Im Bann des Voodoo
überlegte einen Moment. »Feinde? Meines Erachtens nach nicht. Dafür umso mehr Neider. Leute, die eifersüchtig auf meinen Erfolg, meine Kontakte und meinen guten Riecher sind. Davon gibt es jede Menge. Das ist in dieser Branche aber nichts Ungewöhnliches. Die Zeiten sind hart. Da versucht jeder, ein Stück vom großen Kuchen abzubekommen.«
»Mit dem großen Kuchen – meinst du damit den Musikmarkt?«, wollte Peter wissen.
Al Parker nickte. »Ganz recht. Neben dem Filmgeschäft ist dies die größte Einnahmequelle auf dem Unterhaltungssektor. Da werden Milliarden Dollar umgesetzt. Klar, dass da viele mitmischen wollen. Der Konkurrenzkampf wird immer größer und die Hemmschwelle, für den Erfolg über Leichen zu gehen, schwindet von Tag zu Tag. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand versucht, mich mithilfe des Voodoo-Zaubers aus meiner Erfolgsspur zu stoßen. Diese Vorstellung ist doch wahrlich lächerlich!«
»Ich ziehe diese Möglichkeit allerdings in Betracht«, gab Justus zu bedenken. »Wenn du wüsstest, welch üble Machenschaften unser Detektivunternehmen bereits aufgeklärt hat, würdest du deine Meinung schnellstens revidieren. Die Gutgläubigkeit der Menschen ist der Nährboden für die ausgekochtesten Ideen und Pläne der Verbrecher.«
Der Produzent verschränkte seine Arme vor der Brust, lächelte und verlieh seiner Stimme einen Ton von Entschlossenheit. »Dann übernehmt den Fall, Jungs. Ich weiß zwar noch nicht, worauf ich mich da einlasse, doch scheint mir diese Entscheidung weniger risikoreich zu sein, als mich einem möglichen Erstickungstod auszusetzen.«
Unheilvoll schlug in diesem Augenblick die große Standuhr in der Ecke des Studios zwölf Uhr. Peter fuhr erschrocken herum.
»Mensch, Zweiter!«, raunte Bob seinem Freund zu. »Reiß dich bloß zusammen und spar dir dein Adrenalin für später auf. Mich beschleicht das eigenartige Gefühl, dass uns dieser Fall an die Grenzen unserer nervlichen Belastung bringt. Die ganze Geschichte gefällt mir nicht. Dennoch muss ich zugeben, dass es mir eine Freude sein wird, diesem Voodoo-Fanatiker die Kapuze vom Kopf zu reißen und ihm ein für alle Mal den Garaus zu machen!«
»Zwölf Uhr.« Al Parker warf einen kurzen Blick auf die Standuhr. »Zeit für meinen Mittagstee. Na, wie wär’s? Darf ich euch auch noch eine Tasse aufbrühen?«
Die drei Detektive stimmten zu und folgten Al Parker in seine große, geräumige Küche. Bei ihrem Anblick rissen Justus, Peter und Bob vor Entsetzen die Augen auf. Das benutzte Geschirr türmte sich im Abwaschbecken, der schmutzige Parkettboden klebte und ein leichter Schimmelgeruch breitete sich aus, der aus der überfüllten Abfalltonne neben dem Kühlschrank drang.
Justus rümpfte die Nase. »Dir fehlt eine Haushaltshilfe, Al. Und du kannst wirklich von Glück sprechen, dass wir neben unserer detektivischen Arbeit eine Menge von Aufräumarbeiten verstehen!«
»Bist du jetzt übergeschnappt?«, empörte sich Peter und handelte sich darauf einen unauffälligen Fußtritt von Justus ein. Sogleich versuchte der Zweite Detektiv, seine unüberlegte Äußerung zu korrigieren, und fügte schnell hinzu. »Wir können doch nicht so einfach über Als Kopf hinweg bestimmen, dass wir seinen Haushalt in Ordnung bringen – was mir natürlich eine große Ehre wäre.«
Der Produzent lächelte verlegen. »Mit meiner Ordnung steht es wirklich nicht zum Besten, Jungs, und ich gebe ehrlich zu, dass mir andere Dinge im Leben weitaus wichtiger sind. Die Musik zum Beispiel.«
»Kann ich durchaus verstehen, Al!«, entgegnete Justus, füllte wie selbstverständlich den Wasserkessel und setzte ihn auf den Herd. »Wir werden diesen Voodoo-Zauber aufklären und ganz nebenbei deinen Haushalt auf Vordermann bringen. Du schlägst sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe!«
»Na, wunderbar!« Al war sichtlich begeistert. Er griff unterhalb des mittleren Regalbrettes nach vier Bechern, die dort an kleinen Haken hingen. »Ich muss gestehen, diese Vorstellung gefällt mir! Schwarzen oder grünen Tee?«
»Schwarzen, bitte!«, riefen die drei ??? wie aus einem Munde, während der Produzent zwei Teedosen auf den Tisch stellte. »Das dachte ich mir. Die meisten Besucher mögen keinen grünen Tee. Für mich ist er eine Wohltat!« Al Parker beförderte vier Teebeutel in die Becher und wartete ungeduldig auf das Pfeifen des Wasserkessels.
Justus nutzte diese Pause für eine Frage, die ihnen der Produzent bisher nicht beantwortet
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