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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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verbringen und sich besser kennenIernen sollten. Sie würde sich an ihn klammern wie Efeu an eine Mauer, entschied sie grimmig.
    „Versuch einfach, den Gestank zu belassen“, zischte sie Joan zu, als ihr aufging, dass die anderen ihrer Antwort harrten.
    Kopfschüttelnd schob die alte Joan die Kräuter beiseite, die sie vermengt hatte, und machte sich erneut ans Werk.
    Hethe tappte den Gang entlang, wobei er sich in der Finsternis mehr vorwärts tastete, als dass er seinen Weg sah. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, wenngleich er vom Fenster seiner winzigen, kalten Kammer aus bereits die hellroten und rosafarbenen Streifen der Dämmerung ausgemacht hatte. Diese Nacht war alles andere als behaglich gewesen. Das Bett hatte er gemieden, um sich nicht den Flöhen zum Fraß vorzuwerfen. Stattdessen hatte er abermals auf dem maroden Stuhl am kalten, feuerlosen Kamin geschlafen. Selbst das war jedoch besser gewesen, als in dem Gemach zu nächtigen, das seine Braut mit dem Hauch von Pfingstrosen und Stinkkraut verpestet hatte.
    Allmächtiger, allein der Gedanke, nun dorthin zurückkehren zu müssen, ließ ihn zusammenzucken. Aber es musste sein. Lord Templetun und die übrigen Männer hatten sich zurückgezogen, gleich nachdem sie Hethe ins Brautbett gesteckt hatten. Wenigstens war Templetun nicht unten in der Halle gewesen, als Hethe nach Lady Shambleau und der Kammerfrau seiner Gemahlin gesucht hatte. Auch war es Templetun offenbar gelungen, während der Wirrungen, die auf die Brautbettzeremonie gefolgt waren, selig weiterzuschlummern. Daher ahnte er nicht, was diese Nacht vorgefallen war, und Hethe hoffte, dafür sorgen zu können, dass es so blieb. Und wenn der königliche Gesandte schließlich kommen würde, um den Beweis für den Vollzug der Ehe einzufordern, musste Hethe ihm einen solchen liefern können. Wobei er bezweifelte, dass seine Braut in der entsprechenden Verfassung war. Wie er gehört hatte, hatte sie keine angenehme Nacht gehabt.
    Wenn Templetun jedoch keinen solchen Beweis erhielt, würde die Hölle los sein, und Hethe hatte in jüngster Zeit genug Vorgeschmack auf selbige erhalten. Als daher das erste Licht den Horizont erhellte, riss er einen Streifen vom Laken seines Bettes - wobei er sich so weit als möglich von dem verflohten Fellfetzen fernhielt. Alsdann schüttelte er das Tüchlein aus und band es sich vor Nase und Mund. Danach brachte er sich einen kleinen Schnitt an der Hand bei, besprenkelte die Mitte des verbliebenen Lakens mit seinem Blut und zog es von der Matratze. Wenig später schlich er durch die Gänge von Tiernay Castle zum Gemach seiner Gemahlin. Dabei erkannte er, dass er das Laken sorgfältiger hätte ausschütteln sollen, denn just hatte ihn etwas an dem Arm gezwickt, unter den er sich den zusammengeknüllten Stoff geklemmt hatte. Die Flöhe hatten ihre Wohnstatt noch nicht aufgegeben.
    Er schritt ein wenig rascher aus und ertastete erleichtert eine Tür in der Mauer. Kurz blieb er stehen, holte tief Luft, öffnete dann lautlos die Tür und schlüpfte hindurch. Auf dem fensterlosen Gang war es stockdunkel gewesen, in die Kammer seiner Gemahlin hingegen ergoss sich bereits die rotgoldene Glut des Morgens. Widerstrebend löste sich Hethe vom Eingang, spähte in Richtung Bett und betrachtete die schlafende Frau. Das Licht schmeichelte ihr in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht gerade, sondern betonte die roten Flecken des Ausschlags auf ihrer sonst makellosen Haut.
    Hethe besaß so viel Anstand, sich zu schämen. Das hatte er wirklich nicht gewollt. Er hatte die Beherrschung verloren und kopflos gehandelt. Ohne nachzudenken hatte er wahllos Duftöle und Blüten ins Badewasser geschüttet. Dabei hätte er es besser wissen müssen. Kopflos zu handeln konnte überaus gefährlich sein. Oft genug brachte es einen Menschen um - und offenbar sorgte es bei Frauen für Ausschlag. Er verzog das Gesicht
    Jäh klopfte es an der Tür. Hethe fuhr zusammen und wandte ruckartig den Kopf. Auf halbem Weg verharrte er. So, wie er sich hergerichtet hatte, konnte er unmöglich aufmachen. Also zog er sich den Stoffstreifen vom Gesicht und eilte mit finsterer Miene zur Tür, während der Gestank ihn zu überwältigen drohte. Bemüht, nicht zu würgen, ließ er das Laken los, um sich die Tunika auszuziehen und achtlos fallen zu lassen. Danach hob er das Laken wieder auf und positionierte sich so hinter der Tür, dass er nicht gesehen werden konnte. Er öffnete gerade so weit, dass er dem Klopfenden - wer

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