Im Banne des schwarzen Schwertes
vermindern.
»Ein neuer Anfang!« rief er in den Wind. »Ein neuer Anfang, meine Liebste!«
Und dann ritten sie lachend in Richtung Karlaak an der Tränenwüste, um sich dort vorzustellen, um sich zu bereichern und um an der seltsamsten Hochzeit teilzunehmen, die die Nordländer jemals erlebt hatten.
Drittes Buch
Flammenbringer
Worin Mondmatt mit beunruhigenden Nachrichten aus den Ostländern zurückkehrt...
1
Falken mit blutroten Schnäbeln flogen im kalten Wind. Sie kreisten hoch über einer Horde von Berittenen, die sich unaufhaltsam durch die Tränenwüste wälzte.
Die Horde hatte bereits zwei Wüstenstrecken und drei Bergketten überquert, und der Hunger trieb sie weiter. Die Reiter wurden von Erinnerungen an Geschichten beflügelt, die sie in ihrer östlichen Heimat von Reisenden gehört hatten; ferner von den ermutigenden Worten ihres dünnlippigen Anführers, der vor ihnen im Sattel auf und nieder hüpfte, einen Arm um eine zehn Fuß lange Lanze gelegt, die mit den blutigen Trophäen seiner Plünderungszüge geschmückt war.
Die Reiter bewegten sich langsam und müde; sie wußten nicht, daß sie sich ihrem Ziel näherten.
Weit hinter der Horde verließ ein stämmiger Reiter Elwher, die singende, belebte Hauptstadt der Östlichen Welt, und erreichte nach kurzer Zeit ein Tal.
Die kahlen Skelette der Bäume deuteten auf eine schreckliche Krankheit hin, der sie zum Opfer gefallen waren, und die Hufe des Pferdes wirbelten aschegraue Erde empor während des Galopps durch das Ödland, das einmal das hübsche Eshmir gewesen war, der goldene Garten des Ostens.
Die Pest hatte Eshmir heimgesucht, die Heuschrecken hatten ihm seine Schönheit geraubt. Pest und Heuschrecken trugen denselben Namen - Terarn Gashtek, Lord der Berittenen Horden, ein hagerer Bringer der Vernichtung; Terarn Gashtek, der wahnsinnige Blutvergießer, der kreischende Flammenbringer. Und das war sein anderer Name - Flammenbringer.
Der Reiter, der die Vernichtung sah, die Terarn Gashtek über das sanfte Eshmir gebracht hatte, hieß Mondmatt. Mondmatt war unterwegs nach Karlaak an der Tränenwüste, dem letzten Vorposten der westlichen Zivilisation, von der die Ostländer nur wenig wußten. In Karlaak, das wußte Mondmatt, würde er Elric von Melnibone finden, der nun ständig in der reizvollen Heimatstadt seiner Frau lebte. Mondmatt wollte sein Ziel so schnell wie möglich erreichen, um Elric zu warnen und seine Hilfe zu erbitten.
Er war klein und mutig, er hatte einen breiten Mund und einen dichten roten Haarschopf, doch heute lächelte sein Mund nicht, und sein Körper war über den Hals des Pferdes geneigt, das er in Richtung Karlaak antrieb.
Denn Eshmir, das sanfte Eshmir, war einmal Mondmatts Heimat gewesen, die ihn zusammen mit seinen Vorfahren zu dem geformt hatte, was er heute war.
Fluchend ritt Mondmatt auf Karlaak zu.
Aber das tat auch Terarn Gashtek. Und der Flammenbringer hatte bereits die Tränenwüste erreicht. Die Horde bewegte sich nur langsam, denn sie führte Wagen mit, die zu gewissen Zeiten weit zurückfielen, deren Vorräte aber jetzt gebraucht wurden. Neben den Vorräten enthielt einer der Wagen einen gefesselten Gefangenen, der auf dem Rücken lag und Terarn Gashtek und seine schlitzäugigen Kämpfer verfluchte.
Drinij Bara war nicht nur durch Lederstreifen gebunden, und deshalb fluchte er, denn Drinij Bara war ein Zauberer, der normalerweise auf solche Weise nicht festgehalten werden konnte. Hätte er nicht seiner Leidenschaft für Wein und Frauen nachgegeben, ehe der Flammenbringer über die Stadt herfiel, in der er sich gerade aufhielt, wäre er jetzt nicht so gefesselt, und Terarn Gashtek hätte nicht Drinij Baras Seele in seiner Gewalt.
Drinij Baras Seele ruhte in dem Körper einer kleinen schwarzen Katze - einem Tier, das Terarn Gashtek gefangen hatte und stets bei sich trug, denn wie bei Zauberern aus dem Osten üblich, hatte Drinij Bara seine Seele zum Schutz im Körper der Katze versteckt. Aus diesem Grunde war er nun der Sklave des Anführers der Berittenen Horden und mußte ihm gehorchen, damit der Mann die Katze nicht tötete und so seine Seele in die Hölle schickte.
Es war keine angenehme Situation für den stolzen Zauberer, doch er hatte gar nichts anderes verdient.
Auf dem bleichen Gesicht Elrics von Melnibone standen noch die vagen Spuren früherer Heimsuchungen, doch sein Mund lächelte, und in seinen Augen schimmerte der Friede, als er zu der jungen schwarzhaarigen Frau hinabblickte, mit
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