Im Banne des schwarzen Schwertes
Tor. Es wollte Elric erscheinen, als könne keine Barriere aus Holz und Eisen dem heftigen Aufprall der Ramme widerstehen, doch das Tor erbebte nur unmerklich - und hielt stand!
Die Männer heulten wie blutgierige Vampire und torkelten beiseite wie Krabben, um die Ramme durchzulassen, die von ihren heranstürmenden Gefährten geführt wurde. Wieder zitterte das Tor, diesmal war es schon deutlicher zu erkennen, aber es hielt noch immer stand.
Dyvim Tvar feuerte brüllend die Männer an, die die Leitern erklommen. Es waren mutige, beinahe verzweifelte Kämpfer, denn von den ersten würde kaum einer die Spitze erreichen und würden, selbst wenn sie es schafften, Mühe haben, am Leben zu bleiben, bis ihre Kameraden eintrafen.
Kochendes Blei zischte aus mächtigen Kesseln herab, die auf Spindeln befestigt waren, welche ein Umkippen und Nachfüllen erleichterten. So mancher mutige imrryrische Krieger stürzte herab, dem kochenden Metall erlegen, ehe er auf dem scharfen Gestein landete. Große Felsbrocken wurden aus Lederbeuteln geschüttelt, die an kreisenden Rädern hingen, diese schwangen über die Zinnen hinaus und ließen knochenbrechenden Tod auf die Belagerer herabregnen. Aber die Angreifer rückten weiter vor, wildes Kriegsgeschrei aussto- ßend, todesmutig die langen Leitern erklimmend, während sich ihre Gefährten unter dem Schilderdach, das sie schützte, darauf konzentrierten, das Tor zu zerstören.
Elric und seine beiden Gefährten konnten den Männern auf den Leitern und an den Rammen in diesem Stadium nur wenig beistehen. Alle drei waren Nahkampfexperten und überließen sogar die Arbeit mit Pfeil und Bogen den rückwärtigen Reihen der Schützen, die unablässig ihre Pfeile in die Reihen der Verteidiger schickten.
Das Tor begann endlich nachzugeben. Risse erschienen im Holz und verbreiterten sich. Dann knirschte überraschend der rechte Torflügel in den überlasteten Angeln und fiel nach innen. Triumphgeschrei stieg von den Angreifern auf, die die Rammen fallen ließen und ihre Kameraden durch die Bresche führten, Äxte und Knüppel wurden wie Sensen und Dreschflegel geschwungen, und Köpfe von Feinden sprangen von den Hälsen wie Weizenähren von ihren Stengeln.
»Die Burg gehört uns!« brüllte Mondmatt und stürmte auf die Bresche im Tor zu. »Die Burg ist erobert!«
»Sprich nicht zu voreilig von Sieg«, erwiderte Dyvim Tvar, doch er lachte dabei und stürmte mit den anderen auf das Bauwerk zu.
»Und wo ist deine düstere Stimmung jetzt?« rief Elric seinem melniboneischen Gefährten zu, doch er hielt inne, als sich Dyvim Tvars Gesicht umwölkte und sein Mund sich grimmig zusammenpreßte. Einen Augenblick lang, noch im Laufen, herrschte Spannung zwischen ihnen, dann lachte Dyvim Tvar laut heraus und machte einen Scherz daraus. »Sie liegt irgendwo, Elric, irgendwo -aber machen wir uns um solche Dinge keine Sorgen, denn wenn das Unglück wirklich über mir schwebt, kann ich doch nicht verhindern, daß es sich auf mich herabsenkt, wenn die Stunde gekommen ist!« Er schlug Elric auf die Schulter, als er die Verwirrung des Albinos bemerkte.
Dann befanden sie sich unter dem hohen Torbogen und im Vorhof des Schlosses, wo sich der Sturm zu Zweikämpfen aufgelöst hatte, wo jeder seinen Gegner suchte und auf Leben und Tod stellte.
Sturmbringer war die erste Klinge der drei, die Blut zu trinken bekam und die Seele eines Wüstenbewohners in die Hölle schickte. Das Lied, das sie anstimmte, als sie in mächtigen Streichen durch die Luft fuhr, war ein böses Lied - böse und triumphierend.
Die dunkelhäutigen Wüstenkrieger waren für ihren Mut und ihre Geschicklichkeit mit dem Schwert berühmt. Ihre gekrümmten Klingen rissen in den Reihen der Imrryrer große Lücken, denn in diesem Augenblick waren die Wüstenbewohner den Melniboneern zahlenmäßig weit überlegen.
Irgendwo oben hatten die mutigen Kletterer sich auf den Zinnen festgesetzt und gingen gegen Nikorns Männer in den Nahkampf, sie zurücktreibend, viele über die nicht durch Geländer geschützten Innenkanten der Wehrgänge treibend. Ein schreiender Krieger stürzte herab und landete beinahe auf Elric, prallte gegen seine Schulter. Elric stürzte schwer auf das von Blut und Regen glitschige Pflaster. Ein übel vernarbter Wüstenkämpfer erkannte seine Chance und huschte heran, einen triumphierenden Ausdruck auf seiner Travestie von Gesicht. Er hob den Krummsäbel und machte Anstalten, Elric den Kopf von den Schultern zu trennen, aber da
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