Im Banne des schwarzen Schwertes
er uns helfen.«
»Ich finde, daß wir keine Zeit damit verschwenden sollten, uns gegen den Abschaum der Bettler übernatürliche Hilfe zu holen«, sagte U-roch. »Bereiten wir uns statt dessen darauf vor, den Angriff mit physischen Mitteln zurückzuschlagen.«
»Du vergißt«, sagte Brut erschöpft, »daß Narjhan aus dem Chaos das Kommando führt. Er ist kein Mensch und hat die ganze Macht des Chaos hinter sich. Uns ist bekannt, daß sich die Grauen Lords weder der Ordnung noch dem Chaos verpflichtet haben, doch zuweilen einer der beiden Seiten helfen, wenn ihnen der Sinn danach steht. Sie sind unsere einzige Chance.«
»Warum wenden wir uns dann nicht an die Kräfte der Ordnung, an die verschworenen Feinde des Chaos, die noch mächtiger sind als die Grauen Lords?« fragte Uroch.
»Weil Tanelorn keiner Seite verpflichtet ist. Wir alle haben unsere Verpflichtungen gegenüber dem Chaos gelöst, ohne gegenüber der Ordnung eine neue eingegangen zu sein. Die Kräfte der Ordnung helfen in solchen Angelegenheiten nur Menschen, die sich ihnen verschworen haben. Die Grauen Lords helfen uns nur, wenn sie dazu Lust haben.« So sprach Zas.
»Ich suche meinen Seher auf«, sagte Rackhir der Rote Bogenschütze, »und wenn er weiß, wie ich das Reich der Grauen Lords erreichen kann, reite ich sofort weiter, denn wir haben nur wenig Zeit. Wenn ich sie sprechen und ihre Hilfe gewinnen kann, werdet ihr bald wissen, ob es mir gelungen ist. Wenn nicht, müßt ihr bei der Verteidigung Tanelorns untergehen, und sollte ich noch leben, stoße ich in jenem letzten Kampf zu euch.«
»Also schön«, sagte Brut. »Reite sofort los, Roter Bogenschütze. Richte dich in deinem Tempo nach dem Flug deiner eigenen Pfeile.«
Rackhir nahm nicht viel mehr mit als seinen Knochenbogen und den Köcher mit rotgefiederten Pfeilen und brach in die Seufzende Wüste auf.
Von Nadsokor aus nach Südwesten durch das Land Vilmir, sogar durch das abstoßende Org mit dem schrecklichen Troos-Wald, loderten Flammen und schwarzes Entsetzen im Gefolge der Bettlerhorde, und in ihrer Mitte ritt, sie verabscheuend und niederträchtig behandelnd, obwohl es sie führte, ein Wesen, das von Kopf bis Fuß in eine schwarze Rüstung gehüllt war und dessen Stimme hohl aus dem Helm schallte. Menschen flohen vor dieser Horde, und wo immer sie gewesen war, blieb das Land als unfruchtbare Wüste zurück. Die meisten wußten, was geschehen war - daß sich die Bettler Nadsokors entgegen jahrhundertealter Tradition als gefährliche Horde aus ihrer Stadt ergossen hatten. Irgend jemand hatte sie bewaffnet, jemand hatte sie nach Norden und Westen auf die Seufzende Wüste zu geführt. Doch wer war der Unbekannte, der sie kommandierte? Normale Menschen wußten es nicht. Und warum zogen die Bettler auf die Seufzende Wüste zu? Hinter Karlaak, dem die Bettler aus dem Weg gegangen waren, gab es keine Stadt, sondern nur die Seufzende Wüste - und dahinter den Rand der Welt. War das ihr Ziel? Wanderten sie wie die Lemminge der eigenen Vernichtung entgegen? Alle hofften es in ihrem Haß auf die schreckliche Horde.
Rackhir ritt durch den klagenden Wind der Seufzenden Wüste, Gesicht und Augen vor den wehenden Sandpartikeln geschützt. Er war durstig und saß bereits einen Tag im Sattel. Vor ihm erhoben sich endlich die gesuchten Felsen.
Er erreichte die Steine und rief durch den Wind: »Lamsar!«
Der Einsiedler erschien auf Rackhirs Ruf hin vor seiner Höhle. Er trug geölte Lederkleidung, an der der Sand festklebte. Sein Bart war gleichermaßen mit Sand verkrustet, und auch die Haut schien die Farbe und Beschaffenheit der Wüste angenommen zu haben. Er erkannte Rackhir sofort an der Kleidung, winkte ihn zu sich und verschwand wieder im Inneren der Höhle. Rackhir stieg ab, führte sein Pferd zum Höhleneingang und trat ein.
Lamsar saß auf einem glatten Stein. »Sei mir willkommen, Roter Bogenschütze«, sagte er. »Ich ersehe aus deinem Benehmen, daß du Informationen von mir haben willst und daß deine Mission eilig ist.«
»Ich brauche die Hilfe der Grauen Lords, Lamsar«, sagte Rackhir.
Der alte Einsiedler lächelte. Es war, als wäre in einem Felsbrocken plötzlich ein Spalt aufgebrochen. »Dein Auftrag muß wichtig sein, wenn du dafür die Wanderung durch die Fünf Tore riskierst. Ich sage dir, wie du die Grauen Lords erreichst, aber der Weg dorthin ist schwierig.«
»Ich bin bereit, ihn zu beschreiten«, erwiderte Rackhir, »denn Tanelorn ist in Gefahr, und die Grauen Lords
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