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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Unterlippe. Er beugte sich unmerklich zu ihr.
    Plötzlich wurde Tess gewahr, wo sie war und was sie machte. Sie wollte ihn küssen, wollte geküsst werden, wollte von ihm geliebt und festgehalten werden. Oh Gott...
    Ihr Herz schlug so schnell, dass sie ein Hämmern in Brust und Ohren spürte. »Jack, ich ...« Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und ließ den Satz unvollendet in der sanften, nach Gras duftenden Brise davonschweben.
    Unsicher trat er einen Schritt zurück. »Kannst du allein heruntersteigen?«
    Seine belegte Stimme verriet, dass er ähnlich empfand wie sie. »Ja, geh nur.«
    Er drückte Calebs Korb fest an die Brust und drehte sich um. Als er zum Baum ging, hinterließ er eine Spur im hohen Gras.
    Tess sah ihm nach. Allmählich beruhigten sich ihr Herzschlag und ihre Atmung. Nun erst merkte sie, dass ihre Hände zitterten. Sie war nahe daran gewesen und hätte fast ihre Angst verdrängt und sich genommen, was sie wollte.
    Fast. Aber nicht ganz.
     
    Jack kniete sich vorsichtig auf die Decke und stellte den Korb ab. Er versuchte mit aller Kraft den Blick abzuwenden, doch es war sinnlos und unmöglich. Gegen seinen Willen wurde er von dem Kind im Korb angezogen. Von seinem Sohn.
    Caleb blinzelte ihn an. Sein winziges rotes Gesichtchen wirkte auf der großen braunen Handwebdecke unglaublich klein und hilflos.
    »Hi, Caleb.« Die Begrüßung klang barsch und müde, doch Jack brachte nicht mehr heraus.
    Er wollte die winzige Wange berühren ... und besann sich anders. Es war besser, unbeteiligt zu bleiben, besser nicht...
    Tess kniete sich neben ihn. »Ist er nicht vollkommen?«, sagte sie leise.
    Der Klumpen in Jacks Kehle wurde immer beklemmender. Er nickte und schaute weg, direkt auf den dicken braunen Baumstamm neben ihm. Die Rinde verschwamm peinlich vor seinen feuchten Augen.
    Oh Gott ... Er raffte sich unsicher auf und trat zurück, brachte Distanz zwischen sich und diese Frau, die ihm immer fremder wurde. »Ich hole das Essen.« Damit drehte er sich um und lief zum Wagen.
    Dort angekommen, war er außer Atem, und sein Herz pochte - aber nicht, weil die Strecke so lang gewesen wäre. Es waren die verdammten Veränderungen. Sie würden ihn umbringen.
    Sie brachte ihn um. Die Frau, die er mehr als ein halbes Leben liebte, hatte endlich einen Weg gefunden, ihn zu vernichten.
    Jack, der sich plötzlich müde und uralt und unerträglich allein fühlte, drehte sich um. Tess, Savannah und Katie hielten sich an den Händen und hüpften im Kreis herum. Ihre freudigen Stimmen erhoben sich in die Luft.
    »Ringel-ringel-reia...«
    Sie ließen sich lachend fallen, und man sah ein Durcheinander von Ellbogen und gebauschten Röcken.
    Jack spürte, wie seine Einsamkeit ihm das Herz abdrückte. Er lehnte sich schwer an den Wagen und starrte mit gesenktem Kopf ins Gras. Traurigkeit, Sehnsucht und Bedauern mischten sich und gruben sich immer tiefer in seine Brust, bis das Atmen schmerzte.
    »... Wir fallen!«
    Widerstrebend, doch in dem Wissen, dass er nicht anders konnte, hob er das Kinn und sah zu ihnen hinüber.
    Tess fiel als Erste um, und die Mädchen warfen sich auf sie. Sie umfingen einander und rollten den Hang hinunter, mit flatternden Röcken und fliegendem Haar. Ihr glückliches Lachen griff ihm so ans Herz, dass es fast zersprang.
    »Oh Gott!«, stieß er hervor. Wie sehr er sich wünschte, wie er sich danach sehnte mitzumachen. Nur einmal Teil davon zu sein. Das Verlangen brannte so schmerzlich in seiner Brust, dass er die Fäuste ballte.
    Plötzlich sah Tess ihn an.
    Jacks Atem stockte. Sie lag ausgestreckt im hohen Gras. Ihr Haar umrahmte das Gesicht wie ein goldener Wasserfall, ihre hochgerutschten Röcke enthüllten helle, wohlgeformte Beine.
    Sie setzte sich langsam auf, ohne den Blick von seinem Gesicht abzuwenden. Und dann, ganz unglaublich, legte sie den Kopf schräg. »Mach mit«, kam es über ihre Lippen. »Komm ...«
    Jack hielt sich am Wagen fest, er kämpfte gegen das Gefühl an, langsam und unerbittlich über den Rand einer steilen, schroffen Klippe gezogen zu werden. Vor ihm lag ein Sturz, der seine Seele erschüttern und ihn in unzählige, unauffindbare Teile zerspringen lassen würde.
    Er fuhr sich mit der Zunge nervös über die Lippen. Geh nicht, Jackson.
    Doch er ging schon auf sie zu, von einem Verlangen getrieben, das er mehr als sein halbes Leben gespürt hatte, von einer Liebe, die er nie hatte vergessen oder leugnen können. Erst nach einigen Schritten ging ihm auf, was er

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