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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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»Danke, Daddy«
    Jack half den beiden auf den Wagen, Tess vorne mit Caleb auf dem Schoß, Katie hinten mit den Proviantkörben.
    Dann warteten sie auf Savannah. Erst geduldig. Dann zunehmend ungeduldiger.
    »Daddy, wir kommen zu spät. Die guten Sachen werden schon weg sein. Miss Hannah macht die allerbesten Hähnchen, und die möchte ich nicht verpassen.«
    Jack warf einen unwilligen Blick zum Haus. »Warum braucht sie nur so lange?«
    Tess dachte mit bittersüßem Lächeln an ihre erste Verabredung. Sie hatte Stunden vor dem Spiegel verbracht, weil sie perfekt aussehen wollte. Dazu hatte sie sich ein neues Kleid gekauft und sich sogar eine Maniküre bei der Kosmetikerin geleistet. Leider war ihre Verabredung nicht aufgetaucht.
    Tess staunte, dass die Erinnerung daran nicht mehr schmerzte. Über Jahre hinweg hatte sie eine stumme, tonnenschwere Last mit sich herumgeschleppt. Nie wieder hatte sie gewagt, sich zu verabreden, hatte es bis zum College gar nicht richtig versucht. Und auch dann hatte sie sich nicht wirklich darum bemüht. Wenn sie nun an jenes verunglückte Rendezvous dachte, war es nicht mehr als eine vage Erinnerung an etwas, das einer anderen passiert war.
    Sie tätschelte Jacks Hand. »Es ist für sie ein wichtiger Abend. Nur Geduld.«
    »Aber ...«
    In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Savannah trat steif auf die Veranda, die Hände vor sich gefaltet. Das kurzärmelige weiße Batistkleid mit dem kleinen Rosenmuster betonte ihre Figur, die nun schon Andeutungen von weiblichen Formen zeigte. Sie hatte ihr Haar aus dem Gesicht gekämmt und es zu einem lockeren, romantischen Knoten auf dem Hinterkopf aufgetürmt. Im bleichen Licht der Dämmerung leuchtete ihre Haut wie frische Sahne. »Ich bin fertig.«
    Nun erst fiel bei Jack der Groschen. »Savannah?«
    Sie begegnete seinem Blick. Aus ihren großen blauen Augen sprach eine Frage, die nur ihr Daddy beantworten konnte.
    Jack sprang vom Wagen und lief zu ihr. Er nahm mehrere Stufen auf einmal und fasste nach ihren Händen. »Lass sehen.«
    Schüchtern ließ sie seine Hände los und trat zurück.
    »Du bist das hübscheste Mädchen, das mir je vor Augen kam.« Er warf schmunzelnd einen Blick zum Wagen. »Aber sag es deiner Mama nicht weiter.«
    Langsam erhellte ein Lächeln ihre Miene, und sie errötete.
    Er reichte ihr den Arm. »Gehen wir, Mylady?«
    Strahlend hängte sie sich bei ihrem Vater ein und ließ sich von ihm zum Wagen führen. Sie hob ihre Röcke an, stieg langsam, ganz die perfekte Dame, auf die Ladefläche und setzte sich vorsichtig neben Katie.
    »Herrje, Vannah, wieso hast du so lange gebraucht?«
    Savannah lächelte überlegen. »Eine Frau braucht eben länger. So ist es doch, Mama?«
    Tess lächelte verstohlen. »Ganz recht.«
     
    Jack versuchte, sich auf das vertraute Gefühl der ledernen Zügel zwischen den Fingern zu konzentrieren, schaffte es aber nicht ganz. Er saß steif und vornübergebeugt da und wünschte, er hätte einen Hut gehabt, den er tief in die Stirn hätte drücken können. Alles, um seine Augen vor den wachsamen Blicken zu schützen, die er von den Inselbewohnern ernten würde.
    Der Wagen holperte dahin und rüttelte seine Insassen bei jeder Unebenheit der ungepflasterten, mit Steinen übersäten Straße tüchtig durch. Die Dunkelheit, die allmählich das Tageslicht ablöste, färbte das Wasser der Meerenge purpurn und ließ die Umrisse der Bäume vor dem mitternachtsblauen Himmel hervortreten. Dunkelgraue Wolken trieben über ihnen dahin.
    Sie brachten die letzte Biegung hinter sich und rollten nun auf den Versammlungsort zu. Jacks Anspannung stieg, er umklammerte die Zügel noch krampfhafter. Hinter sich hörte er das aufgeregte Geplapper der Mädchen und immer wieder ihr Gekicher. Vage hatte er den Eindruck, dass eine der beiden etwas zu ihm gesagt hatte, aber die Worte erzeugten nur ein dumpfes Summen in seinem Kopf.
    Er brauchte einen Moment, um wahrzunehmen, dass seine Frau seine Hand ergriffen hatte und als stummes Zeichen des Trostes und der Fürsorge ihre Finger schützend um seine Rechte legte.
    Er atmete auf und rang sich ein Lächeln ab, das hoffnungslos gezwungen ausfiel.
    »Schon gut«, murmelte sie und lehnte sich an seine Schulter. »Wir sind zusammen.«
    Zusammen.
    Das Wort beruhigte ihn ein wenig und bot ein Körnchen Hoffnung. In diesem Jahr würde es nicht so schlimm sein, versuchte er sich zu beruhigen. Es ging ihm besser als seit Jahren. Er war stärker. Hatte sich besser in der

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