Im Banne des schwarzen Schwertes
feststellen, daß es euch guttut.«
»Wenn ich nun nicht tanzen will?«
»Du mußt - es ist zu deinem eigenen Besten, bestimmt.«
»Und er...« Rackhir deutete auf einen der mürrischen Männer. »Hat er Spaß daran?«
»Es ist zu seinem eigenen Besten.«
Yerleroo klatschte in die Hände, und daraufhin begannen die blonden Leute mit einem hektischen, sinnlosen Herumgehüpfe. Einige sangen auch. Die mürrischen Leute sangen nicht. Nach kurzem Zögern begannen sie matt herumzustapfen, wobei ihre bekümmerten Gesichter zu den zuckenden Körpern einen seltsamen Gegensatz bildeten.
Nach kurzer Zeit tanzte das ganze Dorf in wirbelnder Bewegung und sang ein monotones Lied.
»Wir sollten lieber gehen«, sagte Lamsar mit feinem Lächeln. Rückwärtsgehend entfernten sie sich von der Szene.
Yerleroo erblickte sie. »Nein - ihr dürft nicht gehen - ihr müßt tanzen!«
Sie machten kehrt und liefen so schnell es der alte Mann vermochte. Die tanzenden Dorfbewohner wechselten die Richtung und wirbelten in einer schrecklichen Perversion von Fröhlichkeit drohend auf sie zu.
»Es hat keinen Sinn«, sagte Lamsar, blieb stehen und beobachtete die Szene mit ironischem Blick. »Wir müssen die Berggötter anrufen. Das ist schade, denn Zauberei kostet mich Kraft. Hoffen wir, daß ihre Magie sich auch auf diese Ebene erstreckt. Gordar!«
Worte einer ungewöhnlich harten Sprache kamen über Lamsars alte Lippen. Die tanzenden Dorfbewohner rückten näher.
Lamsar deutete auf sie.
Die Dorfbewohner versteinerten plötzlich und verwandelten sich auf schreckliche Weise langsam in glatten schwarzen Basalt, eingefangen in hundert verschiedenen Posen.
»Es war zu ihrem eigenen Besten«, sagte Lamsar grimmig lächelnd. »Komm zu dem Ort, an dem sich die Winde treffen!« Und er brachte Rackhir sehr schnell dorthin.
Wo sich die Winde treffen, fanden sie das zweite Tor, eine Säule aus bernsteinbraunem Feuer, durchzogen von grünen Streifen. Sie schritten hindurch und befanden sich sofort in einer Welt aus düsteren, wirbelnden Farben. Der Himmel war dunkelrot, darin bewegten sich zuckend andere Farben, die in ständiger Veränderung begriffen waren. Vor den Männern befand sich ein Wald, düster, blauschwarz, bedrückend, grünfleckig, die Baumwipfel in Bewegung wie ein wogendes Meer. Es war ein heulendes Land voller unnatürlicher Phänomene.
Lamsar schürzte die Lippen. »Auf dieser Ebene herrscht das Chaos. Wir müssen schleunigst zur nächsten vorstoßen, denn natürlich legen es die Lords des Chaos darauf an, uns aufzuhalten.«
»Ist es hier immer so?« fragte Rackhir atemlos.
»Hier herrscht ständig eine Art brodelnder Mitternachtsstimmung - der Rest verändert sich je nach Laune der Lords. Es gibt keinerlei Regeln.«
Sie wanderten eilig durch die blühende Szenerie, die ringsum entstand und sich gleich wieder veränderte. Einmal sahen sie einengewaltigen geflügelten Umriß am Himmel, rauchiggelb und ungefähr von Menschengestalt.
»Vezhan«, sagte Lamsar. »Wollen wir hoffen, daß er uns nicht gesehen hat.«
»Vezhan!« Rackhir flüsterte den Namen nur -war es doch Vezhan gewesen, dem er einmal Treue geschworen hatte.
Sie krochen weiter, ohne eine genaue Vorstellung von der Richtung oder gar ihrer Geschwindigkeit zu haben, so aufwühlend war das Land ringsum.
Nach einiger Zeit erreichten sie die Küste eines seltsamen Ozeans.
Es war ein graues, bewegtes, zeitloses Meer, eine geheimnisvolle See, die sich bis in die Unendlichkeit erstreckte. Jenseits dieser wogenden Wasserebene konnten sich keine anderen Küsten
erstrecken. Keine Ländereien oder Flüsse oder dunkle, kalte Wälder, keine anderen Männer oder Frauen oder Schiffe. Es war ein Meer, das ins Nichts reichte. Es war in sich geschlossen - ein See.
Über diesen zeitlosen Ozean schwebte eine brütende ockerfarbene Sonne, die bedrückende schwarze und graue Schatten auf das Wasser warf und der ganzen Szene den Eindruck vermittelte, als befinde sie sich in einer riesigen Höhle, denn der Himmel selbst war knorrig und geschwärzt von alten Wolken. Und die ganze Zeit war unheilverkündend das Brausen der Brecher zu hören, die einsame, schicksalhafte Monotonie der sich ewig erhebenden weißgekrönten Wellen; ein Geräusch, das weder Tod noch Leben ankündigte und weder Krieg noch Frieden - lediglich Existenz und sich verschiebende Unharmonie. Sie konnten nicht weiter.
»Dies hat irgendwie einen Hauch von unserem Tode«, sagte Rackhir erzitternd.
Das Meer rauschte
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