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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Gute Nacht.«
    Er küsste sie. »Gute Nacht.«
    Ehe er noch etwas sagen konnte, lief sie den Flur entlang und verschwand in ihrem Zimmer. Die Tür fiel quietschend hinter ihr ins Schloss.
    Von widerstreitenden Gefühlen erfüllt, starrte Jack die geschlossene Tür an. Freude, dass er seiner Tochter endlich einen Kuss gegeben hatte, Reue, weil er so lange gewartet hatte, Bedauern über die unzähligen verpassten Gelegenheiten. All dies und viel mehr kam ihm jetzt zu Bewusstsein.
    Zum ersten Mal seit Jahren war er mit sich und seinen Entscheidungen zufrieden.
    Erstaunlicherweise war es nicht so schwer, wie er geglaubt hatte. Er hatte nur ein wenig die Hand ausgestreckt, und der befürchtete Schlag war ausgeblieben. Ganz im Gegenteil, seine Hand war erfasst und festgehalten worden.
    Und er hatte sie nicht enttäuscht. Er dachte daran, wie es in der Scheune gewesen war, als er mit seiner Tochter über den mit Stroh bestreuten Boden gewirbelt war. Daran, wie sie ausgesehen hatte, vor Freude gerötet, Tränen in den glänzenden Augen.
    Ich habe dich auch lieb, Daddy.
    Es waren Worte, die er sein Leben lang nicht vergessen würde. Lächelnd ging Jack zum Zimmer seiner Frau - nein, rief er sich ins Gedächtnis - zum gemeinsamen Schlafzimmer. Er traf sie schlafend an, unter die schwere Decke geschmiegt. Ihre tiefen, ebenmäßigen Atemzüge erfüllten den dunklen Raum.
    Jack schälte sich rasch aus seinen Arbeitshosen und stieg ins Bett neben sie. Die müden alten Bettbretter knarrten unter seinem Gewicht. Kurz erwog er, sie zu wecken, sie zu lieben, aber es war schon spät. Morgen war ein großer Tag, der früh begann, abends aber hatten sie viel Zeit für die Liebe.
    Er zog sie lächelnd in die Arme und hielt sie fest. Mit dem köstlichen Duft nach Wiesenblumen und Lavendel in der Nase schlief er ein.
     
    Sonnenschein fiel durch das offene Küchenfenster und mit ihm der Duft neuer Rosen und das muntere Gezwitscher brütender Vögel. Tess öffnete die Herdtür und bückte sich, um ins Backrohr zu spähen. Heiße, trockene Luft traf sie ins Gesicht und brachte den Zimtgeruch von Apfelkuchen mit sich. Befriedigt, dass er sich hübsch bräunte, schloss sie die schwere Tür und richtete sich langsam auf.
    Sie strich sich eine Strähne aus den Augen und sah sich um. Auf dem Küchentisch standen Säcke mit Mehl und Zucker. Neben der großen irdenen Teigschüssel lagen ein gutes Dutzend entkernter Apfel und ein Häuflein kostbarer Walnüsse. Am Rand des Tisches standen fünf Kuchen zum Auskühlen. Eine große Pfanne mit Hühnerteilen briet auf der rückwärtigen Feuerstelle. Minerva Hannah stand am Tisch, bis zu den Ellbogen in Backzutaten.
    »Danke, dass Sie herübergekommen sind, Minerva«, sagte Tess in einer Aufwallung von Zuneigung zu der Frau, die um zehn Uhr mit einer Ladung Backvorräten aufgekreuzt war und sofort die Ärmel aufgekrempelt hatte. »Ich weiß gar nicht, was ich ohne Sie gemacht hätte.«
    Minerva schwenkte die mehlige Hand. »Ich war froh, dass ich kommen konnte. Wenn Freunde helfen, wird jede Arbeit leichter.«
    Lächelnd goss Tess zwei Tassen Kaffee ein und ging zum Tisch.
    »Stellen Sie meine hin«, sagte Minerva. »Ich bin fast fertig.« Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sie einen großen Talgklumpen in die gusseiserne Pfanne tat und mit dem klebrigen Zeug ausschmierte.
    Tess wandte den Blick ab. Talg gehörte zu jenen Nahrungsmitteln, die für jemanden aus dem zwanzigsten Jahrhundert höchst problematisch waren. Sie setzte sich Minerva gegenüber und legte die Finger um die warme Tasse. »Wie viele von diesen Pfannkuchen müssen wir machen?«
    Minerva ließ den Rest des Teigs gekonnt in die gefettete Pfanne fließen und glättete ihn mit einem Holzlöffel. »Drei pro Familie sind üblich. Beim Fest werden die Kuchen mit Apfelmus und Schlagsahne bestrichen, und dann reichen drei Pfannkuchen. Und nicht zwei Kuchen schmecken gleich.«
    Tess lächelte über den alten Brauch. »Ich freue mich wirklich auf den Tanz.«
    Minerva schob die Pfanne vom Feuer und setzte sich. Mit mattem Seufzen trank sie einen Schluck Kaffee. »Ach, dieser schmeckt ja viel besser als der letzte. Sie holen mächtig auf.«
    »Gott sei Dank. Ich war nahe daran, die Bohnen zu kauen.«
    Minerva lachte. »Vergessen Sie nicht: Heute müssen Sie genug Fleisch und Beilagen für die eigene Familie mitnehmen. Im Schulraum steht ein großer Tisch, auf den

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