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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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alle ihre Sachen tun. Man bedient sich nach Belieben. Ein richtiger Festschmaus.«
    »Nicht für die arme Seele, die an meine Kostproben gerät.«
    Minerva schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Aber mein Rezept ist doch kinderleicht.«
    »Wie gut«, lachte Tess, »weil ich es Savannah geben werde.«
    Minerva, die in ihr Lachen einstimmte, schob energisch einen Mehlsack zur Seite. Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und schaute Tess an. »Wissen Sie, dass Sie sich sehr verändert haben?«
    Tess lächelte. »Minerva, wenn Sie wüssten ...«
    Lange saßen sie so da, tranken Kaffee und plauderten. Es ging um viele Dinge, um Kinder und Windeln und Ehemänner. Um große Dinge wie um kleine, um die unzähligen täglichen Herausforderungen eben, denen man sich stellen musste, wenn man als Pionierfrau in einem wilden Land ein neues Leben aufbauen wollte. Der Morgen ging in den Mittag und in einen frühen Nachmittag über.
    Als Minerva ging, hatte Tess das Gefühl, eine echte Freundin gewonnen zu haben.

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    22
    Tess war in Schweiß gebadet, als sie endlich mit den Verschnürungen sowie den Häkchen und Ösen fertig war und ihr Kleid glatt gestrichen hatte. Nach Atem ringend und ganz benommen trat sie vorsichtig einen Schritt zurück. Die Distanz war hilfreich, weil sie sich nun in dem breiten, u-förmigen Spiegel über dem Waschtisch besser sehen konnte.
    Nun war es auch noch um den letzten Rest ihres Atems geschehen, und ihr Mund wurde rund vor Staunen.
    Sie sah schön aus. Nicht nur hübsch, denn hübsch waren viele. Sie aber war toll und umwerfend. Savannah hatte Tess das helle Haar aus dem Gesicht gekämmt und zu einem dicken Zopf geflochten, der nun zu einem zarten goldenen Krönchen gedreht auf ihrem Kopf saß. Gelockte Strähnen fielen ihr in Stirn und Schläfen und verliehen ihr ein weiches, fast ätherisches Aussehen. Die schöne silberne Halskette, die Jack ihr geschenkt hatte, hing genau unter der kleinen Senke an ihrer Kehle.
    Das Oberteil ihres langärmeligen Kleides aus prachtvoller meerblauer Seide zierte ein breiter Besatz, der an der Schulter beginnend ein v-förmiges Dekolletee einfasste, das dezent ein wenig Brustansatz sehen ließ. Saphirblaue Fäden zogen sich im Zickzack über Besatz und Manschetten und verliefen in Doppellinien über den vorderen Teil des Rockes.
    Das Kleid schmiegte sich eng um ihre Brust und verjüngte sich zu einer künstlichen Wespentaille. Von einer Rosshaarkrinoline gestützt, fiel der Rockteil üppig bis zum Boden.
    Tess wirbelte im Kreis und blieb atemlos stehen. Der seidene Rock raschelte und bauschte sich, dann fiel er wieder glatt.
    Die Tür ging auf. »Bist du fertig, Mama?« Katie stand in einem gerüschten rotweiß getupften Kleid im Eingang. Weite Spitzenunterhöschen lugten unter dem Saum hervor. Die leuchtend roten Seidenripsbänder, die ihr Vater ihr mitgebracht hatte, baumelten an ihren langen Zöpfen, als sie in den Raum hüpfte.
    Tess bückte sich und drückte einen Kuss auf Katies runde Wange. »Du bist bildhübsch.«
    »Wir müssen gehen«, sagte Katie sachlich. »Savannah ist... so irgendwie ...«
    »... gereizt?«
    Katie nickte ernst. »Seit heute Morgen schreit sie mit mir herum.«
    Tess, die sich ein Lächeln verkniff, legte ein saphirblaues Tuch um die Schultern. »Sie ist ein bisschen nervös.« Sie ging an die Wiege und hob Caleb heraus. Nachdem sie rasch seine Windeln kontrolliert hatte, hüllte sie ihn in eine warme handgewebte Decke, nahm Katies Hand und ging hinaus auf die Veranda.
    Die Pferde waren schon angespannt. Jack stand bei Reds Kopf und sah am Zaumzeug etwas nach. In der schwarzen Twillhose, zu der er ein weißes Hemd mit Goldknöpfen und eine schwarze Weste trug, sah er umwerfend gut aus.
    »Hi, Jack«, rief sie.
    Mit einem Lächeln wandte er sich ihr zu. »Hi, Lis...« Er stockte, sein Lächeln erlosch.
    Tess strich nervös ihr Kleid glatt. »Habe ich es verkehrt herum an oder sonst was?«
    Nun lächelte er wieder. Er ließ den Zaum los und lief auf sie zu, die Verandastufen hinauf.
    Ihre Blicke trafen sich, und Tess versank förmlich in seinen verheißungsvollen Augen. Er berührte ihre Wange, beugte sich näher zu ihr und flüsterte: »Du raubst mir den Atem.«
    Die Wärme seines Atems an ihrer Kehle ließ Tess erschauern. »Mit meiner Atmung steht es auch nicht zum Besten«, raunte sie ihm zu.
    Lächelnd drehte Jack sich nun zu Katie um und ließ sich auf ein Knie nieder. »Du siehst aber hübsch aus.«
    Sie strahlte.

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