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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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schön sah sie aus und plötzlich so zerbrechlich, als könne sie tatsächlich von ihm verletzt werden. Ihre Brust hob sich und fiel in raschen, flachen Zügen.
    Er strich über ihre feuchten Wangen und wischte ihre Tränen fort. Dann starrte er seine nassen Fingerspitzen an und schluckte. »Was hast du, Lissa?«
    »Ich habe Angst.« Das Beben in ihrer Stimme rührte an sein Herz und hätte fast bewirkt, dass er ihr glaubte.
    Er starrte sie lange und eindringlich an, bemüht, die stille, zarte Person, die vor ihm saß, mit der spröden, zornigen Frau in Einklang zu bringen, die er sein halbes Leben lang gekannt hatte. Seine Gefühle verwirrten sich zu einem nicht mehr beherrschbaren Durcheinander. Plötzlich fühlte er sich müde und entsetzlich allein. »Wir müssen zurück«, sagte er und stand auf.
    Seine Frau stand neben ihm auf und schaute ihn an. Helle silberne Linien durchzogen ihre geröteten Wangen und erinnerten ihn mit aller Macht daran, dass sie geweint hatte. Geweint.
    Sie schob eine feuchte Haarsträhne aus den Augen und strich sie nervös hinters Ohr. »Wirst du gemeinsam mit mir mit Katie sprechen?«
    »Tu mir das nicht an, Lissa.« Seine Stimme war ein leises, schmerzliches Flüstern. »Bitte ...«
    »Aber ...«
    »Nein.« Das Wort war eine erstickte Mischung aus Scham und Schmerz. Jack schloss die Augen, von seinen Gefühlen überwältigt. Noch nie hatte er sich so als Versager gefühlt.
    Langes, bleiernes Schweigen senkte sich auf sie. Jack glaubte jede einzelne Sekunde, jeden Herzschlag schmerzhaft zu spüren. Verlange nicht, dass ich mit Katie spreche. Nicht jetzt. Wenn er seine kleine Katie jetzt sehen musste, würde er sich nicht zurückhalten können. Er würde sie in die Arme nehmen und ihre Tränen wegküssen. Und das durfte er nicht, weil er nicht zulassen konnte, dass sie ihm Vertrauen schenkte, ehe er nicht sicher war, dass Lissa sich wirklich geändert hatte. Sie hatten den Kindern wahrlich schon genug Schmerz zugefügt.
    »Na schön, Jack. Ich übernehme es und spreche mit ihr. Aber unter einer Bedingung.«
    Er riss erstaunt die Augen auf. »Bedingung?«
    Sie wischte die letzten Tränenspuren aus den Augen und lächelte zaghaft. »Ja.«
    »Und die wäre?«
    »Ich will, dass du es wenigstens versuchst.«
    Er erstarrte. »Was soll ich versuchen?«
    Sie trat näher und hob ihm das Gesicht entgegen. Laue Nachmittagswinde zausten ihr Haar und füllten die Luft mit dem Duft nach frischem Gras und Wiesenblumen. »Mach wenigstens den Versuch, ein Vater zu sein.«
    Jack schluckte schwer. Sie verlangte das Unmögliche; um es zu versuchen, musste er glauben können. An sie. An sich selbst.
    »Ich ... kann nicht.«
    »Doch, Jack, du kannst es.« Ihr Blick hielt ihn mit großer Zärtlichkeit fest und ließ ihn nicht mehr los. »Vertrau mir.«
     
    Savannah sah ihre Eltern auf den Hof reiten und ließ jäh den Vorhang los. Der schlaffe Stoff fiel zurück und schloss die schwindenden Strahlen der untergehenden Sonne wieder aus.
    Sie drehte sich um und lief zum Herd. Nun galten ihre Gedanken einzig dem Kaninchenbraten, der darauf schmorte.
    »Hat Mama wütend ausgesehen?«, fragte Katie leise und drückte ihre alte, weiche Stoffpuppe an die Brust.
    Savannah wusste, dass es zwecklos war, Unwissenheit zu heucheln. Sie legte behutsam den Holzlöffel aus der Hand, drehte sich um und nahm Katie in die Arme. Mit einem müden Seufzer strich sie ihrer kleinen Schwester übers Haar. »Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen.«
    »Vielleicht sollte ich sagen, dass mir schlecht ist und ich nicht essen kann.«
    Savannah ließ die Kleine los. »Das würde nichts nützen.«
    Katie drückte die Puppe noch fester an sich. Ihre Unterlippe zitterte. Als sie den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, brachte sie kein Wort heraus. Savannah verstand trotzdem. Was gab es denn auch zu sagen?
    »Beeile dich mit dem Tischdecken. Sie wird gleich da sein.«
    Katie zuckte zusammen und nickte. Langsam und mechanisch ging sie an den Schrank und machte sich daran, Teller und Tassen herauszunehmen. Ihre Füße glitten lautlos über den Boden, während sie zwischen Schrank und Tisch hin und her lief. Besteck und Teller klirrten.
    Savannah spürte, wie ihr die Tränen kamen. Rasch drehte sie sich zum Herd um, ehe Katie ihre Schwäche sehen konnte. Bitte, nenne sie nicht dumm, Mama. Bitte ...
    Die Küchentür wurde geöffnet. »Hi, Kinder.«
    Savannah drehte sich um und sah ihre Mutter im Eingang stehen. Lächelnd nahm Tess das Umschlagtuch von

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