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Im Bann des Voodoo

Im Bann des Voodoo

Titel: Im Bann des Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Minninger
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des gesamten lebenden Volkes auf Haiti geworden ist. Auf dem Land besitzt fast jede Familie eine Art Tempel im Haus, der von einem älteren Mitglied der Großfamilie gehütet wird. Dort praktizieren die Familienangehörigen die täglichen Rituale zu Ehren ihrer verstorbenen Ahnen und Geister. Der Totenkult ist ziemlich weit verbreitet. Auch aufwendige Begräbnisrituale sind hier die Regel. Nach dem Voodoo-Glauben wird dadurch das Weiterleben der Seele nach dem Tod gewährleistet.«
    »Eine Gewährleistung«, warf Justus zynisch ein. »Selbstverständlich ohne Garantie.«
    »Ganz meine Meinung, Just«, antwortete Bob, ohne sich jedoch bei seinem Vortrag aus dem Konzept bringen zu lassen. »In den Städten hingegen bildete sich rund um einen Tempel und dessen Leiter häufig eine sogenannte Familie, die aus den eingeweihten Gläubigen besteht. Heute existieren solche Voodoo-Tempel auch in New York, Miami und Kanada, wo auch Weiße die Hilfe der Priester in Anspruch nehmen.«
    »Aber wofür?«, unterbrach Peter Bobs Bericht.
    »Im Prinzip kann bei allen menschlichen Problemen mithilfe des Voodoo-Zaubers und seiner verschiedenen Rituale geholfen werden. Das behaupten zumindest die Voodoo-Priester, die für ihre angeblichen Heilungen oder sonstigen Aufwendungen meist eine nette Stange Geld verlangen.«
    Peter fasste sich an den Kopf. »Es mag ja an meiner mangelnden Intelligenz liegen, doch ich habe immer noch nicht begriffen, wie dieser Voodoo-Zauber eigentlich funktioniert und – wenn er funktioniert – was er bewirkt?«
    »Das ist anhand der Berichte auch gar nicht so leicht nachzuvollziehen«, gestand Bob. »In einem Presseartikel habe ich etwas über eine Frau gelesen, die schon als Kind die Macht der Geister in sich fühlte. Sie wurde schließlich von einem Voodoo-Priester ausgebildet und lernte, in Trance bestimmte Geister zu empfangen. Seither betreut sie in ihrem Haus eigene Klienten. Eine Geisterséance läuft bei ihr folgendermaßen ab: Sie fällt in Trance. Die Geister, die dann in sie hineinfahren und aus ihrem Munde sprechen, beraten ihre Kunden. Die Leute kommen zu ihr, um Erfolg für ihre Geschäfte zu erbitten, Krankheiten zu heilen – oder zumindest zu lindern – oder sich von bösen Einflüssen reinigen zu lassen.«
    »Stand in dem Artikel auch geschrieben, ob der sogenannte Zauber tatsächlich funktioniert?«, hakte Justus nach.
    »Erstaunlicherweise ja«, erwiderte Bob. »Ihr Erfolg liegt nicht zuletzt darin begründet, dass die Kunden an die Wirksamkeit der Magie glauben. Die Heilung von körperlichen Krankheiten, die aufgrund von seelischen Problemen entstehen, ließe sich dadurch zum Beispiel erklären.«
    »Wie ich vermutet habe …« Der Erste Detektiv knetete nachdenklich seine Unterlippe. »Der Voodoo-Zauber funktioniert demnach genauso wie ein Placebo.«
    »Mir scheint, ich lerne heute nur dazu. Was in aller Welt ist denn nun wieder ein Placebo?«, wollte Peter wissen.
    »Ein Scheinmedikament, das dem Patienten vorgaukelt, es enthielte eine wirksame Arznei. Wenn zum Beispiel im Krankenhaus ein Patient nachts keine Ruhe finden kann und er deshalb um ein Schlafmittel bittet, wird ihm häufig eine harmlose Tablette verabreicht, die nur Mehl, Traubenzucker oder sonst irgendeinen harmlosen Stoff enthält. Der Patient, der das angebliche Beruhigungsmittel schluckt, geht davon aus, dass er bald einschlafen wird; was in den meisten Fällen auch klappt. Bei Kopfschmerzen funktioniert diese Methode auch recht häufig. Durch den puren Glauben und die Kraft des Geistes verschwinden die Schmerzen ohne die Zugabe eines Medikaments. Diese Verbindung zwischen Körper und Geist nennen die Mediziner Psychosomatik.«
    »Das ist ja echt ein Hammer!«, empörte sich Peter. »Wenn mich Zahnschmerzen quälen, muss ich also damit rechnen, dass man mich mit billigen Mehl-Tabletten abspeist! Was ist denn aber, wenn sich meine Wurzel entzündet hat und meine Backe immer dicker anschwillt? Glaubt ihr etwa, dass sich dieser Eiterherd in meinem Körper mit einem Placebo kurieren lässt?«
    »Unsinn, Zweiter!«, entgegnete Justus. »Wenn ein ernstes körperliches Leiden vorliegt, werden dir die Ärzte ein richtiges Medikament verabreichen. Dazu sind sie dem Gesetz nach verpflichtet. Placebos werden nur bei offensichtlich somatischen, das heißt seelischen Beschwerden verabreicht, in denen eine eingebildete Krankheit vorliegt.«
    »Dann funktioniert dieser Voodoo-Zauber also auf dieselbe Art und Weise! Nur dass dieses

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