch zu erobern. Jungs werden Männer und Männer legen am meisten Wert auf das, was schwer zu haben ist.
Habe ich schon erwähnt, was für eine kluge Frau meine Mom ist? Mein Dad ist nach dreißig Jahren immer noch bis über beide Ohren in sie verliebt und denkt nach wie vor, dass die Sonne auf Rainey Lanes Kopf auf- und untergeht und dass es keinen Morgen geben würde, wenn sie eines Tagesnicht aus dem Bett käme. Und ihn auch nicht. Alina und mir mangelte es nie an Liebe, aber wir wussten beide, dass unsere Eltern sich noch ein wenig mehr liebten. Wir fanden es abstoßend, gleichzeitig aber auch beruhigend, wenn sie sich zu den eigenartigsten Tageszeiten, manchmal auch zweimal am Tag, in ihrem Schlafzimmer einsperrten. Wir verdrehten die Augen, aber in einer Zeit, in der die Scheidungsrate alarmierender war als die Ölpreise, stellte ihre Liebesaffäre so etwas wie den Felsen von Gibraltar dar.
Ich wollte dem Jungen ein zurückhaltendes Lächeln gönnen, aber es erstarrte auf meinen Lippen. Wozu sollte ich mir die Mühe machen? Verabredungen passten zwischen den Besuchen bei Vampiren und Gangstern, der Angst vor Leben aussaugenden Feenwesen und der Suche nach Feenobjekten nicht in meinen Stundenplan. Würde er mich bei Barrons abholen, um mit mir auszugehen? Liebe Güte, was, wenn mein geheimnisvoller und kaltblütiger Gastgeber beschließen sollte, heute Nacht wieder die Lichter auszuschalten?
Bye-bye, Junge – hallo, Kleiderhaufen.
Der Gedanke ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Ich beschleunigte meine Schritte und ließ den Jungen zurück. Während ich durch die Ausstellung lief, konzentrierte ich mich auf meine kürzlich entdeckte Gabe, auf meine Daseinsberechtigung, streckte meine Sinne wie Fühler in alle Richtungen aus und wartete auf das Kribbeln.
Nichts.
Ich ging von einem Raum zum anderen, an Artefakten und Schaukästen vorbei, verspürte aber keine Spur von Übelkeit. Offenbar hatte der Junge meine Hormone angeregt, denn mir gingen plötzlich abartige Gedanken durch den Kopf und ich fragte mich, ob er einen Bruder hatte. Oder zwei. Vielleicht sogar drei.
Das war ganz und gar nicht charakteristisch für mich. Ich war eine Ein-Mann-Frau. Sogar in meinen Fantasien ging es immer nur um guten altmodischen Sex, nicht um Gruppensex. Ein ganz besonders anschauliches Bild von dem süßen Jungen und seinen Brüdern stand mir vor Augen und ich wäre beinahe ins Taumeln geraten. Ich schüttelte heftig den Kopf und rief mir ins Gedächtnis, was ich hier zu tun hatte: nach Feenobjekten suchen – orgiastischer, wilder Sex war fehl am Platze.
Ich hatte die Hoffnung, etwas von Interesse aufzuspüren, schon fast aufgegeben, als mein Blick auf einen pinkfarbenen Seidenfetzen mit Spitze fiel, der auf dem Boden lag. Unwillkürlich dachte ich: Wie hübsch, und ging darauf zu, um nachzusehen, was das war.
Meine Wangen wurden siedend heiß. Natürlich gefiel mir das.
Es war mein Schlüpfer.
Ich schnappte ihn mir und machte rasch Inventur bei mir.
Rock, okay. Top, okay. Der BH war auch noch dort, wo er sein sollte – gut. Vielen Dank, lieber Gott. Abgesehen von dem kühlen Luftzug an meinem Hinterteil und dem quälend schmerzhaften Zustand der Erregung, schien alles in Ordnung zu sein. Offenbar hatte ich mir sofort das Höschen vorgenommen, unter meinen Rock gefasst, es ausgezogen, ohne es zu bemerken, und war weitergegangen. Hätte ich nicht diese Vorliebe für Pink, wäre ich nicht so auf Mode geeicht, hätte ich mich wahrscheinlich munter ganz nackt ausgezogen und fröhlich meine Sexfantasien weitergesponnen. Zum Glück hatte mich der Anblick meines eigenen guten Geschmacks davon abgehalten. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder entsetzt über meine Oberflächlichkeit sein sollte.
»Wo bist du?«, zischte ich, zog mein Höschen wieder an und strich den Rock über den Hüften glatt. Obwohl ich mitten in einem Raum mit Menschen stand, die ungerührt die Schätze bestaunten, schenkte mir niemand Beachtung. Ich hatte keinen Zweifel, was mich in einen derartigen Erregungszustand versetzt hatte, dass ich unbewusst Striptease machte.
Irgendwo in der Nähe war ein Tod-durch-Sex-Feenwesen und verschleierte mich gegen die Blicke anderer. Ich nahm an, dass es V’lane war, hauptsächlich weil dieses ungeheuerlich, furchteinflößend schöne, Verstand raubende, Libido entstellende Wesen mehr war, als ich in meiner
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