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Im Banne des schwarzen Schwertes

Im Banne des schwarzen Schwertes

Titel: Im Banne des schwarzen Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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im Griff. Als er noch fünf Schritte vor Elric war, verbeugte sich Dyvim Tvar langsam, den Kopf vorgeneigt, das Gesicht verhüllt. Als er wieder aufsah, begegneten seine Augen dem Blick Elrics und ließen ihn nicht wieder los.
    »Dyvim Tvar, Lord der Drachenhöhlen, grüßt Elric, den Herrn Melnibones, Exponent seiner geheimen Künste.« In rituellem Ton sprach der Drachenherr die uralte Begrüßung.
    Elric war nicht so selbstbewußt, wie seine Antwort erkennen ließ: »Elric, Herr von Melnibone, grüßt seinen loyalen Untertanen und verlangt Anhörung bei Dyvim Tvar.« Nach uraltem melniboneischem Brauch geziemte es sich nicht, daß der König bei einem seiner Untergebenen eine Audienz erbat, und der Drachenherr verstand das auch.
    »Es wäre mir eine Ehre, wenn mein Herr mir gestattete, ihn zu meinem Zelt zu begleiten«, sagte er.
    Elric stieg ab und ging Dyvim Tvar voraus zu dessen Hochzelt. Mondmatt stieg gleichfalls ab und wollte folgen, doch Elric hielt ihn mit einem Wink zurück. Die beiden imrryrischen Edelleute betraten das Zelt.
    Drinnen verstärkte eine kleine Öllampe das dämmerige Tageslicht, das durch den farbenfrohen Stoff hereindrang. Das Zelt war einfach eingerichtet - ein hartes Soldatenbett, ein Tisch und mehrere geschnitzte Holzstühle. Dyvim Tvar verbeugte sich und deutete stumm auf einen dieser Stühle. Elric setzte sich.
    Mehrere Sekunden lang schwiegen die beiden Männer. Keiner der beiden ließ ein Gefühl auf dem beherrschten Gesicht erscheinen. Die beiden starrten sich nur an. Schließlich sagte Elric: »Du kennst mich als Verräter, als Dieb, als Mörder an meiner eigenen Sippe, als Töter meiner Landsleute, Drachenherr.«
    Dyvim Tvar nickte. »Wenn es mein Herr gestattet - so stimme ich ihm zu.«
    »Früher waren wir unter vier Augen nie so formell miteinander«, stellte Elric fest. »Vergessen wir Ritual und Tradition - Melnibone ist vernichtet, und seine Söhne wandern durch die Welt. Wir begegnen uns wie früher - als Gleiche - nur ist dies jetzt wahrhaft so. Wir sind gleichgestellt. Der Rubinthron ist in der Asche Imrryrs zerfallen, und nun kann kein Herrscher mehr zu Hof sitzen.«
    Dyvim Tvar seufzte. »Das stimmt, Elric - aber warum bist du gekommen? Wir waren es zufrieden, dich zu vergessen. Selbst als unsere Rachegedanken noch frisch waren, haben wir keinen Versuch gemacht, dich zu suchen. Bist du gekommen, um uns zu verspotten?«
    »Du weißt, daß ich das niemals tun würde, Dyvim Tvar. Ich schlafe heute kaum noch, und wenn ich es tue, verfolgen mich Träume, die mich lieber wachen lassen. Du weißt, daß Yyrkoon mich zu meiner Tat zwang, als er den Thron zum zweitenmal an sich brachte, nachdem ich ihm die Regentschaft anvertraut hatte, in deren Verlauf er - wiederum zum zweitenmal - seine Schwester, die ich liebte, in einen Zauberschlaf versetzte. Jener Piratenflotte zu helfen, war meine einzige Hoffnung, ihn zu zwingen, seine Tat rückgängig zu machen und Cymoril von dem Zauber zu befreien.
    Rachegedanken bewegten mich, doch es war Sturmbringer, mein Schwert, das Cymoril tötete, nicht ich.«
    »Dessen bin ich mir bewußt.« Wieder seufzte Dyvim Tvar und fuhr sich mit einer juwelengeschmückten Hand über das Gesicht. »Aber es erklärt nicht, warum du gekommen bist. Zwischen dir und deinem Volk sollte es keinen Kontakt geben. Wir haben genug von dir, Elric. Selbst wenn wir es zuließen, daß du uns wieder führst, würdest du doch nur deinen eigenen Weg der Verdammnis gehen und uns mit dir ins Verderben reißen. Für mich und meine Männer gibt es dort keine Zukunft.«
    »Richtig. Aber ich brauche eure Hilfe, dieses eine Mal - dann mögen sich unsere Wege wieder trennen.«
    »Wir sollten dich töten, Elric. Aber was wäre das schlimmere Verbrechen? Auf die Gerechtigkeit zu verzichten und unseren Verräter zu töten -oder Regentenmord? Du gibst mir damit ein Problem auf zu einer Zeit, da ich bereits zu viele Probleme habe. Sollte ich versuchen, es zu lösen?«
    »Ich habe nur meine Rolle in der Geschichte gespielt«, sagte Elric nachdrücklich. »Irgendwann hätte die Zeit vollbracht, was ich getan habe. Ich ließ den Tag lediglich früher anbrechen - und zwar zu einem Zeitpunkt, da du und deine Leute noch widerstandsfähig genug wart, um dagegen zu kämpfen und euch einer neuen Lebensart zuzuwenden.«
    Dyvim Tvar setzte ein ironisches Lächeln auf. »Das ist ein seltsamer Standpunkt, Elric - und es steckt sogar ein Körnchen Wahrheit darin, das will ich dir zugestehen. Aber

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