Im Banne des schwarzen Schwertes
wandte sich ab und sah sich einem bleichen Mondmatt gegenüber, der heiser sagte: »Wir wollen fort von hier, Elric. Yishana erwartet dich wie versprochen in Bakshaan. Du mußt deine Seite der Vereinbarung halten, die ich für dich getroffen habe.«
Elric nickte erschöpft. »Ja - wie es sich anhört, haben die Imrryrer die Burg eingenommen. Wir überlassen sie ihrer Beutelust und verschwinden, solange es noch geht. Gestattest du mir noch ein paar Sekunden allein? Das Schwert lehnt die Seele ab.«
Mondmatt seufzte dankbar. »Ich komme in einer Viertelstunde zu dir in den Hof. Ich möchte einen gewissen Teil der Beute für mich beanspruchen.« Mit klirrender Rüstung ging er die Treppe hinab, während Elric neben dem toten Körper seines Feindes stehen blieb. Er breitete die Arme aus, das bluttriefende Schwert noch immer in der Hand.
»Dyvim Tvar!« rief er. »Du und deine Landsleute seid nun gerächt. Der unbekannte böse Geist, der die Seele Dyvim Tvars gefangenhält, soll sie freigeben, und statt dessen die Seele Theleb K'aarnas nehmen!«
In dem Raum floß und zerströmte etwas Unsichtbares und Unberührbares - das aber dennoch zu spüren war - es wogte und schwebte über der ausgestreckten Leiche Theleb K'aarnas. Elric blickte aus dem Fenster und glaubte das Schlagen von Drachenflügeln zu hören - er roch den scharfen Atem von Drachen -, dann sah er eine Gestalt am Himmel flattern, die den Drachenherrn Dyvim Tvar davontrug.
Elric lächelte schwach. »Die Götter Melnibones schützen dich, wo immer du bist«, sagte er leise, wandte sich von dem Schlachtfeld ab und verließ den Raum.
Auf der Treppe traf er Nikorn aus Ilmar.
Das wettergegerbte Gesicht des Kaufmanns war verzerrt. Der Mann zitterte vor Zorn. In seiner Hand ruhte ein großes Schwert.
»Nun habe ich dich gefunden, Wolf«, sagte er. »Ich habe dir das Leben geschenkt - und dafür hast du mir dies angetan!«
Müde sagte Elric: »Es mußte sein. Doch ich gab mein Wort, daß ich dein Leben verschonen würde. Glaube mir, ich tue es, Nikorn, und würde es auch tun, wenn ich mich nicht dazu verpflichtet hätte.«
Nikorn stand zwei Stufen vor der Tür und versperrte den Ausgang. »Aber ich verschone dich nicht. Los - messe dich mit mir!« Er trat in den Hof hinaus, wo er beinahe über einen toten Imrryrer gestolpert wäre, richtete sich auf und wartete düsteren Blickes darauf, daß Elric ins Freie kam. Elric folgte, das Runenschwert in der Scheide. »Nein.«
»Dann verteidige dich, Wolf!«
Instinktiv bewegte sich die rechte Hand des Albinos zum Schwertgriff, doch er zog die Waffe noch immer nicht. Nikorn fluchte und setzte zu einem gut berechneten Hieb an, der den bleichgesichtigen Zauberer knapp verfehlte. Elric sprang zurück, zog nun doch Sturmbringer, noch immer widerstrebend stand er wachsam und sprungbereit da und wartete auf den nächsten Zug des Bakshaaniten.
Elric wollte Nikorn lediglich entwaffnen. Töten oder verletzen wollte er den mutigen Mann nicht, der ihn geschont hatte, als er ihm völlig ausgeliefert gewesen war.
Nikorn setzte zu einem weiteren mächtigen Schlag an, den Elric parierte. Sturmbringer bebte und pulsierte leise stöhnend. Metall klirrte, dann ging der Kampf ernsthaft los, als Nikorns bebender Zorn in eine nüchterne, gefaßte Kampfeswut umschlug. Elric war gezwungen, sich unter Aufbietung all seiner Geschicklichkeit und Kraft zu verteidigen. Obwohl Nikorn älter war als der Albino und als Stadtkaufmann gewirkt hatte, war er ein hervorragender Schwertkämpfer. Er bewegte sich mit phantastischem Tempo, und zuweilen war Elric nicht nur deswegen in der Defensive, weil er es darauf anlegte.
Doch nun ging mit der Runenklinge eine Veränderung vor. Sie drehte sich in Elrics Hand und zwang ihn, einen Gegenangriff zu beginnen. Nikorn wich zurück - ein nahezu angstvolles Leuchten stand in seinen Augen, als ihm die Macht von Elrics höllengeschmiedeter Klinge aufging. Der Kaufmann kämpfte erbittert - Elric dagegen überhaupt nicht. Er fühlte sich völlig in der Gewalt des jaulenden Schwerts, das grimmig auf Nikorns Klinge einhieb.
Plötzlich zuckte Sturmbringer in Elrics Hand. Nikorn schrie auf. Das Runenschwert verließ Elrics Hand und raste aus eigenem Antrieb auf das Herz seines Gegners zu.
»Nein!« Elric versuchte seine Klinge aufzuhalten, schaffte es aber nicht. Sturmbringer bohrte sich in Nikorns großes Herz und schrillte seinen dämonischen Triumphhinaus. »Nein!« Elric packte den Griff und versuchte die Klinge
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