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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Stellen, die sie nicht zu erreichen vermochte, rieb sie am rauen Fell unter sich.
    „Oh, Grundgütiger! Helen!“ Tante Nell eilte ans Bett und legte ihr eine Hand auf die Schulter, weil sie ihre Nichte daran hindern wollte, sich die Haut aufzuscheuern. Helen zuckte zusammen und schlug die Hand fort, um sich zu kratzen. In dem Augenblick fiel Nell der Gestank auf, den Helen verströmte, und entsetzt fuhr sie zurück. „Was hat er dir bloß angetan?“
    „Die Öle und Blütenblätter haben sich nicht mit dem Stinkkraut vertragen“, jammerte Helen, während sie keuchend um Atem rang.
    „Das rieche ich selbst“, murmelte Tante Nell und hielt sich mit Daumen und Zeigefinger die Nase zu. „Aber weshalb kratzt du dich so, Helen? Was hat den Juckreiz ausgelöst?“
    Helen rollte sich zusammen und kratzte sich an Beinen, Füßen und zwischen den Zehen, ehe sie antwortete. „In einer der Phiolen, die Ducky ihm gebracht hat, war ein mit Pfingstrosen versetztes Duftöl!“
    „Oh, nay!“, rief die Kammerfrau erschrocken, als Tante Nell sich zu ihr umdrehte. „Das wusste ich nicht, ich schwör’s. Er hat mich angewiesen, alles herbeizuschaffen, was Wohlgeruch verströmt. Also habe ich die Küche geplündert. Anschließend bin ich zur alten Joan, der Heilerin, gegangen und habe sie um alles gebeten, das gut riecht. Allerdings ist mir nicht in den Sinn gekommen zu prüfen, was sie mir gegeben hat.“ Schuldbewusst betrachtete sie ihre Herrin, die sich hin und her wand. „Oh, Mylady, es tut mir ja so leid!“
    Helen war zu sehr in Pein, um etwas zu erwidern. Sie spürte, dass ihre beiden Freundinnen sie hilflos ansahen.
    „Hole die alte Joan her“, wandte Tante Nell sich an Ducky. „Erkläre ihr, was geschehen ist. Bestimmt hat sie eine Salbe oder irgendetwas anderes, das hilft.“
    Ducky nickte und hastete aus der Kammer. Tante Nell wartete, bis sie fort war, dann drehte sie sich besorgt zu Helen um. „Du musst aufhören, dich zu kratzen, sonst bleiben Narben zurück.
    Bitte.“ Sie näherte sich so weit, dass sie Helen sanft die freie Hand auf die Schulter legen konnte. Als Helen sie auch dieses Mal fortschlagen wollte, packte Nell sie bei den Fingern und hielt sie fest. „Du musst aufhören.“
    „Nay“, schluchzte Helen und versuchte, ihre Hand zu befreien. „Dieser Ausschlag macht mich wahnsinnig.“
    Nell presste die Lippen aufeinander und schwieg.
    Helen schien es, als lausche sie auf etwas, und wusste bei der nächsten Frage auch die Antwort darauf.
    „Du keuchst ja, Mädchen. Hast du Schwierigkeiten, Luft zu bekommen? Verflixt! Ich hätte Ducky anweisen sollen, ein neues Bad zu richten. Wir sollten das Pfingstrosenöl abwaschen.“ Sie ließ Helens Hand los, wirbelte herum und eilte aus dem Gemach.
    Sogleich kratzte Helen sich wieder. Sie wusste, dass sie es unterlassen sollte, aber ihr war, als krabbelten ihr Hunderte Spinnen über die Haut und kitzelten sie mit ihren winzigen Beinchen.
    Wahrscheinlich war ihre Tante nur wenige Augenblicke fort, doch Helen kam es wie eine Ewigkeit vor. Nell kehrte mit einer ganzen Schar an Bediensteten zurück, die ihren persönlichen Badezuber sowie frisches Wasser brachten. Ducky war ihr dicht auf den Fersen und führte die alte Joan herein, von der sie all die Duftöle erhalten hatte.
    Die Heilerin warf nur einen Blick auf Helen, trat ans Bett und ergriff ihre Hände. „Nicht“, sagte sie bestimmt, als Helen sich zur Wehr setzte. „Sorg dafür, dass sie sich nicht kratzt“, befahl sie Ducky. Diese kam rasch herbei und nahm neben Joan Aufstellung, aber es bedurfte Nells Unterstützung, um Helen festzuhalten, während die Heilerin sich daranmachte, Salben und Tinkturen zu vermischen.
    „Achte darauf, dass der Gestank bleibt“, warf Helen in einem Anflug von Boshaftigkeit ein und scheuerte sich den Rücken am Fell, da sie ihre Finger nicht benutzen konnte.
    Verstimmt sah Joan sie an, doch es war Tante Nell, die ungläubig ausrief: „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er die Ehe noch vollziehen will?“
    Helens Gedanken gingen eher in Richtung Rache. Sie selbst nahm den Gestank nicht mehr wahr, der ihr anhaftete. Vermutlich hatte er ihren Geruchssinn völlig durcheinandergebracht. Aber am
    Verhalten der anderen merkte sie, dass der Geruch nach wie vor durchdringend sein musste. Und während sie so dalag und sich verzweifelt danach sehnte, den unbezähmbaren Juckreiz am ganzen Körper zu bezwingen, befand sie, dass sie und ihr Gemahl viel mehr Zeit miteinander

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