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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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schwarze Strähne fiel ihm über die Augen. Er lächelte, aber es war ein blasser Abklatsch seines üblichen Lächelns. Tess spürte diese Zurückhaltung wie einen Stich ins Herz.
    Beide kannten die Wahrheit, spürten sie wie kalten Wind über ihre Liebe wehen. Sie waren einander nahe, aber nicht nahe genug. .
    Tess berührte seine Wange in einer bittersüßen Liebkosung. Sie dachte daran, wie sie von ihm geträumt hatte, damals, als er ein gesichtsloser, ruheloser Schatten war, an den man sich im Morgengrauen nicht mehr erinnern konnte. An all die Nächte, in denen sie wach gelegen hatte und sich nach jemandem verzehrte, der sie festhielt, sie küsste und ihr leise Liebesworte zuraunte.
    Und jetzt hatte sie das alles und mehr.
    Doch solange dieses Geheimnis zwischen ihnen stand und sich wie ein Krebsgeschwür durch sein Herz und seine Seele fraß, fragte sie sich, ob sie wirklich irgendetwas hatte.
    Er strich über ihre bebende Unterlippe. »Was ist denn?«
    Tess schloss die Augen. Es gab so viele Fragen, die ihr schwer und fordernd auf der Zunge lagen. Doch wenn sie zu hartnäckig und zu rasch in ihn drang, würde sie ihn kopfscheu machen. Eine falsche Frage, und er würde sich in sich zurückziehen, und sie würde allein sein. Schlimmer noch als allein.
    »Lissa?«
    Sie sah ihn durch einen Tränenschleier an. Es bedurfte all ihrer Kraft, um den Kopf zu schütteln.
    Er starrte sie eindringlich an. »Du möchtest mir Fragen stellen, so ist es doch?«, sagte er leise.
    Sie hielt den Atem an. Hoffnung erfasste sie gegen ihren Willen. »Nein. Du musst es mir sagen wollen.«
    »Was denn?«
    Sie hatte das Gefühl, auf ein ganz schmales Sims über einem tiefen Abgrund zu treten. Vorsichtig tastete sie sich weiter. »Du hast Angst vor etwas. Wenn du darüber sprechen könntest, würde die Angst vielleicht verfliegen.«
    Jack erbleichte. »Ich ... ich kann nicht...«
    Tess wusste, dass sie zu sehr gedrängt hatte. »Pst, nicht.« Sie legte einen Finger auf seine Lippen. »Wir haben alle Zeit der Welt. Es muss ja nicht jetzt sein.«
    Als er ihrem Blick ausweichen wollte, umfasste sie sein Gesicht und zwang ihn, sie anzusehen. »Es ist mein Ernst, Jack. Wann immer du reden willst, werde ich zuhören. Wenn es sein muss, werde ich jede Nacht jahrzehntelang zuhören, und ich werde nie ein Urteil über dich fällen. Das verspreche ich.«
    »Warum?« Das Wort klang erstickt und schien von weither zu kommen.
    »Weil ich dich liebe.«
    Er schien in sich zusammenzusinken. Als die Angst in seinen Augen in Verzweiflung überging, zerriss es ihr das Herz. »Die Ärzte sagen ...« Er schloss beschämt die Augen. »Ich kann darüber nicht sprechen.«
    Traurigkeit erfasste Tess, obwohl sie sich, um Verständnis bemüht, sagte, dass es normal war. Dennoch kam sie sich betrogen und zurückgewiesen vor. Sie wich seinem Blick aus und starrte mit tränenverhangenen Augen den Bettpfosten an.
    »Lissa?«
    Sie schloss die Augen. Eine Niederlage konnte sie verkraften, ein Rückschlag würde sie nicht in die Knie zwingen. Weil sie Jack liebte, würde sie immer wieder versuchen, einen Zugang zu ihm zu finden. Immer wieder.
    Sie schlug die Augen auf und sah ihn an. An den winzigen Riss in ihrem Herzen durfte sie jetzt nicht denken. Er brauchte sie jetzt, brauchte ihre Stärke und Geduld und Liebe. Sie würde ihm dies alles geben. Jeden Tag und auf jede erdenkliche Weise würde sie ihm zu verstehen geben, dass er, Geheimnis oder nicht, geliebt wurde. Und vielleicht, wenn er ihr endlich glaubte, würde er ihr Vertrauen schenken.
    »Wir stehen es durch, Jack. Das verspreche ich dir.«

Hewlett-Packard
    24
    Das Unwetter ließ sich bis Mitternacht Zeit, um sich dann umso heftiger zu entladen.
    Jack wälzte sich ruhelos im Bett. Schweiß trat auf seine Stirn, ein leises angstvolles Stöhnen kam über seine Lippen.
    »Nein.« Das Wort war ein heiseres hoffnungsloses Flüstern. Er warf den Kopf hin und her und kämpfte ums Erwachen. »Nein ...«
    Der Albtraum grub seine Zähne in ihn und riss ihn mit in die wirbelnde, erschreckende Schwärze, die in seiner Seele lauerte.
    Auf der Lichtung roch es nach Schießpulver und Feuer und Tod. Jack stand starr vor Angst da.
    Feuer aus Gewehren und Geschützen erfüllte die Luft. Der Rauch zog in Schwaden über die Lichtung und brannte ihm in den Augen. Regen trommelte auf seinen Kopf und lief ihm in kalten Bächen übers Gesicht. Das ununterbrochene Trommeln der Tropfen war der Widerhall seiner

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