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Im Banne des schwarzen Schwertes

Im Banne des schwarzen Schwertes

Titel: Im Banne des schwarzen Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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feuergleich die Strahlen der Sonne.
    Sie näherten sich dem Kuppelbau und erblickten gewaltige Marmorsäulen, die sich auf einer Plattform aus milchigem Jade erhoben. In der Mitte der Plattform krümmte sich eine Treppe aus blauem Gestein empor und verschwand in einer runden Öffnung. Große Fenster klafften in den Flanken des hohen Bauwerks, doch sie vermochten nicht nach drinnen zu schauen. Bewohner waren nicht zu sehen, und etwas anderes wäre den beiden Männern auch seltsam vorgekommen. Sie überquerten die gelbe Lichtung und traten auf die Jadeplattform. Sie fühlte sich warm an, als wäre sie der Sonne ausgesetzt gewesen. Auf dem glatten Stein wären sie beinahe ausgerutscht.
    Sie erreichten die blauen Stufen und erstiegen sie, nach oben blickend, doch noch immer vermochten sie nichts zu sehen. Sie fragten sich nicht, warum sie so zielstrebig in das Gebäude eindrangen; es kam ihnen ganz natürlich vor, daß sie so handelten und nicht anders. Eine Alternative gab es nicht. Der Ort wirkte irgendwie vertraut. Rackhir spürte diese Vertrautheit, wußte aber nicht, worauf sie zurückzuführen war. Drinnen erstreckte sich ein kühler, schattiger Saal, eine Mischung aus weicher Dunkelheit und grellem Sonnenlicht, das durch die Fenster hereindrang. Der Fußboden war perlrosa und die Decke erstrahlte in einem tiefen Scharlachrot. Der Saal erinnerte Rackhir an eine Gebärmutter.
    In tiefen Schatten halb verborgen, klaffte eine kleine Tür, dahinter führten Stufen aufwärts. Rackhir wandte sich fragend zu Lamsar um. »Setzen wir die Erkundung fort?«
    »Wir müssen es - damit wir, wenn möglich, Antwort auf unsere Frage finden.«
    Sie erklommen die Stufen und befanden sich gleich darauf in einem kleineren Saal, der dem darunterliegenden sehr ähnelte. Dieser Raum jedoch war mit zwölf breiten Thronsitzen ausgestattet, die in der Mitte zu einem Halbkreis arrangiert waren. An der Wand standen nahe der Tür mehrere blaugepolsterte Stühle. Die Thronsitze schimmerten golden und waren mit feinem Silber verziert und mit weißem Tuch gepolstert.
    Hinter dem Thron ging eine Tür auf, und ein großer, zerbrechlich wirkender Mann erschien, gefolgt von anderen, deren Gesichter beinahe identisch aussahen. Nur die Roben unterschieden sich merklich. Die Gesichter waren bleich, beinahe weiß, die Nasen gerade, die Lippen dünn, aber ohne grausamen Schwung. Die Augen jedoch waren unmenschlich - grüngefleckte Augen, die traurig gefaßt in die Welt starrten. Der Anführer der großen Männer sah Rackhir und Lamsar an. Er nickte und bewegte eine langfingrige bleiche Hand in anmutiger Geste.
    »Seid willkommen«, sagte er. Seine Stimme klang hoch und zart wie die eines Mädchens, besaß jedoch eine wunderschöne Modulation. Die anderen elf Männer setzten sich auf die Thronstühle, nur der erste, der gesprochen hatte, blieb stehen. »Setzt euch bitte«, sagte er.
    Rackhir und Lamsar setzten sich auf zwei purpurne Stühle.
    »Wie seid ihr hierhergekommen?« wollte der Mann wissen.
    »Durch die Tore aus dem Chaos«, antwortete Lamsar.
    »Und suchtet ihr unser Reich?«
    »Nein - wir sind auf dem Wege in die Domäne der Grauen Lords.«
    »Das dachte ich mir, denn Leute aus eurer Welt besuchen uns meistens nur durch Zufall.«
    »Wo sind wir?« fragte Rackhir, als der Mann sich auf dem verbleibenden Thron niederließ.
    »An einem Ort jenseits der Zeit. Einst gehörte unser Land auch zur Erde, weißt du, doch in ferner Vergangenheit wurde es irgendwie von ihr getrennt. Unsere Körper sind im Gegensatz zu den euren unsterblich. Das haben wir uns selbst so ausgesucht, doch wir sind nicht an unser Fleisch gebunden wie ihr.«
    »Ich verstehe das nicht«, antwortete Rackhir stirnrunzelnd. »Was willst du damit sagen?«
    »Was ich zu sagen habe, habe ich dir in den denkbar einfachsten Begriffen dargelegt. Wenn du noch immer nicht weißt, was ich meine, kann ich dir keine weiteren Erklärungen liefern. Wir heißen die Wächter - obwohl wir nichts bewachen. Wir sind Krieger, doch wir kämpfen gegen nichts.«
    »Was tut ihr sonst noch?« wollte Rackhir wissen.
    »Wir existieren. Ihr wollt sicher wissen, wo das nächste Tor liegt?«
    »Ja. Das ist in der Tat unsere Frage.«
    »Erfrischt euch hier, dann zeigen wir euch das Tor.«
    »Was ist eure Funktion?« fragte Rackhir. »Unsere Funktion ist es, unsere Funktion zu erfüllen«, gab der Mann zurück. »Ihr seid keine Menschen!« »Wir sind Menschen. Ihr seid es, die ihr Leben damit verbringen, etwas zu

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