Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
Menschlein, wenn auch nur kurz, Macht über ein so prachtvolles, erhabenes Wesen ausüben konnte. »Warum bist du hergekommen, Sidhe -Seherin? Welcher unserer Schätze befindet sich hier?«, verlangte es zu erfahren.
Ich öffnete den Reißverschluss meiner Handtasche, nahm die zusammengeknüllte Folie von der Speerspitze und schloss die Hand um den Griff, aber ich zog den Speer nicht heraus. Wenn möglich, wollte ich mir diese Überraschung noch vorbehalten. »Nichts.«
»Du lügst.«
»Nein, ehrlich, hier ist nichts«, beteuerte ich wahrheitsgemäß. Und selbst wenn, dann hätte ich es ihm nicht verraten.
»Es ist fünf Tage her, Sidhe -Seherin. Was hast du O’Bannion gestohlen?«
Ich blinzelte. Woher, zum Teufel, wusste es das?
»Er starb bei dem Versuch, es sich zurückzuholen, deshalb weiß ich davon«, sagte es. »Ich weiß, wo du wohnst und wohin du gehst. Es hat keinen Zweck, mich anzulügen.«
Ich bevorzugte es zu glauben, dass mir das Feenwesen die Gedanken vom Gesicht abgelesen hatte, statt aus meinem Gehirn. Ich biss mir auf die Zunge, um ein Wimmern zu unterdrücken. Irgendetwas machte es mit mir. Es hatte meine Perlenkette in der Hand und zog sie langsam an meinen Schamlippen entlang.
»Sprich, Sidhe -Seherin.«
»Du willst wissen, was wir gestohlen haben? Ich werde dir zeigen, was wir gestohlen haben!« Ich schloss die Finger fester um den Speer, riss ihn aus der Handtasche und hob ihn drohend hoch. »Dies hier!«
Es war das erste Mal, dass ich einen solchen Ausdruckauf einem Feengesicht sah, aber es sollte nicht das letzte Mal sein. Plötzlich durchströmte mich ein schwindelerregendes Machtgefühl, dessen Heftigkeit sich durchaus mit dem wahnwitzigen sexuellen Verlangen messen konnte.
V’lane, Prinz der Tuatha De Danaan, fürchtete etwas.
Und ich hielt dieses Etwas in meiner Hand.
Das königliche Feenwesen verschwand. Einfach so. Ein Wimpernschlag und es war weg.
Ich blieb schwer atmend sitzen, hielt den Speer fest und versuchte, wieder zu mir zu kommen.
Nach und nach drang meine Umgebung wieder in mein Bewusstsein: Ich hörte Geräusche, sah verschwommene Farben und schließlich schnappte ich Gesprächsfetzen da und dort auf.
»Was meinst du, was sie da treibt?«
»Keine Ahnung, Mann, aber sie hat einen tollen Arsch. Und für solche Titten könnte man sterben.«
»Halt dir die Augen zu, Danny. Sofort!«, kreischte eine Frau. »Das ist keine anständige Frau.«
»Ich finde, sie sieht mehr als anständig aus.« Dazu ein leiser Pfiff und das Aufblitzen einer Kamera.
»Was, zum Teufel, hält sie da in der Hand? Sollte nicht jemand die Polizei rufen?«
»Ich weiß nicht so recht – vielleicht eher die Sanitäter. Sie sieht nicht gesund aus.«
Ich sah mich mit wildem Blick um. Ich hockte noch auf dem Boden, von Menschen umringt, die mich mit lüsternen, neugierigen Blicken beäugten.
Ich holte bebend Luft, die mit einem Schluchzer wieder entwich. Dann steckte ich den Speer zurück in die Tasche – wie, um alles in der Welt, sollte ich erklären, dass ich ihn bei mir hatte? –, zerrte den Rock über den Hintern, hielt den BH vor meinen nackten Busen, tastete nach meinemTop, zog es über den Kopf, schnappte mir meine Sandalen und kämpfte mich auf die Füße.
»Aus dem Weg«, schrie ich, während ich mich blindlings durch die Menge drängte und die Leute zur Seite schubste. Aasgeier – allesamt.
Ich brach in Tränen aus und stürmte hinaus.
Für eine Greisin war sie bewundernswert schnell auf den Beinen.
Sie stellte sich mir einen knappen Block vom Museum entfernt in den Weg.
Ich schlug einen Haken nach links und stürmte ohne Zögern an ihr vorbei.
»Halt!«, schrie sie.
»Fahr zur Hölle!«, fauchte ich; Tränen brannten auf meinen Wangen. Mein Sieg über V’lane war vollkommen überschattet von der öffentlichen Erniedrigung. Wie lange hatte ich Körperteile von mir, die noch nie ein Mann ohne Medizinexamen und Gynäkologenspiegel gesehen hatte, bei helllichtem Tag in die Luft gereckt? Wie lange hatten mich diese Leute beobachtet? Warum hatte niemand versucht, mich zu bedecken. Im tiefen Süden hätte ein Gentleman sein Hemd um mich gelegt. Natürlich hätte er währenddessen einen schnellen Blick riskiert – ich meine, Brüste sind Brüste und Männer sind Männer, aber die Galanterie ist dort, wo ich herkomme, noch nicht gänzlich ausgestorben.
»Voyeure«, schimpfte ich verbittert. »Skandallüsterne Idioten.« Vielen Dank, Reality-TV. Die Menschen hatten
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