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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Ehe nunmehr völlig außer Frage. Der einzige Lichtblick war, dass seine Braut ebenso jämmerlich dreinblickte, wie er sich seit seiner Ankunft auf Tiernay fühlte.
    Aye, das entschädigte ihn für das kalte, kahle Kämmerlein, die greise Magd, das Eisbad, den grässlichen Fraß, das abscheuliche Bier, das verflohte Bett und den unerträglichen Atem seiner Braut -ganz zu schweigen von ihrem Winkelzug heute, der ihn hätte in den Fluss befördern sollen. Doch während er den Flöhen und der Kammer hatte entfliehen können, musste sie in ihrem eigenen Gestank schmoren. Aye, wäre dies hier geplant gewesen, hätte es sich als brillante Strategie entpuppt.
    „Oh, nay !“
    Der Aufschrei riss Hethe aus seinen Gedanken. Er warf seiner Gemahlin einen scharfen Blick zu und sah bestürzt, dass sie tiefrot anlief. „Was ist denn?“
    „Diese Blütenblätter - von welchen Blumen stammen sie?“, fragte Lady Helen eindringlich.
    Einen Moment lang starrte Hethe sie verständnislos an, ehe ihm auffiel, dass ihre Augen immer verquollener wirkten und sich röteten - wie am Tag ihres Ausflugs, da sie auf der Wiese gesessen hatten. Ungläubig riss er die Augen auf. Bildete er sich das nur ein oder roch es tatsächlich leicht nach ... ? Er blickte in den Korb, den er nach wie vor hielt, holte eine Phiole nach der anderen hervor und schnupperte kurz daran. Der Duft der größten ließ ihn stutzen. Es war das Gefäß, dessen Inhalt er zu Anfang ins Wasser gegeben hatte, um seine Braut anschließend damit zu bespritzen. Entsetzt sah er sie an, was sie allerdings nicht bemerkte, da sie die Arme aus dem Wasser gehoben hatte und sie fassungslos betrachtete. Selbst vom Fenster aus konnte Hethe den starken Ausschlag erkennen, der sich auf ihrer Haut ausbreitete.
    „Pfingstrosen!“, rief sie bestürzt und sprang aus dem Wasser, als handele es sich um das Höllenfeuer. Nun sah Hethe, dass der dunkelrote Ausschlag nicht nur ihre Arme befallen hatte. Er zeigte sich überall dort, wo ihre Haut mit dem Wasser in Berührung gekommen war. Ach, herrje - das vergilt in der Tat alles, was sie mir angetan oder anzutun versucht hat, dachte er schwach, während Lady Helen die Arme ausstreckte und sich ihm langsam zuwandte.
    „Ihr habt mir Pfingstrosen ins Wasser getan?“, fragte sie entgeistert.
    Sprachlos hielt er die leere Phiole hoch. Er war sicher, dass sich keine Blütenblätter in dem Gefäß befunden hatten, sondern Öl. Lady Helens jämmerliches Wehklagen war ohrenbetäubend. Von Gewissensbissen übermannt, stahl Hethe sich zur Tür. Das sah nicht gut aus. Ganz und gar nicht. Nay. Etwas Derartiges hatte er keineswegs beabsichtigt. Das war ... Nun, es ist schrecklich, befand er, als er die Tür erreichte und hastig die Hand danach ausstreckte.
    Als Lady Helen bemerkte, dass er flüchten wollte, erdolchte sie ihn regelrecht mit dem Blick. „Wohin geht Ihr?“
    Schuldbewusst zuckte Hethe zusammen, die Hand an der Tür. „Gehen?“
    „Aye. Ihr wollt mich in diesem Zustand doch nicht allein lassen, oder?“, klagte sie.
    „Euch allein lassen? Aber nicht doch.“ Als sie, eine übel riechende Wolke vor sich herschiebend, auf ihn zukam, machte er sich am Türriegel zu schaffen. „Nay, selbstredend nicht“, versicherte er ihr ernst, ehe ihn mit einem Mal unbezähmbare Heiterkeit überkam. Wie aberwitzig dies alles doch war! Lady Helen hatte sich mit ihrem Plan praktisch selbst bezwungen! Er konnte sich das Lachen kaum verkneifen und spürte, wie seine Lippen sich unwillkürlich verzogen. Was Lady Helen nur noch mehr aufzubringen schien.
    „Nay“, wiederholte er hastig. „Ich wollte nur Eure Kammerfrau hochschicken, damit sie Euch beistehen kann ... Und vielleicht hole ich auch Eure Tante“, murmelte er, zog die Tür auf und schlüpfte hindurch, solange er noch konnte. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, als aus dem Gemach ein verzweifelter Aufschrei ertönte und etwas von innen gegen die Tür prallte.
    Nun, da seine Braut ihm nicht länger mit ausgebreiteten Armen und über und über mit Pflanzenteilen bedeckt gegenüberstand, wich seine Heiterkeit tiefer Sorge. Auf der Suche nach Hilfe eilte er zur Treppe und hinab in die Große Halle.
    Helen warf sich auf dem Bett hin und her und kratzte sich wie verrückt, als Tante Nell und Ducky endlich erschienen. Doch sie schaute nicht einmal auf, um zu sehen, wer hereingekommen war. Stattdessen wälzte sie sich weiter hin und her und kratzte sich überall dort, wo sie hinlangen konnte.

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