Im Bann seiner Küsse
Seine starken Arme schlössen sich um sie und drückten sie so fest, dass sie keine Luft mehr bekam, als er sie hochhob.
Es kümmerte sie nicht. Sie schmiegte das Gesicht an seine Schulter, und er drückte sie fest an sich. Nun gab es kein Halten mehr. Die Tränen brachen aus dem kleinen dunklen Winkel ihres Herzens hervor, in dem sie sie vor langer Zeit eingeschlössen hatte, und strömten als lebensspendendes Nass durch ihre ausgedörrte Seele.
Daddy strich ihr das Haar aus dem Gesicht und küsste sie auf die Stirn. »Vannah«, murmelte er an ihrer feuchten Schläfe. »Es tut mir so Leid. Kannst du mir verzeihen?«
Savannah schaute zu ihm auf. Mondlicht fiel auf eine Gesichtshälfte, Wimpern und Backenknochen warfen Schatten. Seine Augen schimmerten, als hätte auch er mit den Tränen zu kämpfen.
»Ach, Daddy« Die Worte entschlüpften ihr weinerlich und undeutlich. Mehr konnte sie nicht sagen und nickte nur.
Er schenkte ihr ein Lächeln, so warm, dass es alle jene Winkel ihres Herzens erwärmte, die lange kalt und dunkel gewesen waren. »Ich habe dich lieb, Vannah.«
Savannah stockte der Atem. Tränen des Glücks flössen ihr über die Wangen und tropften auf sein Flanellhemd. »Ich habe dich auch lieb, Daddy«
Danach bekam der Abend einen eigenen Zauber. Savannah wusste, dass sie sich ihr Leben lang daran erinnern würde. Sie hielten sich lange umfangen, eine wahre Ewigkeit, ehe er sie sanft auf den Boden stellte.
»Komm«, sagte er und zeigte mit dem Kopf auf den Mittelpunkt der Scheune. »Jetzt müssen wir tanzen.«
Savannah folgte ihm. Dann nahmen sie auf Armeslänge entfernt Aufstellung und starrten einander an. Keiner wusste etwas zu sagen oder wie man den Anfang machen sollte. Neben ihnen auf der Werkbank flackerte die Lampe, die goldene Rauchschwaden in die Dunkelheit schickte und einen magischen Feuerkreis schuf. Aus den Boxen kam das leise Scharren von Hufen. Der Scheunengeruch nach frischem Heu, altem Holz und Staub lag in der Luft.
Daddy griff nach ihr. »Nimm meine Hand.«
Savannah trat zögernd in den Lichtkreis und ergriff seine Hand. Er legte die andere Hand auf ihren Rücken und zog sie näher an sich. In seinen Armen fühlte sie sich klein und warm und unendlich geborgen. Es war ein Gefühl, das sie nie zuvor empfunden hatte, ein Schwindel erregendes Glücksgefühl. Sie sah lächelnd zu ihm auf.
Er erwiderte ihr Lächeln. »Fangen wir mit einem Walzer an.« Eine leise Melodie summend, fing er an sich zu drehen. Langsam erst und indem er sich ihren unbeholfenen, linkischen Bewegungen anpasste. Das Gefühl, ihre Füße hätten Elefantenformat, ließ sie wenig anmutig in seinen Armen dahinstolpern.
Hals und Gesicht röteten sich vor Verlegenheit. »Daddy, ich kann nicht...«
»Pst«, ermahnte er sie. »Ganz locker. Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei.«
Savannah schloss die Augen und überließ sich dem zeitlosen Rhythmus. Sein leises, wohltönendes Summen rührte ihre Sinne wie eine Symphonie an, verschmolz mit dem Ächzen der Dielenbretter und der flackernden Lampe zu einer vollen, reichen Geräuschmischung. Lächelnd stimmte Savannah ein, und gemeinsam erfüllten sie die staubige alte Scheune mit Musik.
Bis Jack und Savannah zu tanzen aufhörten, war mehr als die halbe Nacht vergangen. Stunde um Stunde hatten sie gelacht und getanzt und sich unterhalten und starke, feste Bande einer neuen Beziehung geknüpft.
Aber schließlich waren Savannahs Lider schwer geworden, für Jack ein Zeichen, dass dieser ganz besondere Abend ein Ende finden musste. Noch immer plaudernd gingen sie Hand in Hand zurück zum Haus. Ein leiser Luftzug ließ die Blätter wispern und das Gras rascheln, als sie die knarrenden Stufen hinaufstiegen.
Im Haus war es kalt und dunkel. Auf dem Küchentisch war ein dicker Wachsfleck, wo die dicke Kerze gestanden hatte.
»Oho«, sagte Savannah mit unterdrücktem Kichern. »Ich glaube, wir sind zu lange aufgeblieben.«
Jack drückte ihre Hand. »Ich hätte die ganze Nacht mit dir durchtanzen können, meine Kleine. Es war, als tanze man mit Luft, so leichtfüßig warst du.«
Sie sah blinzelnd zu ihm auf. »Wirklich? Glaubst du, Jeffie wird mich für eine gute Tänzerin halten?«
Jacks Herz konnte sich mit der Vorstellung, seine Savannah, sein kleines Mädchen, würde mit einem Jungen tanzen, nur schwer abfinden. Er lächelte bittersüß. »Ja«, sagte er verhalten. »Sicher wird er sich denken, dass du großartig tanzt.«
Sie grinste. »Danke, Daddy« Dann
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